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Mit diesem Trick vertreibt eine Gamerin rassistische Trolle

Mit einem Hahn-Emoji wehrt sich die Community von Twitch-Streamerin Amira erfolgreich gegen Rassismus. Wenn sich ein Troll rassistisch äußert, schlagen die Cocks zurück.
Screenshot der Twitch-Streamerin Amira und ihres Chats

Kaum eine Plattform macht es Trollen so einfach wie Twitch, schnell und einfach für Unruhe zu sorgen. Streamer werden live vor laufender Kamera aus dem Konzept gebracht, Frauen sexistisch herabgewürdigt, People of Color rassistisch beleidigt. Was macht man mit solchen Trollen: Ignorieren, rauswerfen oder lieber direkt im Stream ansprechen? Eine New Yorker Streamerin hat das Problem auf ihre eigene Art gelöst: zusammen mit ihrer Community und einem Gockel.

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Sie habe gerade gestreamt, erzählt Twitch-Streamerin Amira auf der TwitchCon, einer Konferenz für Streamerinnen und Streamer, als ein Zuschauer im Chat ihres Channels begann herumzupöbeln. Sie erinnere sich nicht mehr daran, was der Troll genau gesagt habe, es sei irgendein "rassistischer Dreck" gewesen. Amiras trockene Reaktion, als sie das sah: "Oh, a wild cock appeared". Ein Spruch, der bei den anderen Zuschauern für Heiterkeit sorgte, und später zum Symbol von Amiras Anti-Troll-Taktik werden sollte.

Denn mit dem mehrdeutigen Wort "cock" ist in diesem Fall nicht nur ein vorbeilaufender Hahn oder ein Schwanz gemeint, es ist hier im übertragenen Sinn auch eine Bezeichnung für eine dominant männliche, übergriffige Person. Die Wortwahl des Satzes "A wild cock appeared" entspringt der Popkultur. Wenn im Spiel Pokémon ein wildes Monster auftaucht, etwa ein Pikachu, heißt es nämlich auch: "A wild Pikachu appeared". Der Spruch zieht damit die Trolle mit ihren diskriminierenden Äußerungen auf bestärkende Weise ins Lächerliche.

Amira ist auf Twitch und YouTube als Xmiramira bekannt, sie hat etwas mehr als 20.000 Twitch-Follower und mehr als 85.000 YouTube-Abonnenten. Seit sie zwölf ist, spielt sie Computerspiele, wie sie auf ihrer Patreon-Seite schreibt. Als schwarze Jugendliche musste sie allerdings feststellen, dass sie sich bei ihrem Lieblingsspiel Die Sims nicht repräsentiert fühlte, heißt es bei Patreon weiter. Also begann sie schwarze Sims-Avatare zu entwickeln und zu veröffentlichen. Das "Melanin Pack" war geboren, Amiras Fangemeinde wuchs.

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Twitch-Funktion hilft beim effektiven Blocken von Trollen

Weil die Twitch-Community von Amira zu großen Teilen aus People of Color besteht, treffen rassistische Äußerungen im Chat nicht nur Amira, sondern auch viele Zuschauende. Also habe sie, erzählt Amira im Gespräch mit dem Gaming-Magazin Kotaku, mit ihren Usern darüber diskutiert, wie man gegen die Trolle im Chat vorgehen sollte. Bei diesem Gespräch erinnerte sich jemand an diese Worte von Amira: "A wild cock appeared". Etwas später veröffentlichte Amira dann einen neuen Emoji für ihre Community.

Auf Twitch haben Nutzende die Möglichkeit, solche zusätzlichen Emojis zu verwenden. Wer einen Twitch-Kanal abonniert und einen monatlichen Geldbetrag zahlt, unterstützt damit nicht nur die Streamer, sondern erhält auch Zugriff auf solche und andere exklusive Features. Bei Amira sind das etwa Comicversionen von ihr selbst beim Dabben, beim Jubeln, beim Herumwüten. Und zwischen all diesen Emoji-Stickern fanden Amiras Fans ein neues Symbol: einen Hahn, der hinter einem Busch hervorschaut.

Bei einer rassistischen Bemerkung kommen die Cocks

Wenn jetzt jemand im Chat rassistische oder sexistische Bemerkungen macht, posten die anderen Zuschauenden von Amira massenhaft den Hahn-Emoji. So sieht nicht nur Amira deutlich, wenn jemand mit Beleidigungen um sich wirft. Der Troll, der sich hinter seiner Anonymität versteckt – ähnlich wie der Hahn hinter dem Busch – wird ungewollt an die Öffentlichkeit gezerrt. "Die User benutzen es, um die Moderatoren und mich darauf aufmerksam zu machen, wenn jemand etwas Cleveres gesagt hat", sagte Amira auf der TwitchCon mit ironischem Unterton. Amira mache mit ihrer Community dann zusammen Witze, etwa darüber dass man endlich wieder einen zurückgebliebenen Einfaltspinsel im Chat hätte, bis der Troll schnell wieder den Kanal verlässt.


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Für Amira könne das jedoch nicht die einzige Lösung für Beleidigungen sein, sie sehe die Verantwortung vor allem auch bei den Plattformen wie Twitch, sagt sie im Gespräch mit Kotaku. Es gehe nicht nur darum, Einträge zu löschen und Accounts zu bannen – in Amiras Augen müssten die Menschen dahinter entschlossener zur Verantwortung gezogen werden.

Zwar duldet Twitch den eigenen Guidelines zufolge kein hasserfülltes Verhalten, als Konsequenz sperre man demnach nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Communities und Organisationen zum Teil dauerhaft. In Amiras Augen würden diese Anstrengungen aber nicht ausreichend greifen, solange nur die Accounts von Trollen gesperrt würden: "Die können 20 von diesen Accounts machen. Die haben Bots. Diese Menschen müssen bestraft werden."

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