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Sechs Dinge, die wir aus Mesut Özils erstem 'Fortnite'-Stream gelernt haben

Mesut Özil will nicht mehr in der deutschen Nationalmannschaft spielen – aber in einem 'Fortnite'-Squad. Bei seinem ersten Twitch-Stream bewies der Fußballer ein zartes Ego und vollbrachte eine Heldentat.
Bild: Screenshot | Fortnite | Epic Games | imago | PA Images | Collage: Motherboard

Wie geht es weiter für Mesut Özil? Mit dieser Frage beschäftigen sich Journalisten, Fußballfans, Politikerinnen, Facebook-Kommentar-Autoren. Spätestens nach Özils Tweets, in denen er seinen Ausstieg aus der Nationalelf bekanntgab und dabei dem Deutschen Fußballbund und deutschen Medien Rassismus vorwarf. Der Fußballer, der 2018 mit einem gemeinsamen Erdoğan-Foto polarisierte, hat gestern Abend endlich gezeigt, was als Nächstes ansteht: Mesut Özil wird Twitch-Streamer.

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Am Abend des 11. Oktober startete der ehemalige Star der Fußballnationalmannschaft den Stream. Etwa zwei Stunden lang spielt Özil Fortnite. Mit dabei ist ein anderer Gamer sowie zwei weitere Fußball-Profis: Dele Alli, Mittelfeldspieler für Tottenham und aufsteigender Star im englischen Fußball; sowie Sead Kolašinac, Özils Mitspieler bei FC Arsenal. Zwischen 20.000 und 30.000 Twitch-User haben dem Fußballer dabei zugeschaut.

Wie aus einem Tweet von Özils Account hervorgeht, hat Twitch ihm beim Setup des Kanals geholfen. Ob dabei Geld geflossen ist, können wir aktuell nicht sagen. Eine E-Mail-Anfrage von Motherboard hat die deutsche Pressestelle von Twitch bis zur Veröffentlichung dieses Artikels nicht beantwortet. Bei einer Antwort werden wir diesen Artikel updaten. Wir haben uns den Stream angeschaut, die Aufzeichnung ist noch auf Mesut Özils Kanal online. Zu den Skandalen um seine Person äußerte sich Özil nicht, doch wer den Fortnite-Stream genau verfolgte, konnte sechs überraschende Dinge über den Fußballstar lernen.

1. Mesut Özil ist nicht der beste Anführer

Mesut Özil: stilsicher und modisch eingedeckt im neuen Halloween-Kostüm | Screenshot: Twitch

Jeder Gaming-Pro wird bestätigen: Nicht nur Skills am Scharfschützengewehr sind der Schlüssel zum Erfolg, sondern Kommunikation. Man muss reden, reden, reden. Alles melden, was passiert, jede Situation schnell und effizient besprechen. Nur: Mesut Özil ist da eher der Schweigsame.

Seine taktisch ausgefeilte Anweisung ans Team lautet: "Jungs, nicht direkt sterben, ne?" Danach schweigt Özil vor allem. Zu hören ist die meiste Zeit das Klackern von Tasten. Während im Hintergrund Dele Alli und die anderen Spieler über Waffen und Gegnerpositionen sprechen, gibt Özil nur gelegentlich knappe Kommentare ab.

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Im Vergleich mit Twitch-Superstar Ninja schneidet Özil so eher schlecht ab. Ninja ist im Dauerquasselmodus. Das hilft nicht nur dem Team, es macht auch den Stream unterhaltsam. Dafür beeindruckt der Fußballer mit Treffsicherheit am Sturmgewehr und schnellen Bau-Skills. Özil macht also eine schlechte Figur als Entertainer und Kommunikations-Boss, aber Fortnite kann er.

2. Mesut Özil ist Team PlayStation

Mesut Özil spielt 'Fortnite'. Und 'Call of Duty' | Screenshot: Twitch

Özil spielt PlayStation. Und das war eigentlich schon vorher klar. In einem Video-Interview zeigt Özil 2017 nicht nur, dass er ein eigenes Sneaker-Zimmer hat, sondern dass auch die Konsole einen eigenen Raum bekommen hat. Im Twitch-Stream sieht man das Zimmer mit der gigantischen Leinwand aber nicht. Özil scheint vor einem kleinen Bildschirm zu sitzen. Sein Account-Name: "M10__88". Die Zehn dürfte für seine Trikotnummer stehen, die 88 für sein Geburtsjahr.

In einem kurzen Moment, bevor das eigentliche Spiel losgeht, ist im Stream zu sehen, was Özil sonst noch auf der PlayStation zockt. Aktuell wohl nur ein einziges Spiel: Call of Duty: Black Ops 3. Vielleicht hat er auch hier seinen Fortnite-Mitspieler "Turkishtorressss" gefunden. Ein PSN-Account mit diesem Namen wird von einer inoffiziellen Tracking-Seite als aktiver Spieler von Call of Duty: Black Ops 3 gelistet.

