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Wer hat Angst vor DIY-Biologie?

Trotz einiger Skeptiker wird die Hobbyforschung in öffentlichen Labore immer beliebter.

Foto: Genspace

Do-It-Yourself-Biologen und Biochemiker, die in ihrer Garage basteln, werden in den Nachrichten gerne als unverantwortliche Bösewichte präsentiert. Aber; Überraschung: Laut einer neuen Studie sind sie weder verrückt, noch führen sie Experimente in ihren Garagen durch, und sie sehen sich noch nicht einmal selbst als waschechte Wissenschaftler.

Nur 8 Prozent der DIY Wissenschaftler üben ihr Hobby ausschließlich in ihren Wohnungen aus. Die Studie, die von dem Woodrow Wilson International Center for Scholars durchgeführt wurde, zeigt, dass es wesentlich wahrscheinlicher ist, dass sie ein Universitätslabor oder eine andere öffentliche Einrichtung nutzen.

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„Die Idee, dass Menschen in ihren Wohnzimmern oder Garagen arbeiten, ist nur eine Metapher, die aus der Informatik geklaut wurde. Wir hören Geschichten über Steve Jobs und Steve Wozniak, die in ihrer Garage an Apple Computern werkeln und glauben, dass ist das, was diese Jungs tun," sagte Daniel Grushkin, der Hauptautor der Studie. „Die Leute denken an Schreckgespenste, die an der Erschaffung von Leben in ihren Heimlabors arbeiten, aber darum geht es nicht."

Grushkin ist ein Fellow am Wilson Centre, einem Think Tank, der sich oft mit Wirtschaftspolitik, Zukunftstechnologien und internationaler Politik beschäftigt. Er gründete Genspace, ein öffentliches Labor in Brooklyn, welches Amateur-Wissenschaftlern die Möglichkeit zum Arbeiten und voneinander Lernen gibt. gibt, zu arbeiten und voneinander zu lernen.

Öffentliche Labore und DIY-Biologie werden immer beliebter. Laut der Umfrage, an der 359 der Hobbybiologen von DIYbio.org und anderen öffentlichen Foren teilgenommen haben, begannen ein Drittel von ihnen vor sechs Monaten mit ihrem Hobby und mehr als die Hälfte hat im letzten Jahr angefangen. Inzwischen gibt es 14 öffentliche Labore in Europa und Nordamerika und DIYbio.org hat mehr als 3.800 Mitglieder.

„Um etwas Sinnvolles, etwas höheres als Schulbiologie zu machen, braucht man einen zweckbestimmten Raum. Ein großer Teil der Angst allein oder anonym zu arbeiten, hat sich irgendwie in Luft aufgelöst, weil sie hier in Gruppen arbeiten und die Standards einhalten müssen," sagte Grushkin. „Die Möglichkeit für ignorante Menschen ignorante Dinge zu tun, wird verringert, wenn Menschen mit Laborhintergrund dabei sind."

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Die zunehmende Beliebtheit der DIY-Biologie besorgt Einige. Ihre Sorge ist, dass jemand aus Versehen die nächste Pandemie erschafft, oder, dass einheimische Terroristen unentdeckt tödliche Krankheitserreger zusammenbrauen könnten. Im vergangenen Jahr erzählte Michael Osterholm, ein Professor der University of Minnesota, einem Gremium von Biosicherheits-Experten, dass er sich Sorgen macht, dass eine Vogelgrippe-Pandemie von einem Amateurwissenschaftler geschaffen werden könnte. „Meine Sorgen sind die Garage Wissenschaftler. Die Leute, die einfach nur sehen wollen, ob sie es können," sagte er.

Grushkins Daten deuten im Großen und Ganzen darauf hin, dass die DIY-Biologen an Experimenten arbeiten, die harmlos sind, und dass sie dies in Räumen ausüben, die starken Sicherheitsstandards unterliegen. Nur 13 Prozent der DIY-Biologen haben ein Gen aus DNA synthetisiert und 45 Prozent haben ein Gen einem Bakterium zugefügt. Das ist ein Prozess, der sehr einfach ist; ein Kit kann dafür einfach online bestellt werden. Das beliebteste dieser Kits ermöglicht es den Wissenschaftlern, ein Gen in ein Bakterium einzufügen, welches es im Dunkeln zum Leuchten bringt, und beinhaltet die Verwendung von Bakterien, die unter einer Einstufung als Biosicherheitslevel 1 fallen.

