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Entwickler schreibt Twitterbot, der für ihn an 165.000 Gewinnspielen teilnimmt

Und immerhin 1000 davon hat er gewonnen.
Ein kleiner Teil der Ausbeute. ild: Hunter Scott

Vielleicht war es Geldnot, vielleicht auch einfach Neugier: Der Hacker und Programmierer Hunter Scott aus Atlanta hat sich einen Twitterbot gebastelt, der für ihn an 165.000 Gewinnspielen auf Twitter über einen Zeitraum von neun Monaten teilnahm und immerhin über 1000 von ihnen gewann—das sind mehr als vier Wettbewerbe am Tag.

Fast jeden Tag wartete auf Scott nun eine mysteriöse Postsendung

Scott schrieb dafür ein Skript in Python, das auf Twitter nach bestimmten Phrasierungen suchte, die auf ein Gewinnspiel hinweisen könnten (zum Beispiel „RT to win"). Scott schreibt auf seinem Blog, er sei selbst überrascht gewesen, dass es noch keinen ähnlichen Gewinn-Bot gab, der sich automatisiert durch Twitter wühlte—dafür stieß er auf die Accounts hunderter Menschen, die in der Hoffnung auf einen Preis hunderte von Gewinnspielen pro Stunde händisch retweeteten.

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Für die Teilnahme an Ausschreibungen muss man auf Twitter häufig einem Account folgen und den Tweet retweeten, in dem der Preis ausgelobt wird. Die größte Herausforderung an der ganzen Sache wäre laut Scott das von Twitter gesetzte Limit auf Retweets und Followings gewesen. Bei einer Überschreitung wäre Scotts Bot nämlich von Twitter gesperrt worden—so musste er die richtige Balance finden.

Und da wohl jeder gern Überraschungspakete auspackt und Geschenke bekommt, begann nun der lustige Teil des Ganzen: Fast jeden Tag wartete auf Scott nämlich nun eine mysteriöse Postsendung auf der Türschwelle—hauptsächlich Tickets für Veranstaltungen und Credit für's Online-Gaming.

Aber auch exotischere Dinge waren darunter. Unter anderem gewann Scott:

  • einen Cowboyhot mit den Autogrammen ihm nicht bekannter mexikanischer Telenovela-Stars
  • Liquids für E-Zigaretten
  • ein Mousepad vom Kentucky Derby
  • ein Godzilla-Shirt
  • ein Kissen mit der kalifornischen Flagge
  • Sprühfarbe
  • zwei Tickets für Queens of The Stone Age in Kansas City, außerdem Eintrittskarten für Konzerte, Basketballspiele, Drag-Car-Shows und Zirkusvorstellungen
  • ein paar Pokémon-Figuren und haufenweise anderen Plastikquatsch
  • und als ganz besonderes Bonbon für Sammler und Liebhaber: ein exklusives Sortiment verbogener Tupperware-Deckel

RT for a chance to win these tupaware LIDS that have been warped in the dishwasher. Must be following. pic.twitter.com/EypItZvCyl
— Wes (@WWiltbank) June 5, 2014

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Sein wertvollster Preis: Tickets für den Besuch der New York Fashion Week inklusive Limousinentaxi und 500 Dollar Taschengeld (nicht eingelöst, weil Scott zu weit weg wohnte und keine Steuern auf den 4000-Dollar-Preis zahlen wollte). Hier ist die komplette Liste von Scotts Gewinnen.

Dass die meisten Bots in Twitter-Gewinnspielen natürlich verboten sind, weil sie einen unfairen Vorteil gegenüber uns nichtautomatisierten Normalsterblichen haben, hat Scott zugunsten seines Experiments nicht so genau genommen. Erst gegen Ende seines neunmonatigen Versuchs bemerkte er, dass er seine Programmierfähigkeit sogar auch für etwas Gutes einsetzen könnte und zum Beispiel mit dem Twitterbot Spenden sammeln konnte, so wie hier:

Ein Klick für eine gute Idee. RT @besmo: Heute spende ich für jeden Retweet CHF 2.00 (max. CHF 200) an @SolidarMed . #charitytweetday
— Martina Bürge (@martinabuerge) January 6, 2014

Eine Gewinnrate von ungefähr einem halben Prozent klingt zwar ziemlich mager, aber ist durch den geringen Aufwand in der Umsetzung trotzdem durchaus lohnenswert.

Zum Schluss haben wir noch ein etwas deprimierendes Gegenbeispiel eines Walisers, der ganz klassisch-offline an 1000 Gewinnspielen aus Rätselmagazinen teilgenommen hatte, sich einen riesigen Aufwand machte (auch in der Erstellung eines durchaus liebevoll gestalteten Videos) und trotzdem nur mehr oder weniger wertloses Zeugs gewann.

Solltet ihr selbst Lust bekommen haben, einen derartigen Bot in Python zu programmieren, gibt es im Internet dafür Tutorials. Denkt nur daran, einen Preis, den ihr nicht wahrnehmen könnt, weiterzuschenken—allein schon für's Karma.