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Überwachungssensoren für Gefängnisse sollen Selbstmorde verhindern

Das US-Justizministerium lässt Bio-Sensoren entwickeln, die eine nachlassende Atmung der Gefangenen erkennen können und Alarm auslösen.
Bild: Shutterstock

Selbstmorde sind ein großes Problem in den Haftanstalten dieser Welt. Das amerikanische Justizministerium arbeitet jetzt an einer neuen technischen Lösung: Mit in den Zellen der Gefangenen installierten Sensoren sollen physiologische Daten der Gefangenen wie Herzschlag, Atmung und Bewegung überwacht werden, um bei einem möglichen Selbstmord sofort Alarm zu schlagen.

Das System trägt den schönen Namen „Unaufdringliche Selbstmord Warnsystem" und wurde von General Electric entwickelt und vom Justizministerium finanziert. Wie  New Scientist in der vergangenen Woche berichtete ist es bereits in Gefängnissen in Maryland und Massachusetts getestet worden und könnte bald in den gesamten USA eingesetzt werden.

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General Electric modifizierte seinen Bewegungssensor für die häusliche Sicherheit, so dass das hypersensiblen Gerät auch extrem subtile Körperbewegungen wie das Anheben und Absenken des Brustkorbs bei der Atmung ermittelt.

Das Gerät vergleicht die ermittelten physiologischen Daten mit denen der normalen Körperaktivität und sendet Warnhinweise, wenn es eine Abweichung feststellt. Es wurde vor allem dafür entwickelt, Anzeichen von Erstickung zu erkennen, da Selbst-Strangulierungen die verbreitetsten Todesformen in Gefängnissen sind. In Studien, die mit Freiwilligen in Testumgebungen durchgeführt wurden, lieferte der Prototyp zu 86 Prozent akkurate Ergebnisse, wie ein Bericht des Justizministeriums im Oktober feststellte.

In einem nächsten Schritt werden nun versuchsweise Installationen in weiteren Gefängnissen vorgenommen, bei denen es darum geht Falschmeldungen zu reduzieren und die Verlässlichkeit zu erhöhen. Bis jetzt funktioniert der Sensor ziemlich gut in einem leeren Zimmer doch bei vielen Menschen und Aktivitäten wird es schwierig.

Eine weitere nicht unironische Herausforderung für die Ingenieure wird darin bestehen ein Design zu entwickeln, das stabil genug für eine Gefängnisumgebung ist. Mit anderen Worten geht es darum, dass der Bio-Sensor nicht zu einer Waffe umgewandelt werden kann.

Die computerisierte, biologische Überwachung ist kein absolut neues Konzept. Südkorea testet bereits Robo-Gefängniswärter, die die Gänge mit Hilfe von Stimmungssensoren patrouillieren und mit Kameras und Mikrofonen Anzeichen von aufkeimendem Ärger bis zu Selbstmordversuchen feststellen, berichtete Reuters 2012.

Von der Regierung wird der Selbstmorddetektor als eine möglicherweise lebensrettende Technik angepriesen. Dass ist offensichtlich durchaus eine gute Sache, obwohl es offensichtlich eher die Symptome als die Wurzel des Problems bekämpft.

Ich kann mir außerdem nicht helfen und auch ein gewisses Unwohlsein feststellen gegenüber solchen extremen Anwendungen biologischer Überwachung in Gefängnissen außerhalb des Medizinsektors. Wofür kann ein Gerät noch eingesetzt werden, das schon jeden Atemzug vom anderen Ende eines Raumes überwachen kann? Die wackelige Balance zwischen Privatsphäre und Sicherheit ist schließlich noch viel weniger im Gleichgewicht, wenn du hinter Gittern bist.