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Alienkot auf der Venus? Steht uns der Kontakt mit Außerirdischen kurz bevor?

Wann wir endlich nachschauen können, wer auf der Venus lebt – und wie hoch die Chancen stehen, dass die Außerirdischen uns versklaven.
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imago images / ZUMA Wire 

Forscherinnen haben vielleicht, eventuell, möglicherweise Alienkot auf der Venus gefunden. Die Wissenschaftlerinnen formulieren das natürlich deutlich vorsichtiger: Die Entdeckung von Phosphingas, einer Verbindung aus Phosphor und Wasserstoff, sei "kein robuster Beweis für das Leben" auf der Venus, betonte das Team unter der Leitung von Jane Greaves, einer Astronomin an der Cardiff University. Die Studie erschien am Montag in Nature Astronomy.

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Die Forschenden hatten mit Teleskopen auf Hawaii und in der Atacama-Wüste in Chile die Wolken über der Venus untersucht. Monophosphan, auch Phosphin genannt, kommt auch auf der Erde vor: als künstlicher Teil von Insektenvernichtungsmitteln. Oder als natürliches Stoffwechselprodukt von Bakterien, die in Pinguinkot leben und sich von giftigem Phosphan ernähren. Derzeit gibt es jedoch keine abiotische Erklärung für das Vorhandensein des Gases auf der Venus, was bedeutet, dass ein biologischer Ursprung nicht ausgeschlossen werden kann.


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Haben wir also Alienkot auf der Venus gefunden? Und wenn ja, was heißt das für uns? Möglicherweise sind die Aliens aber tatsächlich dort draußen oder bereits unter uns. Eventuell wollen sie uns vernichten oder auch nur ihren leuchtenden Zeigefinger nach uns ausstrecken. Wird Donald Trump sie begrüßen oder sollten wir lieber gar keinen Kontakt aufnehmen? Und müssten wir mit Photonenstrahlern und Maschinenpistolen aufrüsten, um sie aufzuhalten?

Wir haben mit zwei Alienforschenden – einer Biologin und einem Soziologen – darüber gesprochen, was der Fund bedeutet und was uns jetzt erwartet.

Wie sucht man überhaupt Leben im All?

"Weil man nicht so einfach hinfliegen kann, beobachtet man Sonnenstrahlen, die von der Venus, beziehungsweise ihrer Atmosphäre auf die Erde reflektiert werden", sagt Ruth-Sophie Taubner. Sie ist Astrobiologin und arbeitet am Institut für Ökogenomik und Systembiologie der Universität Wien.

Man kann sich das wie ein Prisma vorstellen. An gewissen Stellen im

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Lichtspektrum sind Löcher, weil bestimmte Wellenlängen absorbiert werden. "Die deuten auf bestimmte Stoffe hin, wie in diesem Fall Monophosphan. Ein indirekter Beweis für seine Existenz – wenn auch ein schwacher."

Aber von wem kommt das Monophosphan? Nicht von Venus-Pinguinen, außer sie können fliegen, denn der Stoff wurde etwa in 60 Kilometer Höhe nachgewiesen. "Dort hat die Venus ganz gute Voraussetzungen für Lebewesen: 30 Grad und die Hälfte des erdatmosphärischen Drucks", sagt Ruth.

Die Venus ist fast ein Zwilling der Erde, etwa gleich groß und schwer. Anders als die Erde ist die Oberfläche der Venus aber nicht mehr bewohnbar für Lebewesen, wie wir sie kennen. "Es herrschen über 400 Grad Hitze und 90 bar Druck, als würden Erdenbewohner in fast einem Kilometer Tiefe tauchen", sagt Ruth.

Schuld daran ist der Venus-Klimawandel. Den Treibhauseffekt gibt es auf dem Planeten schon deutlich länger. "Die Venus ist mehr oder weniger unser schlechtes Vorbild." Das bedeutet auch, wenn wir die Erderwärmung nicht aushalten, könnte von uns in einigen Milliarden Jahren nur noch phosphanfressende Mikroben übrig sein.

Also hinfliegen?

Was genau den Stoff verursacht hat, werden wir wohl frühestens in zehn oder zwanzig Jahren erfahren. Für die NASA hatte eine Venus-Mission bisher keine Priorität. Raumfahrt ist teuer und natürlich dauern Planung und Flug. Verschiedene private Firmen versuchen gerade, schneller auf dem Feuerplaneten zu landen. "Wenn man sagt, man will hinfliegen und etwas zurückbringen, steigen die Kosten nochmal exponentiell. Man braucht zum Beispiel zwei Raketen – eine zum Start von der Erde und eine für den Rückflug."

