Die Trump-Wähler haben den Frauen dieser Welt zwischen die Beine gegriffen

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Die Trump-Wähler haben den Frauen dieser Welt zwischen die Beine gegriffen

Nie in den letzten Jahrzehnten wurden Frauen in der westlichen Welt so degradiert wie durch dieses Wahlergebnis.

New Yorker verfolgen am Times Square die Wahl | Foto: imago | ZUMA Press

Übelkeit. Beklemmung. Und diese Hoffnung, dass das alles nur ein riesiger Irrtum war, wenn man nur noch einmal die Nachrichtenseiten aktualisiert. Um dann nur erneut festzustellen: Es ist wirklich wahr. Sie haben es getan. Donald fucking Trump wird nächster Präsident der Vereinigten Staaten.

Trump ist ein Populist, ein Rassist und ein Sexist, der damit angegeben hat, Frauen sexuell zu belästigen.

Die meisten Frauen haben dieses Gefühl schon mal erlebt, wenn sie ungefragt und unerwünscht angefasst werden, dieses Gefühl der Wut, der Schockstarre, der Hilflosigkeit, weil man nur Sekunden Zeit hat, angemessen zu reagieren, aber diese verpasst, weil man erst mal verstehen muss, was da gerade passiert ist. So wie diese Momente, so fühlt sich dieser gesamte 9. November an. Nur, dass man nicht als einzelne Frau herabgewürdigt wird. Mit diesem Wahlergebnis würdigt ein Großteil der US-Amerikaner alle Frauen weltweit herab. Nie in den letzten Jahrzehnten wurden Frauen in der westlichen Welt so degradiert, so öffentlich von Millionen Menschen gleichzeitig gedemütigt wie bei dieser Wahl.

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Die Message, die bei jungen Frauen auf der ganzen Welt ankommt: Es kommt nicht darauf an, wie qualifiziert du bist, selbst wenn du so auf einen Job vorbereitet bist wie niemand zuvor. Am Ende gewinnt ein Mann, selbst wenn dieser unqualifiziert ist, uninformiert und von zweifelhafter mentaler Verfassung.

All die Mädchen, die gute Noten bekommen, die sich trauen, ihre Meinung zu sagen, die Ambitionen haben, erfahren heute: Sorry, Süße, du kannst machen, was du willst, aber am Ende gewinnt der Typ, der nicht fragt, bevor er dir an die Pussy greift.

Das hier ist keine gläserne Decke. Das ist ein Schlag ins Gesicht. Für Frauen, aber auch für Migranten, Muslime, Hispanics, Afro-Amerikaner, die LGBT-Gemeinde, Menschen mit Behinderung—für alle, die an den gesellschaftlichen Fortschritt geglaubt haben.

Und das Beklemmende ist, dass Millionen Menschen ihn gleichzeitig ausführen und die Welt per Live-Ticker und Streaming zuschauen muss.

Für viele US-Amerikaner wird sich ihr Land heute nicht mehr wie ihre Heimat anfühlen. Und der Rest der Welt wird zweifeln: Waren wir naiv, als wir dachten, der gesellschaftliche Fortschritt ist eine nicht aufzuhaltende Entwicklung, der Weg zu einer Welt, in der Frauen, aber auch Minderheiten, immer mehr Rechte haben werden? Waren all die Kämpfe der vergangenen Jahrzehnte umsonst?

Heute lernen wir in größtmöglicher Härte, dass unsere Facebook-Feeds nicht repräsentativ sind. Dass John Olivers Show Last Week Tonight, die New York Times und Saturday Night Live nicht die Vereinigten Staaten widerspiegeln, sondern unsere Peergroup, all jene, die ohnehin unsere Meinung teilen. Wir wussten, dass viele anders denken. Aber wir hätten uns nie vorstellen können, dass es so viele sind.

Die US-Wahl 2016 wird sich in unser kollektives Gedächtnis eingraben, wir werden auch noch in 10, 20 Jahren wissen, wo wir waren, als wir erfahren haben, dass Donald Trump Präsident wird.

Wenn es an diesem 9. November irgendetwas Positives gibt, dann nur eines: die Gewissheit, dass jemand wie Donald Trump nicht dauerhaft Erfolg haben kann. Wir wissen nicht, wie hoch der Preis sein wird, den die Welt für diese Erkenntnis zahlen muss, wie viele Mauern er bauen, Kriege anzetteln, Bomben zünden und Menschen demütigen wird. Aber wir wissen: "I'll make America great again, just because I'm so great" funktioniert nur in der Theorie und definitiv nicht in einem System aus "Checks and Balances", mit Gesetzen, Richtern und Opposition. Und dann, wenn Trump die Nation an die Wand gefahren hat, wird sich Amerika nach einer Führungsfigur sehnen, die erfahren ist, besonnen, gut ausgebildet und professionell. Vielleicht wird eine Frau parat stehen, die dann den Karren aus dem Dreck holen muss. So wie Angela Merkel, nachdem Helmut Kohl seine Partei in Skandalen ertränkt hat. Nur dass es hier um viel Größeres geht als die Zukunft einer Volkspartei eines mittelgroßen Landes.