Andere DIY-Wissenschaftler führten Studien durch, bei denen sie DNA von einem Organismus — meistens ein Stück Obst oder Gemüse — nahmen. Oder sie testen sich selbst auf ein bestimmtes Gen, reinigten ein Protein oder überprüften das Umfeld auf einen Organismus mit einem Verfahren, das als DNA-Barcode bekannt ist. Es gibt natürlich auch Einige, die fortgeschrittenere Experimente gemacht haben.
Obwohl viele der Projekte recht einfach sind, so sind die Leute, die sie durchführen, hoch gebildet: Ein Fünftel von ihnen hat einen Doktortitel, 27 Prozent haben einen Master-Abschluss und 37 Prozent haben einen Bachelor-Abschluss..

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Das heißt nicht, dass DIY-Bio nur ein Hobby ist. DIY-Biologen haben selten neue Entdeckungen gemacht oder für einen wissenschaftlichen Durchbruch gesorgt, aber sie haben Möglichkeiten, ihre Wissenschaft zu monetarisieren oder etwas Gutes damit zu tun. Bereits im Juni brachte eine Gruppe von DIY Wissenschaftlern in Kalifornien fast 500.000 Dollar auf, um eine Biolumineszenz-Anlage zu entwickeln und zu verkaufen. Im vergangenen Jahr gewannen drei niederländischen Wissenschaftler 52.000-Dollar bei einem Design-Wettbewerb für die Entwicklung eines handlichen Malaria Diagnose-Instruments, welches sie nächstes Jahr in Mali testen möchten. Grushkin sagt, dass er denkt, dass in ein paar Jahren die Experimente, die in DIY-Labors entwickelt wurden, in den Regalen von Spielzeugläden stehen oder ihren Weg in die Klassenräume finden könnten.

„Ein wirklich beliebtes Experiment ist eine Art fernbedientes Pantoffeltierchen", sagte er. „Man verwendet einen Joystick, um sie zu kontrollieren. Ich bin mir nicht wirklich sicher, ob es irgendwelche praktischen Anwendungen gibt, aber es ist sicherlich ein gutes Bildungsinstrument. Ich kann durchaus sehen, dass jemand so etwas in ein paar Jahren für seine Kinder kaufen wird."

Die ansteigende Popularität der DIY Biologie und die Befürchtungen, die einige in der wissenschaftlichen Community ausgedrückt haben, hat auch die Obama-Regierung auf den Plan gerufen. Laut einem Bericht von der präsidialen Kommission für das Studium der bioethischen Fragen aus dem Jahr 2010 werden sie sich das ganze mit „umsichtiger Wachsamkeit" ansehen. Doch bisher hat die Regierung DIY-Biologie unter dem Aspekt des potenziellen Wirtschaftswachstums betrachtet und vermeidet Regulierungen.

Grushkin sagt, dass die Regierung eine „Zusehen aber nicht Anfassen" Attitüde angenommen hat, eine Einstellung, die DIY-Biologen unterstützen. 43 Prozent der Befragten gaben an, dass die Industrie „in der Zukunft" von der Regierung geregelt werden sollte, sobald die Fähigkeiten der DIY Biologen besser bekannt sind. Drei Viertel der DIY Biologen sagen, dass ihre Arbeit öffentlich geteilt werden sollte, und dass ihre Methoden transparent sein sollten.

Einige der Befürchtungen könnten wahr werden, da sich die Technologie verbessert und DIY-Biologie mehr zum Mainstream wird und die Menschen sich so an fortgeschritteneren Experimenten versuchen können. Sobald die durchschnittliche DIY-Biologe in der Lage ist, DNA zu synthetisieren und ganze Genome zu schreiben, könnte es an der Zeit sein, sich Sorgen zu machen. Aber vorerst scheint Ellen Jorgensen, Mitbegründerin von Genspace, Recht mit dem zu behalten, was sie in einem TED Talk sagte: Es ist hauptsächlich ein harmloses Hobby.

„Die Presse tendiert dazu, unsere Fähigkeiten zu überschätzen", sagte sie. „Und unsere Ethik zu unterschätzen."