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Ein thailändischer Geschmacks-Roboter soll verpfuschte Thaigerichte ausrotten

Die Militärjunta in Thailand hat die Entwicklung eines Vorkoster-Roboters finanziert, der beurteilen soll, wie authentisch typische Nationalgerichte zubereitet sind.
Thailändischer Straßenstand
Bild: Wikimedia | Lizenz: CC BY 2.0

Jeder, der schon mal eine breiige Bratwurst gegessen hat, weiß: Nichts ist schlimmer als heillos verpanschte, vermeintlich „authentische" Heimatküche.

Das weiß auch Yingluck Shinawatra, für die 2014 sowieso kein angenehmes Jahr war: Ein Coup im Mai katapultierte sie nicht nur aus ihrem Amt als Premierministerin Thailands, die nun herrschende Junta tilgte ihre Familie sogar gleich komplett aus den Geschichtsbüchern.

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Doch eine von ihr gestartete Initiative überbrückt mit Robotertechnik selbst die tiefsten politischen Gräben und lebt als ihr großes Vermächtnis für die thailändische Kultur weiter: Der Kampf gegen ungewürztes, lasches Thai-Essen, kurzum: Thai-Gerichte, die nicht von Thais gekocht wurden.

Die frühere Staatschefin musste auf ihren diplomatischen Missionen an so vielen widerlichen Möchtegern-Curries herumwürgen, dass sie beschloss, diesen quälenden Missstand 2013 zur Kabinettssache zu machen. Ein Verfahren sollte erforscht werden, das authentische Thaigerichte erkennen kann und Imitationen durchfallen lässt.

Ergebnis dieser Entwicklungen ist nun ein von der Militärregierung vorgestellter Roboter namens e-Delicious, der zehn Thaigerichte beurteilen kann. Laut der entwickelnden Innovationsbehörde NIA ist der e-Delicious „ein intelligenter Roboter, der Geschmack und Geruch mit Sensorentechnologie misst, um das Aroma wie ein Restaurantkritiker zu bewerten".

Der Experte für Nanotechnologie Sirapat Pratontep erklärte der New York Times: „Wir wollten die billigste und schnellste Methode entwickeln. Du steckst einfach das Essen hier rein und bekommst eine Bewertung." Leider verrät der Roboter nicht, was genau mit dem Gericht nicht stimmt, sondern nur, dass hier irgendetwas faul ist. Denn während elektronische Sensoren nicht genau analysieren können, wie etwas schmeckt, sind sie sehr gut darin, zwei chemische Signaturen zu vergleichen.

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Dafür wird ein Löffelchen des fraglichen Gerichts in einen kleinen Edelstahlbecher gegeben und dessen chemische Zusammensetzung mit der eines regierungszertifizierten Idealgerichts aus einer Datenbank abgeglichen. Um dieses zu ermitteln, probierten und bewerteten tapfere Studenten an der Chulalongkorn-Uni in Bangkok jeweils zehn verschiedene Zubereitungen eines Gerichts. Das jeweilige Gewinnergericht wurde zum thailändischen Goldstandard erklärt, an dem sich fortan alles andere messen muss.

Das Curry vom Foreign Correspondent's Club fiel schon mal glatt durch.

e-Delicious spürt als elektrischer Kritiker minderwertige Ersatzzutaten auf, die statt klassischer Ingredienzen wie Galant und Tamarinde in die Suppe gemogelt wurden. Gepanschte Imitationen, die mehr als 20 Prozent vom Originalrezept abweichen, schmieren ab: Das grüne Curry vom Foreign Correspondent's Club, das einer der Pressevertreter mit zur exklusiven Premiere des Gerätes in Bangkok brachte, gehörte dazu und fiel schon mal mit 78 von 100 möglichen Punkten glatt durch.

Heute wird das gnadenlose Gerät nun einer breiteren Öffentlichkeit wie Diplomaten vorgestellt, die der Enthüllung des geschmackssicheren Roboters im Rahmen eines Galadinners in der thailändischen Hauptstadt beiwohnen dürfen.

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Der e-Delicious, bereit für gnadenlose Kritik. Bild: Thai National Innovation Agency. Mit freundlicher Genehmigung.

Knapp 79 000 Euro hat die Junta ausgegeben, um die Maschine als Teil des Innovationsprogramms Thai Delicious zu entwickeln, dessen Ziel die Ausrottung ekliger Imitationen berühmter Thaigerichte weltweit ist. Jetzt versucht das Thai Delicious Commitee, die Geräte für über 14 000 Euro zu verkaufen, zum Beispiel an ahnungslose Botschaften und Restaurants, die sich dann mit einem Autentizitäts-Siegel schmücken dürfen.

Thai Delicious hat auch eine App entwickelt, die zehn regierungsgeprüfte Rezepte enthält—falls jemand noch mal eine Auffrischung braucht, wie ein Hundert-Punkte-Curry gekocht werden muss, kann er jetzt zum Glück die Generäle fragen. Ob der Roboter auch in kulinarische Entwicklungsländer verkauft werden sollen, um bundeswehrgeprüfte Bratwurst zu lizensieren, ist nicht bekannt.