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Streamerin zeigt die krassesten Beleidigungen, die sie im Voice-Chat bekommt

Eine halbe Million Mal wird das Video geschaut, in dem Streamerin Annemunition zeigt, wie die Typen in ihrem Team ihr den Tod wünschen, weil sie im Voice Chat spricht.
Bild: Screenshot | Twitch | Annemunition

"Hoffe du stirbst", "verschwinde", "hier kannst du nicht einfach nur deine Titten in die Kamera halten": Das sind einige der Kommentare, die die 28-jährige Streamerin Annemunition bekommen hat, als sie am Wochenende den Shooter Rainbow Six: Siege gestreamt hat. Der Auslöser: Annemunition benutzt den Voice Chat, um mit ihrem Team zu besprechen, wo sich Gegner verstecken, welche Fallen auf ihre Mitspieler warten und welchen Angriffspunkt sie wählt. Der Voice Chat ist eine wichtige Funktion in Rainbow Six: Siege. Doch weil sie eine Frau ist, bekommt sie oft Antworten, die rein gar nichts mit dem Spiel zu tun haben. Ihre Stimme allein reicht aus, um ihre Mitspieler zum Ausrasten zu bringen.

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Die Kommentare, die Annemunition zu hören bekommt, sind Alltag für viele Streamer, vor allem aber für Frauen. Um sich zu schützen, benutzen die Spielerinnen dann meist die Stummschalt-Funktion im Voice Chat oder blocken die beleidigenden Gamer-Typen. Annemunition entscheidet sich jedoch dafür, die Pöbel-Gamer bloßzustellen. Sie schneidet die härtesten Aussagen ihrer Team-Mitglieder zusammen und teilt sie auf Twitter mit einer Triggerwarnung für "monumentale Dummheit".

Über eine halbe Million Mal wird der Clip geschaut, an dessen Ende Annemunition trotz der konstanten Beleidigungen mit einem Award als MVP, als beste Spielerin der Runde, dasteht. Der Clip entsteht bereits am 23. Mai, ein Artikel im US-Magazin Kotaku verschafft ihm jetzt erneute Aufmerksamkeit.

Selten wird der Gender Pay Gap so offensichtlich wie in Livestreams

Der Vorfall von Annemuniton wirft ein Schlaglicht, nicht nur auf den Umgang der Gaming-Community mit Frauen, sondern auch auf Twitch. Nicht nur der Umgangston und die weitverbreiteten Beleidigungen gegenüber Frauen sind ein Problem – es gibt auch eine strukturelle Ungleichheit auf der Plattform: Selten wird der Gender Pay Gap so offensichtlich wie auf Twitch, das zeigt eine neue Studie von PayPal und Superdata. Laut der Untersuchung verdienen nur halb so viele weibliche Streamer in den USA auf der Plattform Geld als ihre männlichen Kollegen. "Fast die Hälfte aller Streamerinnen wird nicht für ihre Arbeit bezahlt." Fast drei Viertel aller Männer hingegen verdienen laut der Studie Geld mit Streams.

Die Gründe dafür sind sicherlich komplexer als Beleidigungen und Anfeindungen anderer Spieler, sie sind aber nicht von der Hand zu weisen. "Wenn das nicht mein Job wäre, hätte mich das schon vor langer Zeit aus dem Internet gedrängt", sagte die Streamerin Alinity gegenüber Motherboard nach einer Belästigungskampagne des YouTubers PewDiePie. Frauen müssen 2018 immer noch damit rechnen, online in Spielen sexistisch angefeindet zu werden.

Annemunition betont auf Twitter, dass sie nicht der gesamten Community von Rainbow Six: Siege einen Vorwurf macht – sie hätte in diesem Spiel sogar weit weniger toxische Spieler bemerkt als in anderen Games. Doch es würde nicht reichen, die toxischen Spieler stumm zu schalten oder zu ignorieren. Man müsse sich aktiv darum kümmern, Online-Games zu einem inklusiveren Ort im Netz zu machen. "Erobert euch euren Platz im Internet zurück. Lasst euch nicht vertreiben!"

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