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Wir haben mit dem 20-jährigen Initiator von The Ocean Cleanup gesprochen

Der Holländer steckt mitten im Crowdfunding für sein Projekt zur Befreiung der Meere vom Plastikmüll. Ein Konzept, dessen Wirksamkeit er mit einer ausführlichen Studie belegen konnte.
Boyan Slat vor gesäuberter Brandung. | Alle Bilder: Pressefotos von The Ocean Cleanup.

Als Jugendlicher auf Orientierungssuche mit dem Ansporn zu Berühmtheit und Anerkennung kannst du diese Ziele auf verschiedenen Wegen erreichen. Entweder, du verbringst deine gesammte Kindheit im Schwimmbad und hast dann zwar keine Freunde, aber Gold bei den Olympischen Spielen, du wirst in der Fußgängerzone entdeckt und jettest fortan als Profimodel um die Welt oder du etablierst dich als größenwahnsinniger Mega-Unternehmer wie Kim Dotcom. Doch zum Glück gibt es auch immer wieder die Bestätigung, dass eine gute Idee mit utopischem Weltverbesserungspotential ebenso geschätzt wird.

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So geschehen im Leben des 20-jährigen Holländers Boyan Slat, der kürzlich die Crowdfunding-Kampagne zur Finanzierung seines Projekts The Ocean Cleanup ins Leben rief. Sein,mit einer ausführlichen Machbarkeitsstudie unterfütterter Plan zur schnellen und kostengünstigen Säuberung der Ozeane, stieß auf so enorm viel Begeisterung und Unterstützung, dass er von den angepeilten zwei Millionen Dollar nun schon die beachtliche Summe von 778.000 Dollar sammeln konnte. Da die Kampagne noch ganze zwei Monate läuft, sieht die Aktion bis jetzt äußerst vielversprechend aus.

Test der schwimmenden Barrieren im Pool.

Ich habe mit Boyan Slat gesprochen, um mehr über den jungen Mann hinter dem gigantischen Projekt zu erfahren.

Motherboard: Wie sieht dein Leben jenseits von The Ocean Cleanup aus?

Boyan Slat: Ich hatte eigentlich angefangen hier in Delft Luft- und Raumfahrttechnik zu studieren, doch vor einem Jahr habe ich überall die Pausentaste gedrückt. Ich habe bei dem Studium ausgesetzt und auch mein soziales Leben hinten angestellt und konzentriere mich seit dem nur noch auf The Ocean Cleanup.

Von 8 Uhr bis 20 Uhr sitze ich vor dem Computer und leite ein Team von 100 Leuten auf der ganzen Welt, das mich unterstützt. Das ist gar nicht so einfach, weil meine Mitarbeiter vor allem Freiwillige sind, Personen die in ihrer Freizeit für The Ocean Cleanup arbeiten, es sind Doktoranden, die ihre Doktorarbeit über das Projekt schreiben, Techniker in anderen Ländern oder auch pensionierte Meeresforscher.

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Nebenbei arbeite ich dann noch an der Technik und mache mir Gedanken über die Umsetzung.

Wie kommt es, dass du als Jugendlicher so ein großes Team an rennomierten Unterstützern zusammen stellen konntest?

Vor einem Jahr war ich noch ganz alleine mit The Ocean Cleanup und alles fing ganz langsam an. Ich sprach bei einer TedX-Veranstaltung und irgendwann ging es dann plötzlich los, dass das Thema viral wurde. Dank des Internets hatte ich dann die Möglichkeit ein Budget zusammen zu stellen und Leute zu rekrutieren.

Welches Feedback bekommst du zu dem Projekt?

Sehr positives! Letztes Jahr allerdings gab es auch einige kritische Stimmen und Artikel wie der von Stiv Wilson von 5gyres.org. Wir haben einfach gar nicht darauf reagiert und als Antwort eine ausführliche Machbarkeitsstudie durchgeführt. Auch die circa 450 Interviewanfragen verschoben wir und fokussierten unsere gesamte Energie auf die Überprüfung der technischen Durchführung und die Testläufe. Diesen Juni präsentierten wir dann die Ergebnisse in New York. Das Fazit der Studie lautet: The Ocean Cleanup ist machbar.

Gibt es dennoch Dinge, die dich beunruhigen?

Im Moment läuft alles richtig gut. Natürich beinhalten solche völlig neuen, noch nicht da gewesenen Projekte gewisse Risikoelemente, aber wir gehen Schritt für Schritt vor und konzentrieren und jeweils auf die nächste zentrale Anforderung. Es gibt einfach keinen Grund, das Projekt nicht durch zu führen.

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Wie geht es nach dem Ende der Crowdfunding-Kampagne weiter?

Bis jetzt sieht es vielversprechend aus und wir hoffen sehr, dass wir unser Ziel erreichen. Dann beginnt die zweite Phase, das Pilotprojekt, das ungefähr drei bis vier Jahre Zeit in Anspruch nehmen wird. Als erstes werden wir nach Kollaborateuren suchen und dann riesige Barrieren bauen, um sie ins Wasser zu lassen. Die ersten werden 40 Meter lang sein, dann folgen welche mit 10 Kilometern und in der dritten Phase werden sie dann 300 Kilometer lang sein. Wo wir diese „Sammelstellen" installieren werden, müssen wir noch entscheiden. 2020 wollen wir dann bei dem Great Pacific Garbage Patch im Nordpazifikwirbel zwischen Hawaii und Kalifornien beginnen.

Wie hat sich dein Leben eigentlich in den letzten zwei Jahren verändert?

Es ist alles ganz anders! Ich habe meinen „normalen" Alltag ausgesetzt und mache nur noch The Ocean Cleanup. Das hat natürlich auch seine Kehrseiten ganz klar, aber sich auf etwas zu konzentrieren, von dem du absolut überzeugt bist, ist auch extrem erfüllend. Wichtig zu wissen ist allerdings, dass das hier nur eine Hälfte der Lösung ist. Wir müssen alles dafür tun, die Müllproduktion einzuschränken und Alternativen für immer neue Plastikprodukte finden.

The Ocean Cleanup auf hoher See. Bilder: Artist Renderings

Bis das Crowdfunding zu Ende ist hat Boyan jetzt noch zwei Monate Zeit, neue Energie zu tanken und, wie er sagt, Schreibfehler in der Machbarkeitsstudie auszubessern.

Wer die Ozeanreinigung nun gerne unterstützen möchte, kann dafür beim Crowdfunding spenden oder sich später sicherlich als Mitarbeiter melden. Eine Möglichkeit deinem eigenen Karma und der ganzen Welt etwas Gutes zu tun.