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Deutlich mehr versuchte Morde: Deutsche Neonazis werden gewalttätiger

Die Zahl der versuchten Tötungsdelikte durch die braune Meute ist jetzt schon höher als im gesamten Vorjahr.

Rechtsextremer bei einer NPD-Demo in Bielefeld | Foto: imago | Teutopress

2014 registrierte die Polizei in Deutschland einen einzigen Fall, bei dem Neonazis oder anderen Rassisten versucht haben, einen Menschen zu töten. 2015 waren es schon sieben versuchte Tötungen. Anfang Oktober wollte die deutsche Linken-Abgeordnete Martina Renner nun wissen, wie viele Mordversuche die Behörden für das noch nicht abgelaufene Jahr registriert haben. Ihre Anfrage stellte sie schriftlich an das Bundesinnenministerium und schriftlich kam auch eine Antwort zurück: Allein bis Anfang Oktober hat die Polizei elf versuchte Tötungsdelikte registriert.

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Genauer: Es handelt sich um vier versuchte Morde und sieben versuchte Totschlagdelikte, wie der Tagesspiegel berichtet, dem ebenfalls das Antwortschreiben vorliegt. Geografische Spitzenreiter sind mit jeweils drei Delikten Bayern und Sachsen, dicht gefolgt von Nordrhein-Westfalen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und dem Saarland, die allesamt zwei Vorfälle registrierten. Wie erwartet waren gleich bei mehreren der Attacken Flüchtlinge und andere Migranten die Opfer.

Aber auch Antisemitismus spielte bei den Taten eine Rolle. Gleich am Neujahrstag verprügelte ein Rassist einen Griechen in einem Nürnberger U-Bahnhof und stieß ihn anschließend ins Gleisbett, alles nur, weil er ihn für einen Juden hielt. Vom Landgericht Nürnberg-Fürth kassierte er fünf Jahre Haft wegen versuchten Totschlags.

Die anderen Attacken in Bayern sind zwei versuchte Morde. Einmal war es ein Brandflaschenwurf auf ein Flüchtlingsheim und das andere Mal ging ein Typ mit einer Machete auf einen Flüchtling los.

Zudem führt die Liste des Innenministeriums sieben versuchte Tötungsdelikte aus dem Jahr 2015 auf. Martina Renner zufolge ist die Auflistung für das abgelaufene Jahr sogar noch unvollständig. Es fehlen zwei Fälle. Nämlich die Attacken der "Gruppe Freital" und der Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Altena (Nordrhein-Westfalen).

Das Landgericht Hagen verurteilte die Täter von Altena nur wegen schwerer Brandstiftung, obwohl das Gericht zuvor durchaus eine Verurteilung wegen versuchten Mordes in Betracht gezogen hatte. Gegenüber dem Tagesspiegel stellt Renner nun die berechtigte Frage, ob die Lücken in der Liste für 2015 auf ein Problem des Definitionssystems für politisch motivierte Kriminalität "oder eines der Ermittlungsbehörden hinweisen".

So oder so: Deutsche Neonazis werden immer bedrohlicher und gewalttätiger.