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Welche Wetterkatastrophen 2014 der Klimawandel beeinflusst hat

Wir tragen Schuld, aber auch nicht an allem.
Sturmwolken über den britischen Inseln 2014. Bild: Flickr

Für die letzten Zweifler unter uns gibt es ein bisschen Wissenschaft auf die skeptischen Augen: Ja, der Klimawandel ist bereits zu spüren und ja, er beeinflusst auch unser europäisches Wetter bereits massiv—und zwar nicht unbedingt indem er uns ein paar angenehm warme Herbsttage beschert, sondern in Form von häufiger auftretenden kleinen Katastrophen.

Doch welche extremen Wetterereignisse wurden im vergangenen Jahr weltweit tatsächlich vom Klimawandel beeinflusst? Genau das haben Mitglieder der US-amerikanischen meteorologischen Gesellschaft NOAA jetzt—wie jeden Herbst in den vergangenen vier Jahren— herausgearbeitet.

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Die untersuchten Extremereignisse weltweit. Bild: BAMS

Für den diesjährigen Bericht vom 5.11.2015 untersuchten 32 Gruppen von Wissenschaftlern weltweit 28 einzelne Extremereignisse, von Schneestürmen über Fluten bis Dürren und unterschieden hierbei, ob es sich um natürliche Launen der Natur handelte oder um menschgemachte Auslöser wie eine bestimmte Landnutzung oder der Ausstoß von Treibhausgasen. In diesem Jahr bezieht der Bericht zudem noch Faktoren wie Waldbrände oder die Eismenge in der Antarktis mit ein und stellt gleich zu Anfang fest:

Ja, wir tragen Schuld an manchen Desastern. Der Klimawandel hat bestimmte extreme Wetterereignisse und klimatische Ereignisse im Jahr 2014 direkt beeinflusst. Dazu zählen tropische Zyklone über dem Zentralpazifik, schwere Regenfälle in Europa, Dürren in Ostafrika und lähmende Hitzewellen in Asien, Australien und Südamerika. Doch der Bericht stellt auch klar, dass wir nicht jeden heftigen Sturm und jede Dürre auf den Klimawandel schieben können—die Launen der Natur sind in vielen Fällen nach wie vor unberechenbar.

Hier sind die wichtigsten Ergebnisse der untersuchten Ereignisse:

  • Extreme Regenfälle in den Cevennen in Südfrankreich treten mit einer dreimal höheren Wahrscheinlichkeit gegenüber 1950 aufgrund des Klimawandels auf.

  • Der menschliche Einfluss sorgte für eine Rekord-Durchschnittswärme über Europa, dem Nordostpazifik und dem Nordwestatlantik.

  • Der menschgemachte Klimawandel hat das Auftreten von Waldbränden in Kalifornien wahrscheinlicher gemacht und die Schwere der Hitzewellen in Australien verstärkt; außerdem die Ostafrika-Dürre intensiviert.

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  • Überflutungen in Indonesien, Zyklone, die auf die hawaiianische Küste prallten, extreme Hitzewellen in Korea und China, Überschwemmungen in der kanadischen Prärie sowie das Auftreten eines extremen Schneesturms im Himalaya von 2014 wurden ebenfalls vom Klimawandel beeinflusst. Und auch, dass eine Hitzewelle in Argentinien die Städte lahmlegte, war fünfmal so wahrscheinlich dank des Klimawandels.

  • Ob der Klimawandel eine Rolle bei den Dürren im Mittleren Osten gespielt hat, bleibt derweil unklar.

  • Nichts mit dem Klimawandel zu tun hatten Hurricane Gonzolo über Europa, die Kaltfront an der US-Ostküste und der Allzeit-Sturmrekord über den britischen Inseln.

Letztlich lässt sich auch interessantes Paradoxon aus dem Bericht entnehmen: Manche Wetterereignisse finden (wenn auch immer seltener) trotz der Klimaerwärmung statt. In diesem Fall setzte das Eis in der Antarktis einen neuen Höhenrekord an. Doch Schuld waren nicht unsere halbherzigen Energiesparmaßnahmen in Europa oder eine besonders bemerkenswerte Ökobilanz Chinas, sondern außergewöhnlich kalte Winde, die über den antarktischen Kontinent in Richtung Meer bliesen und den Gefrierungsprozess beschleunigten—ein Phänomen, das wir nicht mehr häufig werden beobachten können, so die Autoren der Studie.

Der Klimawandel ist ein Verstärker für extreme Wetterereignisse—immer häufiger, immer heftiger treten sie auf.

„In den vergangenen vier Jahren hat dieser Bericht jedes Mal demonstriert, dass beispielsweise Temperaturextreme in Verbindung zu Treibhausgasen stehen, die der Mensch durch seine Aktivitäten verursacht, während andere Extreme, die eher niederschlagsbedingt sind, weniger menschlicher Aktivität zugerechnet werden können", sagte einer der Leitautoren, Thomas R. Karl, in einem Statement.

Insgesamt schließt der Bericht, dass der Klimawandel wie ein Verstärker für zufällig auftretende Naturkatastrophen wirkt: Sie treten durch unser Zutun wahrscheinlicher auf—und heftiger.

Den vollständigen Bericht mit dem Titel „Explaining Extreme Events from a Climate Perspective 2014" könnt ihr hier herunterladen.