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Deshalb könnte dein Schädel bei einem Vulkanausbruch explodieren

Forschende haben die Skelette von Menschen untersucht, die beim Ausbruch des Vesuvs starben. Das Ergebnis: Vulkane können noch grausamer sein, als du dachtest.
Bild: Vulkanausbruch des Etna 2017 | Shutterstock | Wead || Schädel: journals.plos.org | CC BY 4.0 | Collage: Motherboard

Als der Vesuv 79 Jahre nach Christus ausbricht, begraben Lava und Asche die umliegenden Siedlungen und hilflosen Bewohner. Die in Gestein konservierten Toten der Stadt Pompeji zeigen, wie unvorbereitet die Naturkatastrophe die Menschen damals traf. Italienische Forschende haben nun rekonstruiert, auf welch grausame Weise einige andere Bewohner rund um den Vulkan starben.

Die Forschenden unter der Leitung des Biologen und Anthropologen Pierpaolo Petrone von der Universität Neapel untersuchten mehr als Hundert Skelette aus der Stadt Herculaneum, die etwa 15 Kilometer von Pompeji entfernt liegt. Durch den Vulkanausbruch starben hier schätzungsweise 300 Menschen , die in den Bootshäusern am Wasser Schutz suchten. Bisher vermutete man, dass sie an der Asche erstickten. Aber das Forschungsteam um Petrone kommt zu einem anderen Schluss: Offenbar wurden sie von einer extremen Hitzewelle getroffen, sodass ihr Blut verdampfte und ihre Schädel durch den dabei entstehenden Druck explodierten.

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Bruchstellen an den Schädeln, die in Herculaneum gefunden wurden.

Die Schädel weisen klare Bruchstellen auf | Bild: P. Petrone et al

Skelette aus Herculaneum.

Skelette aus Herculaneum | Bild: P. Petrone et al

Durch spektroskopische Untersuchungen im Labor fanden die Forschenden im Inneren einiger Schädel Rückstände von Eisen. Sie könnten nach Annahme der Forschenden entstanden sein, als das Blut verdampfte und ein Loch in die Schädeldecke sprengte. Zu dieser Annahme sollen auch die Bruchstellen passen, die bei einigen Schädeln aus Herculaneum festgestellt wurden.

Schuld an diesem grausamen Tod ist den Forschenden zufolge der sogenannte pyroklastische Strom, ein extrem heißer Strom aus Gas und Gestein, der bei einem Vulkanausbruch entsteht. Dieser Strom war vermutlich zwischen 200 und 500 Grad Celsius heiß und soll die Schutzsuchenden mit einer Geschwindigkeit von 130 Kilometern pro Stunde getroffen haben.

Der Vesuv könnte erneut ausbrechen

Der Gipsabdruck einer Person, die durch den Vesuvausbruch starb.

Viele Bewohner von Pompeji wurden offenbar unter der Asche begraben. Hier der Gipsabdruck eines antiken Opfers des Vulkanausbruchs | Bild: Shutterstock | wjarek

Dieser extreme Hitzestrom dürfte die Menschen sofort getötet haben. Petrone und sein Team schreiben: "Die Körperhaltungen sind nicht abwehrend oder vor Schmerz gekrümmt." Das deute darauf hin, dass die Körper die lebenswichtigen Funktionen einstellten, bevor die Menschen überhaupt wussten, wie ihnen geschah.


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Die Forschenden weisen in ihrer Arbeit auch darauf hin, dass auch heute noch drei Millionen Menschen in der Gefahrenzone rund um den berüchtigten Vulkan wohnen, die bei einem heftigen Ausbruch in ernster Gefahr sein könnten. "Unsere Funde über die Auswirkungen des Vesuvausbruchs sind wichtige Informationen, die in die Evakuationspläne mit einbezogen werden sollten", schrieb Petrone Motherboard in einer E-Mail. Momentan würden die Notfallpläne nämlich nur rund 700.000 Menschen berücksichtigen, die in unmittelbarer Nähe des Vesuvs leben.

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Dieser Artikel ist zuerst auf der englischsprachigen Seite von Motherboard erschienen.