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#Nizza – zwischen Information und Voyeurismus

Wie das Netz auf die Katastrophe in Nizza reagiert.

Gestern Nacht wurden in Frankreich mindestens 84 Menschen ermordet. Gegen 23 Uhr ist ein Attentäter in Nizza mit einem LKW in eine feiernde Menschenmenge gerast. Der Fahrer überfuhr auf einer Strecke von zwei Kilometern Menschen. Der Anschlag passierte nach einem Feuerwerk zum französischen Nationalfeiertag auf der Promenade des Anglais. Ihr könnt hier nachlesen, was wir bisher darüber wissen.

Die sozialen Netzwerke sind voller Entsetzen und Ohnmacht:

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je suis Bataclan
Je suis charlie
Je suis Orlando
Je suis Nice
Je suis Paris
Je suis Kenya…

Je suis surtout fatigué…
MaxAuMaximum (@MaxAuMaximum) 15. Juli 2016

Je suis fatigue with this merde . The news is exhausting. Beyond sadness. https://t.co/4eNClI4Pv0
Carleen Carroll (@carleen_carroll) 15. Juli 2016

Nach Katastrophen stellen sich meist dieselben Fragen. Eine davon ist: Wie viel und wie schnell soll berichtet werden? Das Informationsbedürfnis ist groß, der Grat zum Voyeurismus schmal—und viele sind mit einem Handy vor Ort. Die Frage ist: Was macht man mit dem Material? Der Blogger Richard Gutjahr war vor Ort, berichtete auf Snapchat von den Feierlichkeiten, als der Anschlag sich ereignete. Seine Snapchat-Story endet allerdings zum Zeitpunkt des Anschlags. Seine Aufnahmen des Anschlags leitete er an das Fernsehen weiter.

Es gab einen Schusswechsel. Noch unklar, ob Terroranschlag. #Nizza Habe den Vorfall gefilmt. Material jetzt bei @BR24 / @WDR und @tagesschau
Richard Gutjahr (@gutjahr) 14. Juli 2016

In #Nizza ist ein LKW in eine Menschenmenge gerast. Behörden sprechen v. etwa 60 Toten. @gutjahr hat die Tat gefilmt pic.twitter.com/h1RpN7MddM
tagesschau (@tagesschau) 14. Juli 2016

Nicht alle waren so feinfühlig. BILD-Chefin Tanit Koch wurde für den Retweet eines Videos, in dem die Leichen sehr nah gezeigt werden, auf Twitter harsch kritisiert.

Es ist nicht so schwer, ne. Man kann es googlen. Und es ist relativ eindeutig. Martin Schneider (@MSneijder) 14. Juli 2016

Die französische Polizei äußerte sich zur Berichterstattung auf Twitter:

#Nice06 Dont propagate rumors and don;t broadcast shocking photos or videos
GendarmerieNationale (@Gendarmerie) 14. Juli 2016

Neben dem Bekunden von Mitgefühl und dem Posten (unangemessener) Videos, können soziale Netzwerke aber auch tatsächlich helfen: Unter dem Hashtag #PortesOuvertesNice (offene Türen Nizza) konnten Nutzer nach dem Anschlag am Freitag Zuflucht suchen. Unter anderem auf Twitter wurde der Hashtag in der Nacht tausendfach verbreitet. Einwohner von Nizza boten anderen an, zu ihnen nach Hause zu kommen, damit sie nach dem Anschlag nicht auf der Straße bleiben mussten.