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Höhlenkletterer sind zum ersten Mal zum Boden des "Höllenbrunnens" vorgedrungen

In der Wüste im Jemen klafft ein gigantisches Loch. Niemand weiß, was sich darin befindet. Bis jetzt.
Eine Luftaufnahme zeigt den Brunnen von Barhut in der jemenitischen Wüste; Forschende haben es zum ersten Mal bis zum Boden der Sinkhöhle geschafft, um die sich viele unheimliche Mythen ranken
Eine Luftaufnahme zeigt den Brunnen von Barhut in der jemenitischen Wüste | Foto: AFP via Getty Images

Wenn man den Brunnen von Barhut zum ersten Mal sieht, versteht man sofort, warum sich um die Höhle so viele Mythen über altertümliche Flüche und böse Geister ranken: Das gigantische Loch in der jemenitischen Wüste wirkt mit seinem pechschwarzen Abgrund wie nicht von dieser Welt.

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Trotz der vielen unheimlichen Legenden haben sich am 15. September acht Höhlenkletternde die 112 Meter in die Tiefe gewagt und zum ersten Mal den Grund des "Höllenbrunnens" erreicht.  

Videoaufnahmen der Expedition zeigen, dass das Innere der Sinkhöhle von bunten Gesteinsmustern und Höhlenperlen geprägt ist. Das sind halbkugelförmige Kalkablagerungen, die sich über Jahrtausende hinweg durch in die Höhle tropfendes Wasser gebildet haben. Die Höhlenforscherinnen hielten sich mehrere Stunden im Höllenbrunnen auf, beobachteten dabei die vielen dort lebenden Schlangen und stießen auf die Überreste von toten Vögeln und anderen Tieren, die am Grund der Sinkhöhle offensichtlich nicht überleben konnten.

"Unsere Leidenschaft war unser Antrieb. Wir sind davon überzeugt, dass das ein neues, aufregendes Kapitel in der Geschichte Jemens aufschlagen wird", sagte Mohammed al-Kindi, ein Geologie-Professor an der German University of Technology in Oman, gegenüber der AFP. Er gehörte zum Kletterteam und sagte, man habe im Höllenbrunnen Wasser-, Gesteins- und Erdproben sowie ein paar tote Tiere eingesammelt und müsse das Ganze nun analysieren.

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Über die Entstehung und die geologische Geschichte des Brunnens von Barhut ist nicht viel bekannt. Die jemenitischen Behörden schätzen aber, dass die Sinkhöhle schon mehrere Millionen Jahre alt ist. Al-Kindi will zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen nun einen Bericht über ihre Funde anfertigen – hoffentlich mit neuen Erkenntnissen über die Entstehung und das einzigartige Ökosystem der Höhle.

Die Höhlenkletterer sind Teil des Oman Cave Exploration Teams. Die Gruppe erforscht seit mehreren Jahren Dutzende Höhlen im Oman und hat für den Abstieg in den nahe an der omanisch-jemenitischen Grenze liegenden Brunnen von Barhut mit dem Yemen Geological Survey und dem Mineral Resources Board zusammengearbeitet.

Durch seine Lage mitten in der Wüste hat das tiefe, pechschwarze Loch etwas Mysteriöses und Unheimliches an sich. Abergläubische Menschen aus der Gegend glauben, dass der Höllenbrunnen nahegelegene Objekte anzieht und verschluckt oder ein Gefängnis für Geister ist. 

"Manche Leute sagen, dass abtrünnige und ungläubige Menschen dort nach ihrem Tod gefoltert würden", sagte Kindi gegenüber der emiratischen Zeitung The National. "Andere glauben, dass einem der Kopf abgetrennt wird, wenn man in die Sinkhöhle klettert."

Der Geologieprofessor hofft, dass seine Expedition Ängste wie die Annahme, dass das Wasser im Höllenbrunnen böse sei, entkräftet. "Wir haben da unten nur sauberes Süßwasser vorgefunden", so Kindi. "Wir haben sogar davon getrunken und uns ist nichts passiert!"

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