Der Stammzellen­zauberei einen Schritt näher

Lange Zeit war die Vorstellung, dass wir eines Tages in der Lage sein würden, unsere Körper nach und nach bis hin zur Unsterblichkeit zu erneuern, nur Science-Fiction. Forscher in Japan sind dieser Utopie in diesem Monat nach der Durchführung einer ersten klinischen Studie mit adulten Stammzellen ein Stück näher­gekommen. Die Transplantation adulter Stammzellen-bzw. induzierter pluripotenter Stammzellen (iPS) wie sie offiziell heißen-ist bisher nur Japan erlaubt. Dort hatte die Ophthalmologin Masayo Takahashi im September 2012 mit einer experimentellen Therapie begonnen, um das Netzhautgewebe einer Frau mit einem chronischen, altersbedingten Augenleiden zu erneuern. Die Stammzellforschung ist in den 1990er Jahren herangereift und nutzt die Pluripotenz menschlicher Zellen, also deren Fähigkeit, sich in jeden Zelltyp verwandeln zu können. Injiziert man Stammzellen in das Gehirn, die Muskeln, die Nerven, Knochen oder die Haut eines Menschen, wachsen neue Zellen. Da Stammzellen jedoch üblicherweise aus Embryonen gewonnen werden, stellen sich ethische Fragen. Shin'ya Yamanaka, ein japanischer Wissenschaftler, präsentierte vor sieben Jahren eine Alternative, als er herausfand, wie man adulte Hautzellen in ihr embryonales Stadium zurückprogrammiert. Für diesen Durchbruch wurde er 2012 mit dem Nobelpreis geehrt. Nun, da die erste Therapie mit menschlichen iPS in die Wege geleitet ist, steigen auch andere Länder in das Rennen um die Anwendungen ein. Dänemark hat sich bereits für die weiterführende Stammzellforschung ab 2015 aufgestellt, die USA planen ab 2017 klinische Studien mit iPS-Zellen. Sollten die japanischen Forschungen ergeben, dass die Therapien sicher und wirksam sind, könnte das zu Durchbrüchen bei der Behandlung von Parkinson, Herzversagen, Cerebralparese und Diabetes führen-im Grunde von allen Krankheiten, die mit der Herstellung neuer Zellen geheilt werden können.