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Ein Grund für diesen „Empörungsjournalismus" wird wohl der wirtschaftliche Druck sein, unter dem die Medien stehen. Der traditionelle Journalismus und die klassischen Medienhäuser stecken seit über zehn Jahren in der Krise. Sie kämpfen mit immer weniger Werbeeinnahmen um eine immer kleiner werdende Gruppe an Menschen die noch bereit sind, für Journalismus zu zahlen—und in diesem Kampf gehen sie genauso vor wie der Boulevard auch: Sie erzählen ihrer Zielgruppe, was die hören will.Der Boulevardleser will hören: Die Ausländer sind gefährlich! Und der bildungsbürgerliche Bildungsbürger will hören: Diese Rechtpopulisten sind dämliche Proleten! Und mehr noch: Wir sind es nicht! Wir sind zum Glück Bildungsbürger, die keine Angst vor dem ökonomischen Abstieg haben müssen, solange wir nur nicht zu denen gehören.Das ist die Ausgangslage und sie ist im Grunde ziemlich hoffnungslos. Wenn Deutschland aus den österreichischen Fehlern lernt, dann müsste es sich etwas anderes ausdenken als dieses gleichzeitige Bashing und Quotensteigern mit den Rechten—das funktioniert zwar für die Quote, aber nicht wirklich gegen die Rechten. Der Empörungs-Qualitätsjournalismus ist ein Spiel mit dem Feuer. Aufzeigen und Aufregen reicht nicht mehr, wenn die Däme erstmal gebrochen sind und das sind sie jetzt auch in Deutschland.Es braucht neue Vermittlungsformen um den verlorenen Weg zum Young-Angry-White-Male wieder neu zu finden. Experimente, wie das zweier Typen, die auf Plakaten über rassistische Vorurteile aufklären, ohne sich darüber lustig zu machen, machen Hoffnung. Dass der ORF beispielsweise erst seit 2014 nicht mehr um jedes Social-Media-Angebot kämpfen muss, hat dagegen wertvolle Zeit gekostet. Spätestens #Köln und #Armlänge haben Anfang des Jahres gezeigt, dass die „Qualitätsmedien" auch in Deutschland zumindest unsicher im Umgang mit dem Thema geworden sind. Beim „Schießbefehl"hat man dieses Wochenende gemerkt, dass die Phase der Empörung langsam in eine Phase der ratlosen Hoffnung übergeht. Diese neue Demut und Nachdenklichkeit ist vielleicht gar kein schlechter Anfang.Yannick auf Twitter: @yannshkiUnter dem wirtschaftlichen Druck erzählen sowohl der Qualitätsjournalismus als auch der Boulevard den Lesern, was sie hören wollen.