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Die realistische Trump-Mod, die 'Civilization'-Gamer spaltet

Die Mod braucht fast täglich Updates, weil Trump dauernd seine Meinung ändert.
Bilder mit freundlicher Genehmigung von Matt McDonald

Für das Strategiespiel Civilization gibt es zahlreiche Mods. Mit großer Vorliebe fügen Hobby-Programmierer politische Anführer ins Spiel ein, die im Original nicht vorkommen – beispielsweise Nero, Mao Zedong oder auch Adolf Hitler. Natürlich ließen auch die ersten Versionen mit US-Präsident Donald Trump nicht lange auf sich warten. Viele der Mods sind einfach nur lustig oder wollen die Civ-Spieler ein wenig trollen. Das Titelbild von Trump Make Civ Great Again zeigt beispielsweise einen heroischen Trump, der triumphierend über einem erlegten Drachen mit dem Gesicht Hillary Clintons steht. Realistic Donald Trump ist anders.

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"In dieser Mod erhält Trump Bonuspunkte und Strafen, so wie es bei jedem echten Politiker der Fall sein sollte", heißt es in der Beschreibung auf Steam. "Wenn du es nicht ertragen kannst, dass unser Präsident nicht überall gewinnen könnte, dann ist diese Mod nichts für dich. Alle Dialoge mit anderen Anführern sind echte Zitate von Donald Trump."

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Diese Sätze stammen von Matt McDonald. Der 35-jährige Programmierer aus den USA ist der Entwickler hinter Realistic Donald Trump. Mit seiner Mod möchte er zeigen, welche Auswirkungen die Politik des echten Donald Trumps auf die USA und die ganze Welt hat. Die Entscheidungen des US-Präsidenten sollen in Realistic Donald Trump so realitätsgetreu wie möglich abgebildet werden. Also programmiert McDonald jedes Mal ein Update, sobald Trump eine neue politische Entscheidung trifft: Wenn der echte Trump das Budget für Forschung in den USA kürzt, dann schrumpft der Modder im Spiel Trumps Wissenschaftspunkte.

McDonald ist selbst kein Fan vom US-Präsidenten – doch er will immer fair bleiben. Darum bittet er die Community regelmäßig um Feedback. Wenn jemand gut argumentiert, sei er auch gerne bereit selbst dem größten Trump-Supporter zuzuhören, sagt er.

Wir haben mit McDonald über den Aufbau seiner Mod, Trolle und den echten Donald Trump gesprochen.

Bild mit freundlicher Genehmigung von Matt McDonald

Was hat dich zu dieser Mod inspiriert? Was hat dich an dem Projekt so gereizt, dass du so viel Zeit hinein investiert hast?

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Matt McDonald: Als ich das erste Mal eine Mod mit Trump sah, war ich überrascht, dass er so verrückt hohe Boni erhielt. Das war so übertrieben, dass es schon wieder lustig war. Dann sah ich noch eine zweite und dritte Mod. In jeder Mod erhielt Trump Boni, die vielleicht mit seinen Versprechungen im Wahlkampf übereinstimmten, aber in keinem Verhältnis zu seinen tatsächlichen Leistungen als Präsident standen. Viele Civilization-Mods sind eine Hommage an andere Games oder geliebte Charaktere, aber sie haben oft noch einen Realitätsbezug. Doch in den Trump-Mods wird der Donald Trump gezeigt, den seine Anhänger sich wünschen, nicht der Mann, der im Weißen Haus sitzt. Da dachte ich mir: "Wie würde eine Mod mit dem echten Donald Trump aussehen? Wie würde sich der echte Donald Trump im Spiel gegen andere Zivilisationen schlagen?"

Trotzdem soll die Mod natürlich auch Spaß machen. Ich mag Herausforderungen und wenn man versucht, Civilization mit einem Volk zu gewinnen, das in vielerlei Hinsicht benachteiligt ist, kann das unterhaltsam sein – so wie wenn du gegen eine unberechenbare KI spielst, die eine verrückte Vorliebe für Atomwaffen hat. Ich habe versucht, verschiedene Szenarien zu entwerfen, damit der Trump im Spiel genauso unberechenbar ist wie im echten Leben. Das hat bisher leider nicht geklappt. Aber ich lerne dazu und habe schon Fortschritte gemacht, Trumps KI weiterzuentwickeln.

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Du passt die Parameter im Spiel in Echtzeit an Trumps Entscheidungen an – das unterscheidet Realistic Donald Trump von anderen Mods. Wie legst du fest, wie sich die Entscheidungen auf das Spiel auswirken?

Es ist viel schwieriger, die echte Welt in Civilization abzubilden, als ich zuerst dachte. Ich möchte, dass die Mod fair ist und ich möchte mein Bias gegen Trump nicht verstecken. Wenn Trump also seine Meinung zu einem Thema ändert, passe ich auch die Mod an. Ich möchte, dass alles in der Mod einem Faktencheck standhält. Das ist mein Schutz gegen den Hass, den meine Mod hervorruft.

