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Hacker beichtet, dem FBI bei der Tötung des IS-Chefhackers geholfen zu haben

Der Troll und Hacker 5hm00p hat in einer Reihe dramatischer Tweets gebeichtet, dem FBI als Informant gedient zu haben: „ I fucking helped you MURDER him. Do you know how I feel now when I sleep at night?“
Bild: Graphic Compressor / Shutterstock.

Der Hacker und Troll 5hm00p hat am Wochenende öffentlich gebeichtet, als FBI-Informant gedient zu haben. Dabei habe er der US-Regierung auch geholfen, den Hacker Junaid Hussain aufzuspüren, der sich 2013 dem IS in Syrien angeschlossen hatte, wo er schließlich Ende August bei einem US-Angriff getötet wurde. Der Brite Hussain gilt als erster westlicher Hacker, der aufgrund seiner Hacking-Tätigkeiten von einer Drohne getötet wurde—und die Geschichte von 5hm00p könnte nun ein neues Licht auf die Hintergründe werfen, die zu seinem Tod führten.

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„What the fuck have I done", schrieb 5hm00p am Sonntag morgen kryptisch auf Twitter. Rund 15 Stunden später begann er schließlich, direkt an den FBI-Twitter-Account zu twittern—aus einigen Tweets sprach blanke Verzweiflung.

„Ich habe viele gute Freunde und meine verdammte Ehre verloren", erklärte 5hm00p, der bisher vor allem als Mitglied der Hacker und Troll-Crew Rustle League aufgefallen war, in einem inzwischen gelöschten Tweet. „Ich schäme mich wegen dieser Sache, mein Gesicht in der Öffentlichkeit zu zeigen."

5hm00p erklärte auf Twitter auch, dass er dabei geholfen habe, den Hacker Junaid „TriCk" Hussain zu töten:

„I fucking helped you MURDER him. Do you know how I feel now when I sleep at night?"

„Unabhängig davon, dass er ein Terrorist und ein Tier war; ich fühle mich verdammt noch mal betrogen", tweetete er weiterhin sichtbar in Rage. 5hm00p gab an, von der Erfahrung schwer traumatisiert zu sein.

Hussain war am 24. August in Syrien zusammen mit seinen zwei Leibwächtern einem Drohnenangriff zum Opfer gefallen. Er war der Anführer der Islamic State Hacking Division, einer Gruppe von Hackern, die ihre Computer-Skills im Sinne des IS einsetzten und sich beispielsweise für den Angriff auf das Pentagon verantwortlich erklärten. Vor der Radikalisierung und seiner Ausreise nach Syrien war Hussain Mitglied der berüchtigten Hacktivisten-Gruppe Team Poison (bzw. TeaMp0isoN) gewesen. So kam er auch erstmals in Kontakt mit 5hm00p.

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In seinen Tweets berichtet 5hmoop auch, wie er sich gezwungen sah, mit dem FBI zu kooperieren, nachdem die Ermittler gedroht hätten, dass seiner Familie etwas zustoßen könnte. Das FBI hätte ihn dazu gebracht, zwei seiner Freunde mit einem speziellen Aufnahmegerät bei der diesjährigen Hackerkonferenz Def Con abzuhören. Das Abhör-Device ließ er auch im Hotelzimmer seines Freunde Dillon C weiterlaufen, wie Buzzfeed News berichtet.

Die Aktion habe dazu gedient, Informationen über den Aufenthaltsort von Hussain zu erlangen. Laut Buzz Feed beschuldigt das FBI seinen Freund Dillon C, den IS zu unterstützen. Der Hacker Dillon C erklärte jedoch, niemals den IS unterstützt zu haben, und sagte, dass FBI hätte ihn lediglich verdächtigt, weil er nicht als Informant für die Behörde arbeiten wollte.

Ein FBI-Sprecher wollte Motherboard gegenüber keinen Kommentar zu den Anschuldigungen von 5hm00p abgeben. Eine Quelle, die mit den Vorgängen vertraut ist, bestätigte Motherboard jedoch, dass 5hm00p der US-Regierung tatsächlich geholfen habe, Hussain zu finden.

