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Forscher bauen furchteinflößende Schwanzpeitsche des Sauropoden-Sauriers nach

Ein 3D-gedrucktes Modell zeigt, dass Sauropoden mit ihrer Schwanzpeitsche die Lautstärke einer Schusswaffe erreichen konnten.
Modell des Saurierschwanzes. Bild: Duncan Smith/ Intellektuell Ventures

Wenn Indiana Jones seine Lederpeitsche knallen lässt, möchte man nicht aus Versehen im Weg stehen. Einen ebenso lässig-furchteinflößenden Eindruck hinterließen urzeitliche Sauropoden mit ihrem Schwanz, der einer Peitsche nicht nur optisch, sondern auch von der Handhabe sehr ähnlich war.

Zu dem Ergebnis kamen die Wissenschaftler Nathan Myhrvold und Philip Currie, die den Saurierschwanz der Urzeitreisen mit langem Hals und elefantenartigem Körper mittels 3D-Druck nachbauten. Gestern präsentierten sie ihre Ergebnisse bei der Society of Vertebrale Paleontology in Dallas.

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Myhrvold ist Mathematiker und theoretischer Physiker, der schon einige spektakuläre Stationen in seiner Vita zu verzeichnen hat. So war er nicht nur Doktorand bei Stephen Hawking in Cambridge, sondern sicherte sich als Microsoft-Mitarbeiter ein millionenschweres Finanzpolster, bevor er nun Geschäftsführer seiner eigenen Firma Intellectual Ventures ist. Er bezeichnet sich selbst als leidenschaftlichen Dino-Fan, finanziert Ausgrabungen, beteiligt sich an Forschungen und seine Wohnzimmerdeko ziert das lebensgroße Skelett eines Tyrannosaurus Rex.

Zusammen mit Currie, einem Paläontologen der University of Alberta, hatte er schon vor 18 Jahren behauptet, dass einige Arten der riesigen Pflanzenfresser mit ihrem Schwanzschlag die Schallmauer durchbrechen könnten. Den Beweis lieferte jedoch erst jetzt ihr 20 Kilogramm schweres, 3,5 Meter langes Wirbelskelett aus dem 3D-Drucker, welches sie mit einer Peitsche hinten dran versahen. (Der Schwanz eines lebendigen Sauriers wäre um die 14 Meter lang und mit circa 1300 Kilogramm noch um einiges schwerer gewesen.)

Weitere urzeitliche Reanimation seht ihr in unserer Doku: Die Wiederauferstehung des Wohlhaarmammuts

Für ihre Replik bildeten die Wissenschaftler alle 82 Wirbel des Apatosaurus nach, von dem ein nahezu vollständiges, fossiles Skelett vorhanden ist. Zwischen die Wirbel setzten sie Neopren-Puffer, die als Bandscheiben fungieren sollten. Um das Gewicht des Fleisches zu symbolisieren, verstärkten sie die Wirbel mit Gewichten.

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Das Modell ließ sich nun von Hand betreiben und beim Schwanzschlag entstand ein ohrenbetäubender Knall—ein Geräusch, welches seit 66 Millionen Jahren nicht mehr gehört wurde.

Es klingt ähnlich wie der Peitschenknall in diesem Video:

„Sie waren die ersten lebenden Wesen, die die Schallmauer durchbrochen haben", wird Myhrvold bei New Scientist zitiert. Auch wenn es sich bei den Sauropoden um riesige Wesen gehandelt hat, wurden ihre Wirbel zur Schwanzspitze hin immer kleiner. Die perfekten Voraussetzungen für einen mächtigen Knalleffekt.

Myhrvold und Currie nehmen an, dass die Tiere ihre Schwanzpeitsche nicht unbedingt zur direkten Verteidigung einsetzten, sondern um Feinde abzuschrecken. Vielleicht war das Geräusch auch ein Mittel der Kommunikation und es könnte sich dabei um den ersten auf lange Strecken anwendbaren Fernsprechmechanismus gehandelt haben. Die physikalische Simulation weist darauf hin, dass die Saurier ihren Schwanz mit einer Geschwindigkeit von 370 Metern pro Sekunde schlagen konnten und damit die Lautstärke einer Schusswaffe erreichten.