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Auf Facebook floriert ein Schwarzmarkt für menschliche Organe

Wer braucht noch das Darknet? Mittlerweile kannst du dir ganz einfach bei Facebook eine Niere besorgen—du musst nur die richtige Gruppe finden.

Foto via Flickr North Dakota National Guard

Dass es ziemlich einfach ist, Waffen im Internet zu kaufen und zu verkaufen, ist uns bereits bekannt. Doch neben den Untiefen des Darknets gibt es auf den nicht besonders gut versteckten Schwarzmärkten sozialer Netzwerk noch weitaus mehr dunkle Ecken. Erst vor kurzem wurde berichtet, dass Facebook auch für den Handel mit einem mindestens ebenso heiklen Produkt genutzt wird: für den Handel mit menschlichen Organen.

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Ein Journalist der britischen Sunday Post gab vor, eine Schwester zu haben, die eine Nierentransplantation brauche, und veröffentlichte einen Post in einer Facebookgruppe, die dem Kauf und Verkauf von menschlichen Körperteilen gewidmet war. Wer braucht angesichts solch florierender Börsen auf Facebook also überhaupt noch Silk Road?

Im Laufe der Woche erhielt er elf Angebote, unter anderem von zwei Briten, die 33.000 bzw. 50.000 Dollar verlangten, sowie von Leuten aus Indien, Mexiko und Tansania. „Mittlerweile stehen auf der Seite auch neuere Anzeigen von verzweifelten Menschen, die gewillt waren, ihr Leben und ihre Freiheit für Geld aufs Spiel zu setzen“, schrieb der Journalist.

In Europa ist es illegal, Organe zu kaufen und zu verkaufen. Um nicht an nationale Gesetze gebunden zu sein, reisen Leute für diese zwielichtigen Schwarzmarktgeschäfte und Operationen vornehmlich ins Ausland. Wie gefährlich es ist, sich auf einem Hinterhof aufschlitzen und ein lebensnotwendiges Organ entfernen zu lassen, muss nicht eigens erwähnt werden.

The Telegraph ergänzte, dass in Großbritannien auch das Werben mit dem Verkauf von Organen strafbar ist. Die Nutzung derartiger Facebookgruppen kann dich also ins Gefängnis bringen, egal, ob deine inneren Organe intakt sind oder nicht. Auch in Deutschland, den USA und den meisten anderen Ländern der Welt ist dies illegal—was den weltweiten, 75 Millionen Dollar schweren Schwarzmarkt für Organhandel allerdings kaum stört.

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Bei einer kurzen Facebooksuche stieß ich bereits auf der ersten Seite auf eine entsprechende Gruppe, die zuletzt Ende 2013 genutzt worden war. Unter den Posts waren sowohl Witze („Ich tausche eine Niere gegen Eminem-Tickets“) als auch scheinbar ernsthafte Angebote von Körperteilen, zum Beispiel von einem dreißigjährigen Indonesier, der für den Verkauf einer Niere bereits seine Kontaktangaben bereitgestellt hatte. Dazu die Erklärung: „I want money for living in world.“

Der klare Anreiz der Anbieter ist das Geld. Die Sunday Post führte die Ergebnisse ihrer Recherche auf Armut zurück. Dass der Verkauf illegal ist, liegt daran, dass kein Einverständnis seitens des Spenders gewährleistet werden kann. Niemand kann auf Facebook sicherstellen, dass sich der Spender über die Risiken bewusst ist, dass er der Spende freiwillig zugestimmt hat und keine Vergütung angeboten oder empfangen wurde, so wie es die Gesetze zur Organspende in Europa vorschreiben.

Außerdem ist es so, dass Spender und Patienten gut zusammenpassen müssen, um sicherzustellen, dass die Transplantate die höchsten Erfolgaussichten haben, und dass die Operationen streng reguliert sind. Angesichts dessen ist es vielleicht nicht die beste Idee, eine lebensverändernde Operation von Facebookselfies abhängig zu machen.

Das soll nicht heißen, dass soziale Netzwerke keine positive Rolle bei Organspenden spielen können—zumindest, wenn es tatsächlich um Spenden und nicht um Geschäfte geht. In einigen Ländern kannst du deinen Organspende-Status auf deinem Profil veröffentlichen und damit deine Freunde und deine Familie darüber aufklären, was mit deinen Organen passieren soll, wenn du sie nicht mehr brauchst.

Es gibt auch Facebookseiten, die altruistische Fremdspenden anregen. Du kannst zu Lebzeiten eine Niere spenden, doch dies muss unter strengen Vorschriften und ohne Geldfluss geschehen.

Ähnlich wie beim Waffenhandel wird Facebook versuchen, die Anzeigen für menschliche Organe zu entfernen, da sie in die Klasse der Posts fallen, die „darauf hindeuten, dass die Umgehung von Rechtsnormen angeboten oder unterstützt wird“. In beiden Fällen ist es jedoch unwahrscheinlich, dass dies wirkliche Auswirkungen auf den Handel haben wird.