Die Sicherheitsforscherin Jaime Cochran erklärte Motherboard, dass 5hm00p sich nach seiner Twitter-Beichte bei ihr gemeldet habe—um sich zu entschuldigen. Außerdem habe er Jaime, die ehemaliges Mitglied von 5hm00ps Crew Rustle League ist, über weitere Details seiner Zusammenarbeit mit dem FBI berichtet. So hätten Ermittler ihn gebeten, das FBI mit Informationen zu zwei weiteren Hackern zu versorgen, die Hussain aus seiner Zeit bei Team Poison kennen müsste. Das FBI vermutete, dass sie den IS unterstützten.

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„Ich halte die Schuld nicht mehr aus."

Cochran betonte, dass es keinen Grund gebe, an den Anschuldigungen des Hackers zu zweifeln: „Für mich klingt es plausibel. Ich wüsste nicht, warum sich jemand das alles ausdenken sollte, erklärte Cochran Motherboard in einem verschlüsselten Chat. (Sie glaubt allerdings nicht, dass die beiden weiteren Hacker, die 5hm00p laut eigener Aussage aushorchen sollte, tatsächlich etwas mit dem IS zu tun hätten.)

„Ich halte die Schuld nicht mehr aus", begründet 5hm00p seine Beichte. Auf Rückfragen von Motherboard hat er bisher nicht geantwortet. Dillon C hat zu der Angelegenheit und seinen Erfahrungen mit 5hm00p ein Statement veröffentlicht, dessen Inhalt von dem Anwalt Jay Leiderman verifiziert wurde.

Es scheint, als sei 5hm00ps Verrat an seinen engen Freunden tatsächlich wertlos gewesen zu sein. Die beiden von 5hm00p genannten Personen geben an, nichts über den Aufenthaltsort von Hussains Frau zu wissen und erklärten, sich bereits vor Jahren mit dem Dschihadisten-Pärchen zerstritten zu haben,

Die Geschichte von 5hm00p erinnert an das Schicksal von Sabu, der als Mitglied von LulzSec an vielen der größeren Hacking-Aktionen von Anonymous beteiligt war. Nachdem das FBI Druck auf ihn aufgebaut hatte, diente Sabu jedoch jahrelang als Informant und half Ermittlern, mehrere Mitglieder seiner Hacking-Crew zu verhaften.

Als Sabu im vergangenen Jahr als FBI-Informant geoutet wurde, verbannte ihn die Hacker-Community. Die Beichte von 5hm00p wird diesmal allerdings anders aufgenommen:

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If @hxmonsegur's reflection had shown half of the humbleness we have seen from @5hm00p, there would be much less antagonism against him.
— Touya Akira (@ClipperChip) November 22, 2015

„Es geht nicht unbedingt darum zu vergeben, aber ich respektiere ihn dafür, dass er sich der Sache stellt", kommentierte die Sicherheitsforscherin Touya, die in der Vergangenheit als enge Verbündete zusammen mit LulzSec operiert hatte.

@yokalli @5hm00p agreed. 100% he also helped take out terrorist terrorizing innocent people. So bravo. :)
— AKilluminati (@An0nKn0wledge) November 23, 2015

Verschiedene Quellen, die mit dem Fall vertraut sind, gaben Motherboard verschiedene Gründe dafür an, warum 5hm00p sich jetzt und auf diese Weise oute. Seine Informanten-Beichte steigere seine Beliebtheit in der Hacker-Community, genauso wie seine offensichtliche Reue, seine Entschuldigungen und seine Selbstkritik. Außerdem dürfte es seinen Sympathiewerten in der Szene helfen, dass seine Kooperation mit dem FBI nicht dazu diente, seine Freunde festnehmen zu lassen, sondern einen Terroristen zu fangen.

Wenn die Aussagen von 5hm00p stimmen, dann ist er Teil einer historischen Operation: Der Angriff auf Hussain markiert das erste Mal, dass reguläre Streitkräfte einen Hacker als gegnerischen Kämpfer klassifiziert und getötet haben. Seine Geschichte bestätigt auch ein weiteres Mal die liebste Anti-Hacker-Strategie des FBI: Mache ihre Kollegen zu Informanten. Sollten sich die Details des Falls bestätigen, könnte er die prekären Grenzen zwischen White-Hat und Black-Hat-Hackern noch weiter durcheinanderbringen.