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Mit Atemtracking gegen den Alltagsstress

Die Atemmaske von Sendinaden verhilft euch zum perfekten Atmen und filtert gleichzeitig die Luft.
Die Autorin beim Maskentest. Alle Bilder: Grey Hutton

Ihr wollt euch besser fühlen, besser entspannen, besser trainieren und habt das trotz Fitnessarmband, Elektroschock-Gadget oder Meditations-Headset noch immer nicht geschafft? Dann solltet ihr vielleicht in das neueste Gerät für gesteigertes Wohlbefinden dank Selbstüberwachung investieren: Die smarte Atemmaske von Sendinaden. Das in Shanghai ansässige und von internationalen Jungunternehmern und Entwicklern ins Leben gerufene Start-up überzeugte mit seinem Konzept auch schon den Gesundheitsriesen Bayer.

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Die Maske unterscheidet sich nur wenig von herkömmlichen Atemmasken, welche Staub und andere umherschwirrende Partikel vom Einzug in eure Atemwege abhalten. Auch die Smart Mask enthält einen Filter, der die Luft reinigt, ist aber zusätzlich mit einer Technik ausgestattet, die die Maske je nach Qualität des Atems rot oder grün leuchten lässt und die Ergebnisse zur Auswertung auf's Smartphone schickt. Atmet der Nutzer beispielsweise zu flach oder unregelmäßig, erstrahlen die eingebauten LEDs in warnendem Rot, bist du entspannt und atmest ruhig und weder zu tief noch zu seicht, gibt die Maske grünes Licht. Zur Verbesserung deines Atems beim Sport oder im Büro zeigen die Diagramme der App, in welchen Momenten du an deinem Lufthaushalt arbeiten solltest.

Mit Sendinaden-Gründer David Hartmann.

Wir nehmen 12 bis 14 mal pro Minute einen Atemzug, dessen Tiefe und Geschwindigkeit unsere gesamte Verfassung bestimmt. Die richtige Atemtiefe entspannt, senkt den Blutdruck und hat zahlreiche andere positive Effekte für Geist und Körper. „Ich selbst treibe Sport und zwar Martial Arts. So kam ich auf die Idee mit der Maske. Unser Entwickler, der Robotik-Ingenieur Nicolas Tokotuu, ist zusätzlich noch Free Diver und hat sich ebenfalls schon viel mit dem Atmen beschäftigt", erzählt mir David Hartmann, der Gründer von Sendinaden, bei einem Besuch in der Motherboard-Redaktion. „Wir haben dann überlegt, wie wir unsere Trainingserfolge noch verbessern könnten."

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Um zu funktionieren, muss die Sendinaden-Maske genau an das jeweilige Gesicht angepasst sein, da an den Seiten ausströmende Luft das Ergebnis verfälschen würde. Die eigenen Daten schickt der interessierte Nutzer online an die Firma und bekommt seine personalisierte Maske darauf per Post zugeschickt. Oder er entscheidet sich für die kostengünstigere Variante und fordert lediglich die Datei für den 3D-Druck und die einzubauende Technik an, um sich die Einzelteile selbst auszudrucken.

Die am vergangenen Freitag gestartete Crowdfunding-Kampagne für die Maske sammelte bis heute fast 1.500 Euro von den angepeilten 50.000 Euro, mit denen das Gerät in Produktion gehen soll. Die über Kickstarter vorbestellbare Early-Bird-Version der Maske kostet 150 Euro und soll im Juli 2016 ausgeliefert werden.

Eine kleine Kulturgeschichte des Mundschutzes im japanischen Straßenbild

„In China ist die Luft teilweise so dick, dass du auch im Büro kein Fenster aufmachen darfst. Sonst ziehen richtige Schwaden durch den Raum", so Hartmann. „Eine Atemmaske ist deswegen unabdingbar. Mit unserer Erfindung kannst du nun nicht nur die Luft filtern, sondern auch noch etwas für deine Gesundheit tun."

Erst gestern gab das chinesische Umweltministerium bekannt, dass Peking und der Norden des Landes unter einer 530.000 Quadratkilometer großen Smogwolke (das entspricht der Größe Spaniens) gefangen sind. Folgen solch einer extremen Luftverschmutzung, die im Fall von Peking die von der Weltgesundheitsorganisation vorgeschriebenen Richtwerte um das 17-fache übersteigen, sind Erkrankungen der Atemwege und des Kreislaufsystems, die im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen können, sowie Lungenkrebs.

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Atemmasken gehören in westlichen Ländern weniger zum Alltagsbild als in den smoggeplagten asiatischen Großstädten und haben möglicherweise einen schwierigeren Markteinstieg. Doch auch europäische Großstädte leiden unter Luftverschmutzung, wie die aktuelle Studie der European Environment Agency zeigt. Im Jahr 2012 beispielweise war die partikellastige Luft verantwortlich für 432.000 verfrühte Todesfälle.

Und auch wenn unsere westlich geprägte Abneigung gegen Verhüllung noch eine Hemmschwelle, sich für das Gesichtsgadget zu entscheiden, darstellen mag, könnte das Tracking ein zusätzliches Trainingstool für Leistungssportler sein und auch im medizinischen Bereich jenseits von EEG und EKG aufschlussreiche Ergebnisse liefern.