Der 22-Jährige, der die Meere vom Plastik befreien will, kommt seinem Ziel einen Schritt näher
Bild: http://www.noaa.gov

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Der 22-Jährige, der die Meere vom Plastik befreien will, kommt seinem Ziel einen Schritt näher

Auf einer Pressekonferenz hat Boyan Slat eines der wichtigsten technischen Puzzlestücke seiner ambitionierten Mission vorgestellt.

Mit 18 Jahren sorgte Boyan Slat für Schlagzeilen als er in einem TEDx-Talk einen kühnen Plan vorstellte, um die Weltmeere vom Plastikmüll zu befreien – und das schneller, effektiver und kostengünstiger als jedes andere vergleichbare Vorhaben zur Meeressäuberung. Slats Idee hat sich in den letzten fünf Jahren zum großangelegten Umweltprojekt weiterentwickelt. Im vergangenen Jahr startete ein Praxistest in der Nordsee und Ende 2017 soll ein erstes voll funktionsfähiges Prototyp-System seine Aufräumaktion im Pazifik starten. Nun hat der junge Niederländer die neuesten Pläne für das Ocean Cleanup-Projekt vorgestellt.

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Mit seinem Projekt möchte Slat gegen einem gigantischen Problem beikommen: Inzwischen hat sich so viel Plastikmüll im Ozean angesammelt, dass es weltweit bereits fünf gigantische Ballungsgebiete gibt. Die größte davon ist als Great Pacific Garbage Patch oder großer pazifischer Müllstrudel bekannt und erstreckt sich auf einer Fläche, die dem US-Bundesstaat Texas entspricht. Slats Plan ist genauso simpel wie genial: Statt Menschen aktiv auf Schiffen nach dem Plastikmüll suchen zu lassen, sollen die Weltmeere sich quasi von selbst reinigen. Durch die Strömung soll das Plastik in die Arme von müllfangenden Aufblas-Barrieren getrieben werden und von Schirmen unter der Wasseroberfläche gesammelt werden.

Letzte Woche gab Slat nun bekannt, dass die Säuberungsanlagen, die über die letzten vier Jahre entwickelt wurden, ein völlig neues Design erhalten werden. Motherboard hat die Pressekonferenz in der Werkspoorkathedraal in Utrecht über den YouTube-Livestream mitverfolgt.

Die größte Neuigkeit: Dank neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und technologischer Verbesserungen denkt das Ocean Cleanup-Team nun, dass es bereits in fünf Jahren 50 Prozent des Plastikmülls aus dem großen pazifischen Müllstrudel entfernen kann. Zuvor hatten Slats Helfer für diese Leistung mit einer Laufzeit von zehn Jahren gerechnet. Innerhalb der nächsten 12 Monate soll das Prototyp-System die Arbeit aufnehmen.

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Doch Slats Projekt ruft auch Kritiker auf den Plan. Einige Forscher sind der Meinung, dass Interventionsmaßnahmen auf dem Land effektiver wären, als die Meere zu reinigen. Andere meinen, dass die Fördergelder besser darauf verwendet werden sollten, den Ursprung des Problems zu bekämpfen: die Müllentsorgung.

Um den kritischen Stimmen etwas zu entgegnen, hat das Ocean Cleanup-Projekt eine Grafik erstellt, die zeigt, wie stark die Verschmutzung der Weltmeere durch Plastikmüll über die letzten 50 Jahre zugenommen hat und wie sie ohne ihre Säuberungsanlage weiter zunehmen wird. Im Vergleich dazu zeigen sie, welchen positiven Effekt ihre Anlage auf den Plastikgehalt in den Meeren haben würde und welch positiven Effekt sich Slat von seinem Projekt erhofft:

Bild: TheOceanCleanup | YouTube

Links im Bild sieht man den großen pazifischen Müllstrudel, wie er aller Voraussicht nach 2030 aussehen wird, wenn nichts gegen den Plastikmüll unternommen wird. Rechts sieht man, wie das Areal mit Hilfe von Ocean Cleanup aussehen könnte:

Bild: TheOceanCleanup | YouTube

Wie das Projekt die hoch gesteckten Ziele erreichen will? Slat drückt es so aus: "Um Plastik zu fangen, müssen wir uns wie Plastik verhalten."

Seine schwimmende Barriere fängt Plastik ein, da sie langsamer als der Kunststoffmüll im Ozean schwimmt. Im Gegensatz zur ursprünglichen Version der Anlage, die fest im Meeresgrund verankert war, lässt sich die neue Version im Wasser treiben, wird jedoch durch schwere Anker verlangsamt. Das hat zwei entscheidende Vorteile: Die Maschine kann so stürmischem Wetter besser trotzen und außerdem wird sie von der Strömung in die Regionen getrieben, in denen sich der Plastikmüll besonders konzentriert, wie das Great Pacific Garbage Patch.

Statt nur eine riesige Barriere zu bauen, entwickelt das Team nun eine ganze Flotte kleinerer Anlagen. Die Meeresströmung wird alle Säuberungsanlagen letztendlich ins selbe Gebiet treiben, in dem sie durch ihre Beweglichkeit mehr Müll einsammeln können, als es einer einzelnen Vorrichtung möglich wäre. Die veränderte Gestaltung soll die Anlage deutlich effektiver machen. Davon ließen sich auch neue Spender überzeugen, die das Projekt kürzlich mit 21,7 Millionen US-Dollar förderten. Somit konnte das Ocean Cleanup-Projekt seit seiner Gründung insgesamt 31,5 Millionen US-Dollar sammeln.

Sollte Slats Projekt Erfolg haben, könnte das ein riesiger Schritt im Kampf gegen die Umweltverschmutzung sein. Vielleicht gibt es also doch noch Hoffnung, dass die Weltmeere in ein paar Jahren nicht mehr Plastik als Fische enthalten werden.