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Der Papst sagt, der Urknall und die Evolution sind OK

Die Welt wurde nicht in sieben Tagen geschaffen. Das versteht mittlerweile sogar der Papst.

Papst Franziskus zeigt, dass alles OK ist. Foto: Republic of KoreaFlickr | CC BY-SA 2.0 | bearbeitet

Am Montag ließ Papst Franziskus vor der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften verlauten, dass es OK sei, die Evolution und den Urknall als Tatsachen anzusehen. Er fügte hinzu, dass sie die Existenz eines Schöpfers beweisen würden. „Wenn wir in der Genesis über die Schöpfung lesen, dann stellen wir uns Gott möglicherweise als einen Magier mit Zauberstab vor, dem keine Grenzen gesetzt sind. Dem ist jedoch nicht so“, sagte der Papst. „Er schuf Menschen, die sich dann nach den gottgegebenen, ihnen innenliegenden Vorgaben entwickelten, um die Erfüllung zu erreichen.“

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Seit seiner Ernennung zum Oberhaupt der katholischen Kirche im März 2013 hat sich der Argentinier einen Ruf als sowohl verhältnismäßig fortschrittlicher als auch umstrittener Papst erarbeitet. Zwar sind viele Katholiken und die Medien von seinen relativ liberalen Ansichten bezüglich Scheidung, Homosexualität und jetzt auch Wissenschaft angetan, aber Kritiker werfen ihm vor, dass er damit die konservativen Katholiken verstimmt. Ross Douthat schrieb am Sonntag in der New York Times, dass dieses Verhalten für Spannungen zwischen den kirchlichen Behörden gesorgt hat und vielleicht sogar zu einer Spaltung führen könnte.

Douthat sagt, dass es „gefährlich“ ist, westliche Konventionen im Bezug auf Sex und Wissenschaft mit der traditionellen Kirchendoktrin zu mischen, weil so die langjährigen Unterstützer vor den Kopf gestoßen werden—und sie sind es, die sich eher zu Priestern weihen lassen und der Kirche Geld spenden. Das ist jedoch eine eher pessimistische Aussage: Eine Umfrage aus diesem Jahr hat ergeben, dass 85 Prozent der jungen Katholiken Homosexualität „akzeptieren“. Außerdem sieht ein Großteil aller Katholiken die Evolution als Tatsache an. Die alte Garde ist mit Papst Franziskus’ toleranteren Version des Katholizismus vielleicht nicht einverstanden, aber die Mitgliederzahlen der Priester- und Schwesternschaften gehen sowieso bereits stark zurück. Warum sollte man sich also nicht an die jungen Katholiken wenden und versuchen, ihnen ihren Glauben noch schmackhafter zu machen?

Papst Franziskus’ aktuelle Aussagen sorgen zwar gerade für Schlagzeilen, aber es sollte eigentlich nicht überraschen, dass er die Wissenschaft akzeptiert. Immerhin war es ein Katholik, der 1927 zum ersten Mal die Urknall-Theorie aufstellte: Der belgische Priester und Physik-Professor Georges LeMaître vermutete als Erster, dass ein Uratom einst die gesamte Materie des Universums enthielt. Dazu kommt, dass die Aussagen des Papstes keine Veränderung der Kirchendoktrin bewirken: Bereits 2012 bestätigte der oberste Astronom des Vatikans, dass sich der Urknall und die Evolution und der katholische Glaube nicht ausschließen.

Eigentlich haben schon mehrere Päpste ihre Zustimmung zur Evolution geäußert: Papst Pius XII.—im Amt von 1939 bis 1958 und inzwischen heilig gesprochen—erkannte sie 1950 schweren Herzens an, solange das Erschaffen einer Seele weiterhin Gott vorbehalten bleibt. Fast 50 Jahre später ging Papst Johannes Paul II. noch einen Schritt weiter und nannte die Evolution eine „quasi bewiesene Tatsache.“

Anders gesagt sind die meisten Aussagen des Papstes nicht wirklich kontrovers—vorausgesetzt, man hält sein „Was Katholiken glauben können“-Handbuch immer auf dem neuesten Stand. Die meisten Christen, die über das Alter der Erde und unsere Abstammung vom Affen diskutieren, sind Protestanten. Natürlich dürfen säkulare Liberale Papst Franziskus gerne mit Lob überschütten (ich kann mir gut vorstellen, dass er inzwischen einige Desktop-Hintergründe von Wissenschaftlern ziert), aber wir sollten auch nicht vergessen, dass diese Ansichten von Franziskus für einen Großteil der Skeptiker von anerkannten wissenschaftlichen Theorien nur eine Bestätigung dafür sind, dass er und die Wissenschaft falsch liegen.