3. Mesut Özil ist ein schlechter Verlierer

Mesut Özil ist nicht happy, wenn sein Team verliert | Screenshot: Twitch

Bereits in der ersten Runde landet Team Özil auf Platz Drei. Ein "Victory Royale" ist das nicht, aber ein ziemlich guter Start in den Abend. Aber Özil motzt. Er hätte einfach keine Rohstoffe mehr gehabt, um wichtige Verteidigungsmauern zu bauen. Und sowieso, warum sei das lebensrettende Medpack nicht schneller gekommen?

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Diese Situation wiederholt sich im Laufe des Abends mehrmals. Nach etwa einer Stunde Stream erwischt es Özils Squad immer wieder unglücklich. In Runden, die nur wenige Minuten dauern, wird Özil teils sofort abgeschossen. "Das gibt's doch nicht, ey!", Özil ist frustriert. Wo Ninja grinst und einen flapsigen Kommentar abgibt, um sein Team und seine Zuschauer zu motivieren, guckt Özil grimmig, ärgert sich. Profi-Gamer empfehlen an dieser Stelle: Fehler eingestehen, nachdenken, besser werden. Macht Özil nicht. Özil verliert nicht gerne. Özil will gewinnen. Und tut das auch.

4. Du willst Mesut Özil in deinem Team

Sieg fürs Fußballer-Team | Screenshot: Twitch

Ja, er ärgert sich, wenn er verliert, er ist nicht der Gesprächigste, aber was ist Mesut Özil nur für ein genialer Team-Player? Nach etwas über einer Stunde Stream kommt es zu einer Reihe intensiver Gefechte in einem verwinkelten Wohnturm. Özil und seine Gang hasten Treppen hoch und runter, beleben sich gegenseitig wieder, Schüsse durchschlagen Wände und Decken. Irgendwann ist das gegnerische Team besiegt, aber Özil ist der letzte Überlebende. Und: Er hat nur einen einzigen Lebenspunkt. Ein Windhauch, eine verirrte Kugel aus der schwächsten Waffe im Spiel reicht, um ihn aus dem Spiel zu werfen.

Aber sein Team ist noch nicht ganz aus dem Spiel. Sie liegen verletzt am Boden und können wiederbelebt werden – wenn sich Özil beeilt. In seinem Inventar sind Verbände, mit ihnen könnte er sich selbst heilen. Doch dem Fußballer ist das egal. Das Team kommt an erster Stelle. Er sprintet los, hüpft passgenau zwischen schwindelerregenden Türmen auf dem Weg zur verletzten Mannschaft. Nur ein unglücklicher Absturz, ein paar Meter, die er zu viel fällt, könnten sein Ende bedeuten. Aber Özil liefert. Er schafft den Sprint zu seinem Team, hilft ihnen auf. Zehn Sekunden dauert das, zehn Sekunden Hochspannung. Wird er abgeschossen? Gibt es noch Gegenspieler in der Gegend? Özil behält die Nerven, hilft den Spielern auf. Erst danach heilt er sich selbst – und schmeißt sofort Verbandszeug auf den Boden, damit auch seine Freunde wieder gesund werden. In Fortnite ist Özils Teamgeist ungebrochen.

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5. Mesut Özil spielt international

Mesut Özil bringt die Moves | Screenshot: Twitch

Etwas zwischen 20.000 und 30.000 Zuschauer hatte der erste Stream des Profifußballers. Im Chat herrschte Chaos. Die häufigsten Kommentare: "Sprich Englisch", "sprich Deutsch", "sprich Türkisch". Und Mesut Özil macht alles davon. Gleichzeitig.


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Mit seinem Fußballkollegen Dele Alli spricht Mesut Englisch. Mit einem anderen Mitspieler Türkisch und Deutsch. Das klingt ziemlich ungezwungen und bis auf den Chat scheint das niemanden zu stören.

6. Mesut Özil sind Kommentare egal

Im Chat prasseln Hunderte Kommentare im Sekundentakt auf Özil ein | Screenshot: Twitch

Auf der Livestreaming-Plattform Twitch kann der Live-Chat fast sowas wie ein eigener Charakter neben dem Streamer sein. "Was sagt Chat?", das ist ein Spruch, der immer wieder in Streams gebracht wird. Er soll aussagen: Wie ist die Stimmung bei den Kommentatoren? Gibt's Fragen, Wünsche, Anregungen? In Mesut Özils Stream passiert das nicht. Özil ist der Chat sowas von egal. Während selbst die größten Streamer auf Fragen aus dem Chat eingehen, gelegentlich sogar mit einzelnen Leuten ins Gespräch kommen, zockt Özil einfach vor sich hin.

Während Kommentare reinrollen wie "LOL Özil playing Fortnite" und andere Nutzerinnen wissen wollen, wie es Özil so geht, wo er gerade ist, was er vorhat, spielt Özil stoisch weiter. Die Kommentare kümmern nicht. Özil steht über dem, was irgendwelche Leute im Netz erzählen.

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