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Wissenschaftler wissen, was du im Suff postest und wo du gerade bist

Mit einem Algorithmus können Forscher jetzt Suff-Tweets identifizieren und den Standort der User mit ziemlich erschreckender Genauigkeit bestimmen. Obacht!
Photo via Flickr user roeyahram

Unsere reale Welt ist immer enger mit den sozialen Medien verwoben. Damit steigt natürlich auch die Gefahr, dass Dinge, die wir betrunken online tun, uns ziemlich in die Scheiße reiten. Wenn du glaubst, dass es reicht, wenn du einfach deine Sauffotos von letzter Nacht vor deinem Chef versteckst oder die gefühlsduseligen Nachrichten an deine Ex einfach löschst, bevor sie sie liest, dann haben wir leider ein paar schlechte Neuigkeiten für dich: Wissenschaftler haben jetzt Algorithmen entwickelt, mit denen sie Suff-Tweets ausfindig machen können und den genauen Standort der User herausfinden können. Diesen Algorithmus haben sie genutzt, um das Saufverhalten der New Yorker 2014 zu analysieren.

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Klingt wie die Beta-Version einer Software wie gemacht für die nächste Prohibition. Der Algorithmus aus dem maschinellen Lernen wurde von Forschern der University of Rochester entwickelt und erkennt Tweets, die etwas mit Alkohol zu tun haben und die im Suff geschrieben wurden, berichtet MIT Technology Review. Mit einem zweiten Algorithmus kann der Standort des Nutzers „mit großer Genauigkeit" bestimmt werden, sodass die Forscher wissen, ob die Person beim Posten zu Hause war oder nicht.

Die Forscher haben sich 11.000Tweets mit Geodaten zwischen Januar und Juli 2014 angeschaut und dabei New York City und Monroe County, den Sitz der Universität, verglichen. Relevante Suchbegriffe waren „party", „drunk" und alle Wörter, die irgendwie mit Saufen zu tun haben. Mithilfe von drei Mitarbeitern haben sie genau bestimmt, ob der Tweet etwas mit Alkohol zu hatte und ob er auch zum Zeitpunkt des Feierns gepostet wurde.

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Die Sauf-Hot-Spots von New York. Foto mit freundlicher Genehmigung der University of Rochester

Dann hat das Team noch nach Tweets mit Wörtern wie „sofa", „TV" oder „Finally home!" gesucht und wieder von Menschen auswerten lassen, ob der Tweet auch von zu Hause gepostet wurde. Aus diesen einzelnen Puzzleteilen haben die Wissenschaftler dann einen Algorithmus zusammengebastelt, mit denen sie Suff-Tweets identifizieren und auf einer Karte darstellen können, auf der man auch erkennt, ob zu Hause oder in einer Bar getrunken wurde. Neil Hossain, Leiter der Forschungsgruppe, meint, dass der Algorithmus mit 80-prozentiger Genauigkeit auf 100 Meter genau bestimmen kann, ob ein User zu Hause ist.

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Die Forscher wollen die Daten nutzen, um das Trinkverhalten besser zu studieren und wie unterschiedlich es in der Gesellschaft ausgeprägt ist. Damit sollen Probleme im Gesundheitssystem besser analysiert werden können. Auch wenn die Daten ausschließlich jüngere Konsumenten betreffen, kann der Algorithmus im Vergleich zu Umfragen und Studien zu Trinkgewohnheiten viel billiger Ergebnisse liefern. Studien und Umfragen sind zudem nicht immer objektiv: Oft werden geringere Angaben gemacht und viele haben keine Lust, daran teilzunehmen, insbesondere Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund.

„Wir untersuchen das soziale Netzwerk der Alkoholkonsumenten und können so herausfinden, inwiefern soziale Interaktionen und Gruppenzwang den Alkoholkonsum beeinflussen", so Hossain.

Bis jetzt haben wir nur die Daten zu zwei Städten, die zudem sehr unterschiedlich sind. Damit haben die Forscher jeweils Karten erstellt, auf denen man die Sauf-Hot-Spots eindeutig erkennen kann.

Und wie zu erwarten war, trinken die New Yorker mehr als ihre Kollegen aus Rochester. Auf der Karte sieht man eindeutig viele Suff-Tweets aus Downtown Manhattan und Williamsburg und Umgebung. Außerdem hat sich gezeigt, dass die Menschen in Monroe sozial aktiver sind als die Einsiedler aus New York: In New York trinkt man lieber zu Hause.

Wenn du also das nächste Mal saufen gehst, erinnere dich an diesen Artikel. Schon ein kleiner Algorithmus kann herausfinden, ob dein Post im Suff geschrieben wurde oder nicht. Lass also lieber die Finger von deinem Smartphone.