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Bitcoin unerwünscht: Warum Gamer auf Steam nicht mehr mit der Kryptowährung zahlen dürfen

Während Bitcoin auf einem Rekordhoch ist, fliegt die Währung jetzt von der weltgrößten Plattform für Videospiele.
Bild: flickr | BTC Keychain | Lizenz: CC BY 2.0

Der Hype um Bitcoin ist so groß wie nie zuvor. Der Traum von der großen Kryptokohle treibt findige Pioniere zu kreativen Höchstleistungen an und bringt Menschen an den Rand der Verzweiflung, die sich eben noch als Bitcoin-Millionär wähnten. Doch eine Frage schreckt nach wie vor viele Menschen von der Investition in die Kryptowährung ab. Wenn man den digitalen Reichtum erstmal gehortet hat, wie kann man ihn dann für den Kauf von lebenswichtigen Dingen wie Pizza oder Videospiele einsetzen?

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Vor allem Letzteres ist seit Mittwoch um einiges komplizierter geworden. Denn die Videospielplattform Steam gab vorgestern bekannt, dass sie Bitcoin nicht länger als Zahlungsart akzeptieren wird. Mit 125 Millionen Nutzern ist Steam der weltweit größte und wichtigste Online-Anbieter für Videospiele. Den Bezahlservice mit der Kryptowährung hatte Steam erst im April letzten Jahres eingeführt.

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Laut Valve, dem Betreiber von Steam, ist Bitcoin aufgrund seiner enormen Wertschwankungen zu unbeständig, um es weiterhin als Zahlungsart zu akzeptieren. Schließlich ist der Wert für ein Bitcoin in weniger als einem Jahr von knapp 600 Euro auf über 8.500 Euro gestiegen. Die Kryptowährung ist aber auch berüchtigt dafür, über Nacht mehrere Tausend Euro an Wert zu verlieren. Für Investoren mag dieses Risiko Bitcoin erst so richtig interessant machen – für Händler sieht die Sache jedoch ganz anders aus.

"Der Wert von Bitcoin unterlag zwar schon immer Schwankungen, aber das Maß hat in den letzten Monaten extrem zugenommen. Innerhalb von ein paar Tagen hat die Währung mehr als 25 Prozent an Wert verloren", erklärte Steam am Mittwoch in einem Blogpost. So kann es sein, dass ein Nutzer den Bruchteil eines Bitcoin zahlt, der für ein paar Stunden dem Preis für ein Spiel entspricht. Bis die Transaktion jedoch das Bitcoin-Netzwerk durchlaufen hat, kann es passieren, dass der Geldwert für ein Bitcoin extrem gestiegen ist – oder eben extrem gefallen.

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Als weiteren Grund für die Entscheidung gab das Steam-Team die hohen Transaktionskosten an, die Bitcoin für die Zahlung von Videospielen unattraktiv mache.

"In den letzten Monaten haben wir festgestellt, dass der Wert von Bitcoin immer unbeständiger wurde, und die Gebühren für Transaktionsverläufe im Bitcoin-Netzwerk enorm angestiegen sind", schreibt Steam. "Unter anderem sind die Transaktionsgebühren, die den Kunden vom Bitcoin-Netzwerk auferlegt werden, dieses Jahr sprunghaft angestiegen und haben mit fast 20 US-Dollar [etwa 17 Euro] pro Transaktion letzte Woche ihren Höhepunkt erreicht." Damit sind die Transaktionen teilweise höher als der Preis für ein einziges Spiel.

Die hohen Kosten und langen Wartezeiten für eine Transaktion sorgen in der Bitcoin-Community schon seit geraumer Zeit für Unmut. Im Sommer wurde daher eine Code-Änderung namens "Segregated Witness", kurz Segwit, implementiert, die das Problem lösen sollte. Doch bisher ist ein positiver Effekt dieses sogenannten Hard Forks kaum spürbar, da die Änderung von den Nutzern nur langsam angenommen wird und noch nicht alle auf die neue Segwit-Technologie umgestiegen sind.


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Als Steam letztes Jahr Bitcoin als Zahlungsart auf seiner Plattform einführte, mussten Nutzer etwa 17 Cent pro Bitcoin-Transaktion zahlen, schreibt Steam. Das sich dieser Betrag inzwischen fast verhundertfacht hat, ist schon schlimm genug. Die Schwankungen auf dem Bitcoin-Markt sind sogar noch dramatischer. Momentan verliert oder gewinnt die Digitalwährung so schnell an Wert, dass viele Bitcoin-Besitzer gar nicht mehr hinterherkommen. Aktuell befindet Bitcoin sich im Aufwärtstrend, aber niemand kann sagen, ob das so bleiben wird oder ob der Markt nicht doch eines Tages zusammenbricht.

Wenn ein Nutzer ein Videospiel mit Bitcoin gekauft hatte, aber der Wert für die Kryptowährung fiel, bevor die Transaktion bestätigt wurde, musste Steam das Geld entweder zurückerstatten oder den Nutzer um eine Nachzahlung bitten, schreibt die Plattform. In beiden Fällen musste der Kunde nun zum zweiten Mal Transaktionsgebühren zahlen.

"Leider ist es momentan nicht tragbar, Bitcoin als Zahlungsoption zu unterstützen", schreibt Steam. "Wir werden eventuell zu einem späteren Zeitpunkt diese Zahlungsmethode erneut bewerten, um herauszufinden, ob es für uns und für die Steam-Community Sinn macht, Bitcoin als Zahlungsmethode anzubieten."

Der Fall von Steam wirft die Frage auf, ob die Kryptowährung wirklich als die universelle, sichere und unabhängige Alternative zu staatlichen Hartwährungen geeignet ist, als die sie eigentlich geschaffen wurde.