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Es geht immer noch schlimmer: Twitch-Streamer fällt Swatting im Flugzeug zum Opfer

Dass ein Livestream von einem Polizeieinsatz unterbrochen wird, ist längst nichts Neues mehr, doch der gefakte Notruf am Flughafen geht einen Schritt weiter: Sind Live-Streamer in Zukunft nirgendwo vor den gefährlichen Streichen anderer Gamer sicher?
Screenshot Youtube

Seit einigen Jahren hat das Swatting in der US-amerikanischen Gaming-Szene Einzug gehalten: Gamer hetzen sich SWAT-Teams auf den Hals, die die Opfer dann während eines Livestreams vor dem heimischen PC überraschen. Im ersten deutschen Swatting-Fall wurde dem YouTuber Drachenlord die Feuerwehr ins Haus geschickt. Der Vorfall endete mit einer saftigen Freiheitsstrafe für den Täter. Am vergangenen Donnerstag wurde das Swatting jedoch auf ein ganz neues Level gehoben: Der Twitch-Streamer Paul Denino, bei seinen Fans als "Ice Poseidon" bekannt, wurde von einem Einsatzteam aus dem Flugzeug abgeführt.

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Wie der Nachrichtensender ABC15 Arizona berichtete, war bei der Polizei zuvor eine Bombendrohung in Deninos Namen eingegangen, woraufhin er und seine Begleiterin von den Beamten aus dem Flugzeug begleitet wurden. Für die anderen Fluggäste war dieser Zwischenfall nur eine kleine Unannehmlichkeit, Denino erklärte jedoch kurze Zeit später auf YouTube, wie sehr ihn dieser Vorfall mitgenommen hat:

"Ich denke darüber nach, nicht vom Dreamhack [einer internationalen Gaming-Konferenz] zu streamen, weil ich Angst habe", erklärte Denino. "Wenn jemand bereit ist, so etwas in einem verfluchten Flugzeug abzuziehen, was hindert ihn dann daran, es auch beim Dreamhack zu tun?"

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Es ist nicht das erste Mal, dass Denino zum Angriffsziel einer Swatting-Attacke wird: In seinem Twitch-Stream vom 13. April sieht man, wie "Ice Poseidons" Stream davon unterbrochen wird, dass Polizisten an seine Tür klopfen. Doch die Flugzeugaktion überschreitet für Denino eine Grenze: "Du swattest mein Haus, egal, fick dich – du swattest ein Flugzeug?", brachte er auf YouTube seine Empörung zum Ausdruck. "Das ist ein ganz neues Level. Damit rechnest du doch nicht."

Natürlich ist jedes Swatting ein demütigender Übergriff. Doch wenn Streamer in ihren eigenen vier Wänden geswattet werden, können sie sich wenigstens mit der örtlichen Polizei in Verbindung setzen und davor warnen, dass sie möglicherweise auch in Zukunft zum Angriffsziel von falschen Notrufen werden könnten. Diese Möglichkeit haben Leute, die von unterwegs streamen, nicht. Schließlich können sie schlecht jedes Hotel, jede Fluggesellschaft oder jeden Veranstalter vor ihrem Besuch warnen.

Auch wenn Swattings normalerweise am Wohnort eines Live-Streamers stattfinden, ist es nicht das erste Mal, dass ein Flugzeug zum Ziel von Trollen auserkoren wurde. 2014 tweetete der Präsident von Sony Online Entertainment, John Smedley, seine Reisepläne, woraufhin Trolle die Fluggesellschaft warnten, dass sich eine Bombe an Bord befände. Daraufhin wurde das Flugzeug vorsichtshalber zwischengelandet und am Weiterflug gehindert. Auch Denino hatte sein Publikum selbst über seinen Aufenthaltsort informiert, denn er sendete live aus dem Flughafen-Terminal.

Obwohl Twitch seine Nutzer mit der Kategorie "IRL" aktiv dazu ermutigt, aus ihrem Alltag zu streamen, erfährt Denino vom Unternehmen keinerlei Unterstützung – eher im Gegenteil: Kurz nach dem Vorfall wurde Deninos Twitch-Account gesperrt. Als Grund gibt Twitch eine Verletzung der Nutzungsbedingungen an, auch wenn sie diese nicht weiter kommentieren wollen. Denino hingegen vermutet, dass Twitch ihn wegen des öffentlichen Swattings gesperrt hat und zieht daraus seine Konsequzenzen: In Zukunft möchte er über YouTube Live senden.