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Der IWF will die Blockchain nutzen, aber Krypto-Fans wird das nicht gefallen

Geld übermitteln ohne die Kontrolle von Banken; die Blockchain macht es möglich. Jetzt greift auch der Internationale Währungsfonds nach der Technologie – aber auf eine Weise, die ein Grundprinzip von Kryptowährungen bedrohen könnte.
IWF-Chefin Christine Lagarde | Bild: Shutterstock.com

Eigentlich ist der Internationale Währungsfond (IWF) der natürliche, ideologische Feind von Bitcoin und anderen dezentralisierten Kryptowährungen. Als Sonderorganisation der Vereinten Nationen vergibt der IWF Kredite an Länder mit Zahlungsschwierigkeiten und setzt sich für eine globale Währungspolitik ein. Doch im Gegensatz zu anderen Geldinstituten verteufelt der IWF Kryptowährungen nicht – viel mehr möchte er die Technologie hinter Bitcoin und Konsorten nutzen, um sie zu regulieren.

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In einem Blogpost schrieb IWF-Chefin Christine Lagarde am Montag, dass Kryptowährungen global reguliert werden müssten, um gegen kriminelle Aktivitäten wie Geldwäsche oder Terrorfinanzierung vorzugehen. Die Forderung nach globalen Rahmenbedingungen ist an sich nichts Neues, schließlich überlegen staatliche Regulierungsbehörden auf der ganzen Welt bereits, wie sie den Handel mit Kryptowährungen kontrollieren können. Lagarde hat jedoch eine Vision, die Krypto-Fans geradezu dystopisch erscheinen dürfte: Sie schreibt, dass "dieselben Innovationen, die Kryptowährungen antreiben, auch zu ihrer Regulierung eingesetzt werden können". In anderen Worten: Der IWF solle "Feuer mit Feuer bekämpfen".

Lagardes Vorschläge gehen auf Kosten der Anonymität

Lagarde schlägt beispielsweise vor, dass Handelsplätze für Kryptowährungen eine Kombination aus biometrischer Identifizierung, Künstlicher Intelligenz und Verschlüsselungstechniken einsetzen sollen, um ihre Kunden einer Legitimationsprüfung zu unterziehen. Somit könnte die Polizei "verdächtige Transaktionen beinahe in Echtzeit identifizieren" und illegale Transfers stoppen.

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Dieser Vorschlag steht im krassen Gegensatz zu einem Grundprinzip der Blockchain: der Anonymität. Auf der Blockchain sind Transaktionen zwar für jeden sichtbar und nachvollziehbar – einzelne Teilnehmer werden jedoch nur durch ihren öffentlichen Schlüssel repräsentiert, eine lange Kombination aus Zahlen und Buchstaben. Somit lässt sich zwar nachverfolgen, wie Kapital von einer digitalen Adresse zur anderen wandert, wer jedoch hinter dieser Zeichenfolge steckt, bleibt normalerweise geheim. Diese Anonymität macht die Blockchain besonders für jene interessant, die – aus welchen Gründen auch immer – unter dem Radar von Autoritäten fliegen wollen.

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Mit dem Einsatz von biometrischen Tools und Algorithmen, die möglicherweise verdächtige Transaktionen sofort flaggen könnten, wäre der Faktor Anonymität ausgehebelt. Die Attribute, die die Blockchain eigentlich zu einem dezentralisierten, sicheren und anonymen Kassenbuch machen, würden die Technologie damit in ein mächtiges Überwachungsinstrument verwandeln, das seinesgleichen sucht. Denn eine sichere und verifizierbare Methode, um Personen, nicht nur ihre anonymen Zahlungen, zu verfolgen, würde genau den Organisationen in die Hände spielen, die mit der Gründung von Bitcoin entmachtet werden sollten.

Der IWF sieht das Potenzial von Kryptowährungen – und möchte es nutzen

Als Bedrohung scheint der IWF Bitcoin jedenfalls nicht wahrzunehmen. "Es wäre nicht schlau, Kryptowährungen komplett abzulehnen", schreibt Lagarde. "Wir müssen ihr Potenzial sehen, aber auch die Risiken erkennen." Lagarde schlägt vor, Distributed-Ledger-Technologien zu nutzen, um Informationen zwischen Regulierungsbehörden und Marktteilnehmern sicher auszutauschen. Das ist dieselbe Technologie, die hinter der Blockchain und somit auch hinter Bitcoin steckt.


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Bitcoin ist heute noch weit von den idealistischen Zielen entfernt, mit denen die Kryptowährung einst erdacht wurde: Sie ist nicht das internationale Bezahlsystem, das Kreditkarten Konkurrenz macht – einige große Händler haben Bitcoin als akzeptierte Zahlungsmethode sogar wieder abgeschafft. Außerdem schwanken die Werte von Bitcoin und anderen Kryptowährungen so stark, dass sie nicht als sichere Wertanlage gelten können.

Lagardes Blogpost zeigt, dass das Finanzwesen offenbar keine Angst vor Bitcoin oder der Blockchain hat. Vielmehr können die Zuständigen es wohl gar nicht erwarten, die Technologie auf eine Weise zu nutzen, bei der sich Bitcoins anonymem Gründer Satoshi Nakamoto die Nackenhaare aufstellen dürften.