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Koalas haben gute Gründe, sich an Bäume zu kuscheln

Laut einer neuen Studie drücken Koalas ihre Vorderseite an besonders kühle Bäume, um weniger zu schwitzen und eine Dehydration zu vermeiden.
Thermobild von heißem Koala auf kaltem Baum. Bild: S. Griffiths. Mit freundlicher Genehmigung von University of Melbourne

Koalas gehören neben Faultieren und Zebras wohl zu den entspanntesten Kreaturen dieser Erde. Zum einen, weil sie vom gepflegten Mampfen der Eukyalyptusblätter permanent stoned zu sein scheinen—diese Annahme hat sich zwar als Gerücht herausgestellt, aber die Vorstellung ist einfach unschlagbar—und zum anderen, weil sie zu schlau zum Schwitzen sind, wie eine Studie der Universität Melbourne nun herausfand.

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Die Zahl der knuddeligen Bärchen ist in den letzten Jahren bedenklich geschrumpft, was vor allem durch den Klimawandel begründet ist. „In einem Bestand sind ein Viertel der Koalas während einer Hitzewelle 2009 verstorben", erklärte Professor Andrew Krockenberger von der James Cook Universität im Scienceworldreport. „Es ist wichtig, alle möglichen Faktoren zu verstehen, die eine bestimmte Spezies besonders widerstandsfähig machen."

An heißen Tagen suchen sich Koalas die Bäume aus, die am kältesten sind und kuscheln sich an deren Stämme und Äste. Vorher lecken sie ihr dickes Fell, um den Kühlungseffekt noch zu steigern. Auf diese Weise verlieren die Tiere kaum Wasser durch Schwitzen und sind weniger der Gefahr einer Dehydration ausgesetzt. Da Koalas sowieso 18 bis 20 Stunden täglich auf Bäumen schlafen, bietet sich diese Astkühlung natürlich an. Und an besonders heißen Tagen pressen sie dann ihre Vorderseite einfach besonders stark an das Holz. Koalas zeigen ihre Liebe zu Bäumen also je nach Wetterlage in unterschiedlicher Gestik.

Koala kühlt sich am Baum. Bild: Flickr/ Ken and Nyetta | CC BY 2.0

„Normalerweise denken die Leute, wenn sie Koalas betrachten, die Tiere wären müde oder stoned, aber hier beobachten wir ein anderes Phänomen", erklärt Krockenberger, der mit seinen Kollegen 30 Koalas auf der Melbourne vorgelagerten Insel French Island untersuchte. „Der Koala bringt sich in eine Position, in der er so wenig Wasser wie möglich verliert."

Bisher nahmen die Wissenschaftler an, die Koalas würden ihre Vorderseite mit dem nicht ganz so dicken Fell bei heißen Temperaturen zum Kühlen an die Luft halten, doch die Realität ist genau umgekehrt. Indem sich die Koalas an den Baum drücken, senkt sich ihre Körpertemperatur so sehr, dass sie bis zu fünf Grad kälter ist als die Lufttemperatur.

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Trotz roter Augen ist der Koala nicht stoned, sondern kühlt seine Vorderseite am Eukalyptusstamm. Bild: University of Melbourne. Mit freundlicher Genehmigung.

violett: 30-34 Grad Celsius/ orange: 36-38 Grad/ gelb 38-40 Grad. Bild: University of Melbourne. Mit freundlicher Genehmigung.

„Es sieht so aus, als würden die Koalas über ihre Vorderseite die Hitze aus ihren Körpern in die Bäume übertragen.", so Krockenberger bei abc science.

Koalas sterben in Hitzewellen vor allem durch Dehydrierung, da die einzige Flüssigkeit, die sie aufnehmen in den Blättern steckt und diese bei übertriebenem Konsum toxisch wirken. Zum Schutz benötigen die Koalas also dringend kühlende Bäume, auf denen sich die Tiere bei großer Hitze aufhalten können. Und wie die Wissenschaftler herausfanden, ist der Baum mit der niedrigsten Temperatur die Akazie, doch diese wiederum bietet für Koalas kein Futter.

Hoffen wir, dass ihnen weiterhin genügend Bäume bleiben, auf denen sie ihre wetterabhängigen Entspannungspositionen entsprechend verfeinern können.