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Gesundheit

Führt Brot zu Alzheimer?

Vor drei Jahren bemerkte der Filmemacher Max Lugavere kognitive Veränderungen bei seiner Mutter. Die Diagnose lautete Demenz. Dann begann er, die Antworten in unserer Ernährung zu suchen.
Photo via Flickr user mystuart

Vor drei Jahren bemerkte der Filmemacher Max Lugavere zum ersten Mal, dass seine Mutter kognitiv Schwierigkeiten hatte. Er konsultierte Top-Neurologen, die Alzheimer diagnostizierten. Aufgrund ihres Befunds wollte Max diese Krankheit, die weltweit 45 Millionen Leute betrifft, besser verstehen.

Um die 1,2 Millionen Deutsche leben zur Zeit mit Alzheimer, der häufigsten Form von Demenz. Laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, soll sich die Zahl bis zum Jahr 2050 verdoppeln, in den USA gar verdreifachen, wenn in der Zwischenzeit keine bahnbrechenden Medikamente entwickelt werden.

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Und Lugavere will etwas dagegen tun.

Anstatt einen weiteren bedrückenden Film über die Realität von Demenzkranken zu drehen, beschäftigte sich Lugavere damit, wie die Wissenschaftslabore und Kliniken dazu beitragen, die Zukunft dieser Krankheit positiv zu beeinflussen. Darauf liegt der Fokus seiner Dokumentation Bread Head. Das Bemerkenswerteste an Lugavere ist, dass er fest daran glaubt, dass wir das Schicksal unseres Gehirns durch eine achtsame Ernährung und das richtige Training beeinflussen können.

MUNCHIES traf Max, um mit ihm über seine Dokumentation zu sprechen.

MUNCHIES: Woher stammt der Titel der Dokumentation, Bread Head? Max Lugavere: Nach dem anfänglichen Trauma wegen Mamas Diagnose—und weil ich schon mein ganzes Leben ein Gesundheitswissenschaftsfanatiker war—war ich plötzlich besessen davon, mich über die neuesten Erkenntnisse und den Einfluss von Ernährung auf die Gesundheit des Gehirns zu informieren, einerseits um ihr zu helfen und andererseits um meine eigenen Gehirngesundheit zu verbessern. Ich konzentrierte mich auf Alzheimer, die häufigste Form von Demenz, und fand heraus, dass die Veränderungen im Gehirn bereits Jahrzehnte vor dem ersten Symptom auftreten können. Ich stolperte auch über die relativ neue Annahme, dass Alzheimer und andere Formen von Demenz möglicherweise vermeidbar sind (laut Lancet Neurology vom August 2014 bei mindestens einem von drei Patienten).

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Obwohl das Ziel des Film eigentlich nicht sein soll, Brot zu dämonisieren, wählte ich den Titel Bread Head, weil es das perfekte Beispiel dafür ist, wie ein hochindustriell verarbeitetes Lebensmittel als gesundes Grundnahrungsmittel verschleiert wird. Ein Stück Vollkornbrot aus industrieller Verarbeitung hat einen höheren glykämischen Index (wie schnell ein Kohlenhydrat den Blutzucker in die Höhe treibt) als Haushaltszucker. Und ob du es nun glaubst oder nicht, es ist in den USA unter den Lebensmitteln auch die größte Natriumquelle, laut den Centers for Disease Control, was bei vielen Leuten zu Bluthochdruck führen kann—ein wichtiger Faktor bei vaskulärer Demenz, der zweithäufigsten Form von Demenz. Brot enthält zudem Gluten, was sich auf die Darmgesundheit auswirken kann. Die Darm-Hirn-Achse ist wiederum ein faszinierendes und boomendes Interessensgebiet. Brot ist also der perfekte Werbebotschafter, wenn es darum geht, was man vermeiden oder zumindest in Maßen konsumieren sollten, um möglichst gesund zu sein.

