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"Abonniert mich!": So macht Logan Paul nach Leichenvideo-Skandal wieder Profit

YouTube schmiss Logan Paul aus seinem exklusiven Werbepartnerprogramm, warf ihn aus Produktionen und drohte mit weiteren Konsequenzen. Jetzt ist der YouTube-Star zurück und hat so gar nichts dazu gelernt.
Screenshot: YouTube

"Ich kann, werde und möchte davon lernen und ein besserer Mensch werden", beteuert Logan Paul im US-amerikanischen Frühstücksfernsehen. Wenige Wochen zuvor hatte der YouTube-Star mit einem Leichenfund-Video aus Japan eine der heftigsten Empörungswellen in der Geschichte der Videoplattform ausgelöst.

Der 22-jährige YouTuber hatte in einem Video die Leiche eines Mannes gezeigt, der offenbar Suizid begangen hatte – und das als weiteres Kapitel seines aufregenden Lebens inszeniert. "Schnallt euch verdammt noch mal an, denn so ein Video werdet ihr nie wieder sehen", raunte Paul zu Beginn des Videos.

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Nach massiver Kritik von YouTube, YouTube-Kollegen, Nachrichtenmedien und nach dem Rauswurf aus mehreren YouTube-Produktionen zeigte sich Logan Paul geläutert. Er spendete eine Million Dollar für ein Hilfsprogramm und beteuerte nachdrücklich, wie leid ihm alles tue.

Aufgedrehte One-Man-Show

Logan Pauls Comeback-Video zeigt aber: Viel scheint sich bei dem YouTuber offenbar nicht geändert zu haben. "Ich werde nicht so tun, als wäre nichts passiert", sagt er in einem Video mit dem Titel "Logan Paul ist zurück". Doch schon vier Sekunden später boxt er hyperaktiv gegen die Kamera und brüllt "Abonnieren!". Zu Beginn des Videos malt er einen Penis in den Sand und ruft: "Neuer Haarschnitt! Neuer Merch!"

Die penetranten Hinweise auf den Fanshop sind wohl kein Zufall. Der Skandal hat Paul nämlich jede Menge neue Zuschauer beschert: Die Zahl seiner Abonnenten ist der Website "Social Blade" zufolge innerhalb der vergangenen sechs Wochen von rund 15,1 Millionen auf rund 16,7 Millionen gestiegen. Daraus will der YouTuber offenbar Profit schlagen.

Was Paul auf YouTube macht, lässt sich am ehesten als die One-Man-Show eines aufgedrehten Entertainers verstehen. Ob geschauspielert oder nicht: Selbstbezogenheit und respektlose Witze gehören bei Paul zum Konzept. In einem seiner neuesten Videos macht er sich etwa einen Spaß daraus, College-Studierende um Vergebung für sein Leichenfund-Video zu bitten – und zwar als verkleideter Reporter. Zwischendurch möchte er von Studentinnen wissen, ob sie ihn daten möchten. Das Fazit seiner Umfrage: "College Kids sind horny und werden es immer sein".

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Wie sich Paul in den Mittelpunkt stellt

Bei seinem Auftritt im US-amerikanischen Frühstücksfernsehen inszeniert sich Paul vor allem als Opfer der Umstände. "Für mich war es die härteste Zeit in meinem Leben", sagt er mit feuchten Augen. Darüber, dass er mit seinem Video Betroffene und Angehörige verletzt haben könnte, spricht er auffällig selten.

Auch in seinem Comeback-Video erwähnt Paul seine Japanreise und stellt dabei vor allem sich selbst in den Mittelpunkt: "Ich bin in Japan zu weit gegangen. Ich war noch nie so glücklich in meinem Leben, ich war so aufgeregt. Also habe ich die Energie in meinen Videos freigelassen." Es klingt, als wäre Paul Opfer seines eigenen Übermuts geworden.


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Auf YouTube passiert es immer wieder, dass Videomacher trotz heftiger Kritik an ihren Clips am Ende von der Aufmerksamkeit profitieren. In Deutschland ist beispielsweise der YouTuber Tanzverbot vor allem durch seine Wutanfälle bekannt geworden. Und der Popsong "How It Is (Wap Bap)" der Beauty-YouTuberin Bibi ist trotz einer überwältigenden Zahl an Dislikes und zahlreicher Verrisse ihr mit Abstand erfolgreichstes Video.

Bei Depression oder akuten Selbstmordgedanken gibt es zahlreiche Stellen, die professionelle Hilfe anbieten und das eigene Leid lindern helfen. Die Hotlines sind Tag und Nacht erreichbar. Auch wer Opfer von Mobbing wird, findet in Deutschland bei vielen Stellen Hilfe.