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Schon wieder Wahlen!!!

Nein, die FPÖ hat keine NS-Referenz in einer Jackenfalte versteckt

Ihr könnt euch wieder beruhigen und euch wichtigeren Dingen widmen.
Screenshot via fpoe.at

Nicht erst seitdem das Mauthausen-Komitee am Dienstag die Broschüre "Die FPÖ und der Rechtsextremismus – Lauter Einzelfälle?" mit 60 Beispielen veröffentlicht hat, weiß man, dass die FPÖ von Zeit zu Zeit Scheiße baut. Gravierende Scheiße, die nicht selten mit rechter Semantik und noch rechteren Sagern zu tun hat.

Aber wie ein aktueller Fall beweist, führt diese Tatsache unter anderem zu einem geradezu hysterischen Überinterpretieren von FPÖ-Botschaften. Der Reihe nach:

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Am Mittwoch veröffentlichte die FPÖ ihr lange erwartetes Wirtschaftsprogramm. Auf dem Cover der Broschüre prangen die Worte: "Fairness. Freiheit. Fortschritt." Dahinter ist ein Mann abgebildet, der offensichtlich Dinge schweißt und dabei eine Schutzmaske trägt. Aber manche Menschen meinen, auf dem Cover der Broschüre noch mehr zu erkennen: und zwar die Abkürzung "NS", geschickt versteckt in den Ärmelfalten des Mannes, der da gerade Dinge schweißt. Ja, wirklich:

Während Twitter-User noch damit beschäftigt sind, sich zu empören, ist man auf Reddit schon einen Schritt weiter und hat eines der wichtigsten investigativen Tools unserer Zeit angewandt: Googles Umgekehrte-Bilder-Suche. Dabei ist ein User namens "kritzikratzi" auf das Original gestoßen, das für das Cover des Wirtschaftsprogramms lediglich gespiegelt wurde. Und ja, auch auf dem Stockfoto von Jozef Polc, einem slowakischen Fotografen, sind die verdächtigen Falten zu sehen:

Natürlich könnte man jetzt meinen, dass zumindest die Spiegelung ein bewusster Akt war und die FPÖ es demnach doch darauf angelegt hat, die "NS"-Botschaft auf ihre Broschüre zu schummeln. Aber dafür hätte die FPÖ das Internet auch nach gespiegelten und verzerrten "NS"-Elementen auf Schweißer-Fotos durchkämmen müssen – und dass die Freiheitlichen dafür nicht die nötige Netzkompetenz haben, wissen alle, die schon mal Hofers Smileys mit Nase oder Straches abgeschnittene und verpixelte Twitter-Titelbilder gesehen haben.

Abgesehen davon gilt auch hier, genau wie überall: Wenn man eine Sache genauso gut mit Zufall, Dummheit oder Überinterpretation erklären kann wie mit viel komplizierteren Verschwörungstheorien, dann ist dem ersteren Erklärungsmodell der Vorzug zu geben.

Das originale Stockfoto sollte jedenfalls Grund genug sein, euch wieder zu beruhigen und eure Empörungsenergie wichtigeren Dingen zu widmen. Zum Beispiel der neuen Plakatkampagne der Grünen oder Taylor Swifts neuem Albumcover. Denn in Fällen wie diesen hilft die Hysterie nur der FPÖ und bringt ihr die Aufmerksamkeit, die sie in letzter Zeit zum Glück nur selten bekommt.

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