Die Epigenetik ist ein interessanter Ansatz, wenn wir darüber diskutieren wollen, was wir mit unserer Gesundheit falsch machen, indem wir unsere Ernährung analysieren. Was sind deine Gedanken zu diesem Thema? Der Grundgedanke der Epigenetik ist, dass unsere Gene nicht unser Schicksal sind. Ich habe schon zahlreiche E-Mails von Leuten in meinem Alter aus der ganzen Welt bekommen, die Angst vor Alzheimer haben, weil sie es an ihren Eltern oder Großeltern sehen und fälschlicherweise glauben, dass es eine vererbbare Krankheit ist. Ich möchte unmissverständlich klar machen, dass wir unsere Genexpression durch unsere Entscheidungen verändern können. Unsere Gene sind wie die Tasten eines Klaviers und wir bestimmen, welches Lied damit gespielt wird. Das ist die Verheißung der Epigenetik und das ist großartig.

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Ein Beispiel: der größte genetische Faktor für Alzheimer kann ganz einfach durch Sport ausgeglichen werden, besagt eine Studie.

Max-and-mom

Max Lugavere mit seiner Mama

Hat sich deine Ernährung und dein Lebensstil verändert, seit du mit diesem Projekt angefangen hast? Ich glaubte früher, je mehr Vollkorn ich zu mir nehme, desto gesünder bin ich. Bis ich vom glykämischen Index erfahren und gelernt habe, dass Vollkorn nicht viel besser für mich ist, als anderes Getreide. Und die Vorstellung, dass wir einfach massenhaft Kohlenhydrate zu uns nehmen sollen, egal aus welcher Quelle—Früchte, Vollkorn, was auch immer—ist grotesk, wenn man weiß, was Glykation bedeutet. Wenn man beispielsweise ein Steak auf dem Grill anbräunt, ist dieser Vorgang Glykation. Je mehr Zucker man im Blut hat und je länger, desto mehr passiert dieser Prozess in unserem Körper. Dadurch altert man schneller, es begünstigt Entzündungen. Und chronisch hoher Blutzucker wird mit Insulinresistenz in Verbindung gebracht. Es ist einfach schlecht für dich. Deshalb habe ich meine Ernährung auf weniger Kohlenhydrate und mehr gesundes Fett umgestellt. Übrigens hat Fruktose (z.B. in Früchten) das 10-fache Glykationspotential von Glukose.

Du bist zwar kein Biohacker, aber mich interessieren deine Gedanken zu dieser Bewegung. Können wir irgendetwas von ihr lernen—wie zum Beispiel von diesem Typen mit dem Bulletproof Coffee—um unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden zu verbessern? Ich finde die Bewegung gut, aber ich beschreibe mich selbst nicht als Biohacker. In meinen Augen bedeutet, ein System optimal zum Funktionieren zu bringen nicht Biohacking, sondern einfach Optimierung. Das Butter-/Kaffee-/Kokosnussöl-Rezept ist lecker und durch das Fett wird der Kaffee langsamer absorbiert (wie bei allem, wenn man Fett hinzugibt), was für mich gut ist, weil ich Kaffee oft am Morgen auf den leeren Magen trinke. Ich faste gerne in unregelmäßigen Abständen und obwohl ich nicht oft überprüfe, stell ich mir vor, dass ich mich am Morgen nach dem Aufwachen in einer leichten Ketose (gut für die Gehirngesundheit) befinde und die Tatsache, dass man nur Fett konsumiert, hält dich in diesem Zustand. Außerdem sind mittelkettige Triglyceride, die auch in Kokosöl vorkommen, super. Das gilt auch für Vitamin K2 (das entkalkt die Arterien), das in großen Mengen in Butter aus Weidemilch vorkommt.

Hast du irgendetwas auf dieser Reise gelernt, das du gerne anderen jungen Menschen weitergeben möchtest? Nehmt eure Gesundheit selbst in die Hand. Habt keine Angst, euch mit euren Genen zu beschäftigen und seid euch bewusst, dass Risiken eben genau das sind und nicht mehr. Achtet auf euer Gehirn, weil, laut Forschung, beginnen die Veränderungen bereits jetzt.

Vielen Dank für das Gespräch, Max.