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Neue Details zur Waffe des Amokläufers von München

Das slowakische Innenministerium bestätigt gegenüber Motherboard, dass die Tatwaffe von David S. von einer österreichischen Firma stammt und erst durch die Hände mehrerer Zwischenhändler nach München gelangte.

Die Tatwaffe des Attentäters David S., der Mitte Juli in einem Münchener Einkaufszentrum neun Menschen erschoss, wurde in der Slowakei hergestellt. Dies bestätigte nun das slowakische Innenministerium gegenüber Motherboard. Die halbautomatische Glock 17 kommt einem Ministeriumsmitarbeiter zufolge aus der slowakischen Niederlassung des österreichischen Waffenproduzenten Glock GmbH. Sie wurde 2014 hergestellt und dann in Umlauf gebracht.

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Bis sie letztlich bei dem 18-jährigen Attentäter David S. in München landete, habe die Waffe mehrfach den Besitzer gewechselt, so der Mitarbeiter weiter. Um welche Firmen und Mittelsmänner es sich dabei genau handelt, sei derzeit noch Gegenstand der Ermittlungen.

Bislang gab es nur Vermutungen, dass die Münchener Tatwaffe tatsächlich aus der Slowakei stammen könnte. Die SZ berichtete wenige Tage nach dem Amoklauf unter Berufung auf Ermittlerkreise, dass die Waffe ein slowakisches Beschusszeichen trage und daher „irgendwann in der Vergangenheit" in der Slowakei in gewesen sein muss.

Der Fall „Maurächer": Hat David S. mit diesem Account die Waffe aus dem Darknet bestellt?

Zudem stellt sich die bisher häufig gemeldete Schlussfolgerung, das Prüfzeichen aus dem Jahr 2014 markiere den Zeitpunkt, an dem die Waffe entschärft wurde, als falsch heraus. Richtig ist, dass das Beschusszeichen belegt, dass die Waffe die Glock-Fabrik 2014 als scharfe Halbautomatik verließ und zunächst als echte Waffe gehandelt wurde. Wann und von wem sie zur Salutwaffe umgewandelt und später zu einer scharfen Waffe reaktiviert wurde, ist derzeit noch unklar.

Salutwaffen sind auf Schreckschuss umgebaute, ehemals scharfe Waffen, die zum Beispiel bei Theateraufführungen oder im Film zum Einsatz kommen. Das deutsche Waffengesetz führt sie als „erlaubnisfreie" Waffen, insofern sie ordnungsgemäß entschärft werden und die entsprechende Kennzeichung eines Beschussamtes aufweisen. Solche erlaubnisfreien Waffen aus der Slowakei boten auch schon in der Vergangenheit die Grundlage für den illegalen Waffenhandel. Welche Zwischenhändler an der Deaktivierung und Reaktivierung der Waffe beteiligt waren, ist momentan noch Gegenstand der Ermittlung, zu denen sich auch das bayrische LKA Bayern momentan nicht äußern möchte.

Die Glock GmbH ist ein österreichischer Waffenproduzent und weltweiter führender Pistolen-Lieferant für Polizeibehörden. 2014 expandierte das Unternehmen in die Slowakei, um seine Chancen bei der öffentlichen Auftragsvergabe zu erhöhen, wie die slowakische Zeitung SME berichtete. Wo sich die Firma genau befindet, ist nicht bekannt. Ihre offizielle Adresse in einem Industriegebiet von Bratislava ist laut Erik Vransky, Geschäftsführer der slowakischen Niederlassung, nur eine „Papieradresse".

Wir haben sowohl die Glock-Hauptzentrale in Deutsch-Wagram als auch die slowakische Niederlassung ERIK JV s.r.o. angefragt, ob die von David S. genutzte Waffe tatsächlich aus ihrer Farbik stamme. Unsere Nachfragen blieben bis zum Veröffentlichungszeitpunkt unbeantwortet, sollten wir eine Antwort erhalten, werden wir diese entsprechend ergänzen.

Vorschaubild: Ken Lunde | Wikimedia | Lizenz: CC BY-SA 3.0