Leider lassen sich nicht alle politischen Entscheidungen im Spiel abbilden. Beim Modden gibt es gewisse Einschränkungen und auch bin noch nicht perfekt und lerne immer noch dazu. Viele Updates für meine Mod entstehen, weil ich nun etwas umsetzen kann, was ich zuvor noch nicht konnte. Manchmal ändere ich auch etwas in der Mod, wenn die Community mich mit guten Argumenten überzeugen konnte.

In einigen Fällen war die Umsetzung sehr einfach. Ein Nutzer schlug vor, dass Trump einen Bonus für technischen Fortschritt erhalten sollte, weil er die Förderung für die NASA erhöht hat. Andere Aspekte sind da schon komplizierter umzusetzen. Die aktuelle Unzufriedenheit in großen Teilen der Bevölkerung drücke ich in der Mod dadurch aus, dass der Trump im Spiel öfter mit Rebellionen in seiner Zivilisation zu kämpfen hat.

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Ich folge einer wichtigen Grundregel: An der Mod ändere ich nur etwas, wenn der echte Trump oder seine Regierung tatsächlich etwas tun. Und: Diese Entscheidung muss stark abweichen von Entscheidungen früherer Regierungen.

Bild mit freundlicher Genehmigung von Matt McDonald

Ich kann mir vorstellen, dass deine Entscheidungen nicht bei allen Spielern gut ankommen. Wie waren die Reaktionen?

Anfangs waren die Reaktionen sehr negativ. Ich musste ein paar schlimme Kommentare löschen, weil sie gegen die Richtlinien von Steam verstießen. Ich musste auch Kommentare auf meinem Steam-Profil löschen und einstellen, dass nur noch Freunde kommentieren können. Im persönlichen Gespräch fällt es mir leicht, mit Leuten offen und freundlich über Politik zu diskutieren. Ich versuche, mich gut zu informieren und verschiedene Quellen zu nutzen, um ein möglichst vollständiges Bild zu erhalten.

Doch das Internet ist leider kein freundlicher und offener Ort für Diskussionen. Der ganze Hass, der mir anfangs entgegengebracht wurde, entmutigte mich – ich wollte nicht dauernd kämpfen, um Leuten meinen Standpunkt zu erklären. Doch ein paar Leute unterstützten mich öffentlich und das machte mir Mut. Darum richtete ich auch Diskussions-Threads ein. Diese Threads helfen mir nicht nur, die Mod zu verbessern, sondern sie sind auch eine Art Abschreckung für Trolle.

Viele Trolle greifen sich einfach nur einen Aspekt heraus, um zu zeigen, dass sie recht haben und du Unrecht hast. Doch wenn sie ihre Behauptungen in einer echten Diskussion mit Fakten belegen sollen, werden sie plötzlich ganz still.

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Wie sieht es mit deiner eigenen politischen Einstellung aus? Du hast doch bestimmt auch eine Meinung zu Trump.

Ich habe mich von seinem Wahlkampf nicht blenden lassen. Er vertrat viele Standpunkte, die ich ablehne, und ein paar, mit denen ich übereinstimmte. Aber ich glaubte keine Sekunde, dass er die positiven Versprechen tatsächlich halten würde. Er sagte, dass er nicht käuflich sei; dass er den politischen "Sumpf” von Washington trocken legen würde; dass er die Gelder für die Gesundheitsförderung und Sozialversicherung nicht kürzen würde. Wenn er diese Dinge durchgezogen hätte, würde ich seine Präsidentschaft anders sehen. Dann hätte er ein paar gute und einige sehr schlechte Dinge umgesetzt. Doch das war nicht der Fall. Trump hatte die Chance, ein wirklich großartiger Präsident zu werden, wenn er sich mit Leuten umgeben hätte, denen die USA am Herzen liegen.

Doch stattdessen hat er auf die Republikaner gehört und sich mit gierigen, korrupten Menschen umgeben, die nur an ihrem eigenen Vorteil interessiert sind. Donald Trump ist kein schlauer Mann, aber er weiß, dass der äußere Schein für viele Menschen das Wichtigste ist. Trumps gesamtes Imperium basiert auf der Idee, dass Trump Reichtum und Macht verkörpert. Darum muss er den Schein aufrecht erhalten, dass er stark ist und dass er als einziger unsere Probleme lösen kann.

Viele meiner Freunde sagen, dass sie alles hassen, was Trump getan hat – dabei hat er in Wirklichkeit kaum etwas getan. Die Leute in seiner Regierung und in der erstarkten Republikanischen Partei sind die Menschen, die wirklich die Entscheidungen treffen. Trump ist nur der Frontman. Er hat zwar Macht, ist aber die meiste Zeit zu faul, sie einzusetzen. Trump sorgt sich nur um sein Image und seinen Reichtum. Am Regieren ist er gar nicht interessiert. Doch wenn Trump als der schlimmste US-Präsident aller Zeiten in die Geschichte eingeht, könnte auch sein Imperium zugrunde gehen.