Die Chance, Lebewesen zu finden, sei aber gar nicht unbedingt am größten auf der Venus, sagt Ruth. Genauso gut könnten sich die Aliens auf dem Jupitermond Europa und dem Saturnmond Enceladus eingerichtet haben, auf denen Ruth in ihrer Forschung nach Lebenszeichen sucht. Beide haben unterirdische Wasserozeane und vermutlich heiße thermale Quellen. Auch der Mars hatte vermutlich einst große Ozeane, in deren ausgetrockneten Überresten Fossilien zu finden sein könnten.

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Dass es Leben außerhalb der Erde gibt, da ist sich Ruth zu hundert Prozent sicher. "Allein schon, weil wir es hingebracht haben, denn die Missionen, auf dem Mars, dem Mond und der Venus, waren ja nicht völlig steril." Und intelligentes Leben? "Ja, ich glaube daran, allein schon wegen der Größe der Milchstraße und des Universums. Und weil ich hoffe, dass das, was wir als intelligent bezeichnen, nicht die Spitze der Evolution ist."

Wenn die Aliens kommen

Was passiert, wenn wir die Außerirdischen finden (oder sie uns), dazu forscht Andreas Anton, wissenschaftlicher Mitarbeiter am privaten "Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene" in Freiburg. Er ist Exosoziologe, untersucht also, welche Konsequenzen die Entdeckung außerirdischen Lebens für uns Menschen hätte. Und das sind vor allem schlechte: "Es kann durchaus gefährlich sein, allein schon Proben zu nehmen und diese zur Erde zu bringen. Wenn es tatsächlich ein Organismus ist und er auf irgendeine Art entweicht, wissen wir nicht, wie er mit unserer Biosphäre interagieren wird."

Allerdings lauert im All vielleicht noch mehr auf uns als angriffslustige Mikroben. Wenn wir intelligentes Leben träfen, sei das noch gefährlicher, sagt Andreas. "Die Euphorie, dass die Außerirdischen, mit denen wir in Kontakt treten, uns helfen, unsere Probleme auf der Erde zu lösen, ist sehr naiv." Anton und ein Kollege haben Szenarien für diesen "Erstkontakt" entwickelt. Als Vorbild nahmen sie sich Kulturkontakte auf der Erde, die oft asymmetrisch seien: Die Entdeckten kommen deutlich schlechter weg als die Entdeckerinnen.

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"Wir wären fast in jedem Szenario die entdeckte Kultur, die Außerirdischen dürften uns technologisch weit voraus sein", sagt Andreas. Fänden wir beispielsweise ein künstliches Objekt auf dem Mond, wäre anzunehmen dass eine außerirdische Zivilisation es dort platziert hat. "Die Frage wäre dann: Wer hat das Recht, dieses Objekt zu untersuchen, auszuwerten, vielleicht zu manipulieren? Sollten wir es auch auf die Erde bringen – oder könnte es auch eine Waffe sein?"

Könnten die Aliens uns kolonisieren?

Ganz zu schweigen von den verheerenden Folgen eines persönlichen Kontakts in unserem Orbit, dem "Direktkontakt-Szenario": Versklavung und Krieg könnten drohen. Andreas Anton fordert deshalb Notfallpläne, auch wenn er dafür unter Kollegen manchmal belächelt wird. So ähnlich ging es wahrscheinlich Menschen, die Szenarien für eine weltweite Pandemie entwickelt haben.

“Welche Verhaltensmaßnahmen könnten die Gefahr minimieren? Wie wird es der Öffentlichkeit mitgeteilt? Sollte man einen Kommunikationsversuch mit Außerirdischen unternehmen, wer spricht für die Menschheit? Baut man eine militärische Drohkulisse auf?" Andreas sieht einige Gefahren auf uns zukommen. Harmlose außerirdische Mikroorganismen wären ihm daher lieber als intelligentes Leben.

"Ich glaube ja, dass es intelligentes außerirdisches Leben gibt. Aber das ist wirklich eine Glaubenssache. Als Wissenschaftler sage ich: Wir wissen es nicht. Aber Befunde aus der Astrophysik und Astrobiologie lassen es wahrscheinlicher erscheinen als vor einigen Jahren. Sollte auf der Venus tatsächlich außerirdisches Leben entdeckt werden, knallen bei mir jedenfalls die Sektkorken."

Einen Beweis für außerirdisches Leben gibt es also auch nach den Pinguinkotmikrobenstoffwechselprodukten auf der Venus nicht – und schon gar nicht für eine Intelligenz. "Aber die Hinweise verdichten sich. Es könnte nie passieren – oder schon morgen", sagt Andreas.

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