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Die Außenministerin von Donezk kämpft auf Facebook für die separatistische Sache

Die ostukrainischen Separatisten verbreiten in persönlichen und wohlinszenierten Social-Media-Profilen ihre Botschaft.

Kurz bevor die ukrainische Armee in dieser Woche ihre Offensive in der Ostukraine wieder abblies, meldete sich auf YouTube die neue „Außenministerin“ der „Republik Donezk“ mit einer Botschaft zu Wort. Bis gestern bestand diese „Republik Donezk“, die Ekterina Gubareva vertreten will, aus rund neun besetzten Häusern, einer undefinierten Menge pro-russischer Aktivisten und etlichen, verdächtig gut ausgebildeten, bewaffneten und vermummten Soldaten unbekannter Herkunft.

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Auch wenn die gestern in Genf zwischen EU, USA, und Russland getroffene Übereinkunft vorsieht, dass alle von pro-russischen Aktivisten besetzten Gebäude in der Ostukraine geräumt werden müssen—so bleiben der Ehefrau des mehr oder weniger selbstausgerufenen „Volksgouverneurs“ Pavel Gubarev und ihren Genossen ja immer noch die Macht der sozialen Netzwerke für einen beherzten Auftritt.

Schon letzten Freitag gab Ekaterina Gubareva ein professionelles Interview als Außenministerin der neuen Republik Donezk im russischen Fernsehen—und auf Facebook zeigen sie und ihr Mann schon seit längerem ihr Sendungsbewusstsein für die separatistische Sache.

Wer sich auch mal von den bildstarken Absurditäten der ukrainischen Krise ablenken lässt, dem ist vielleicht auch schon Gubarevas erstes Video aufgefallen: Mit offenem Haar und im Flecktarn-Kampfanzug ruft sie ganz modern auf YouTube zu einem revolutionären Treffen auf dem Lenin-Platz in der Stadt Donezk auf. „Zusammen sind wir stark, zusammen siegen wir,“ sagt sie ausdruckslos. Im Hintergrund läuft kriegslüsterne Marsch-Musik.

Am 11. Mai, so kündigt Gubareva an, soll die „Republik Donezk“ in einem Referendum darüber abstimmen, was aus ihr werden soll. Auf die Frage, warum gerade Sie jetzt eigentlich Außenministerin sei, antwortet Gubareva unschlagbaren medien-kompatiblen Argumenten:

„Ich war schon mal in der russischen Föderation, hab einige Kontakte geknüpft. Deswegen wurde die Entscheidung getroffen, dass es passend wäre, mir die Gestaltung der gesamten internationalen Beziehungen zu überlassen.“

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Beitrag von Ekaterina Gubareva.

Anfang dieser Woche haben pro-russische Separatisten in Städten der östlichen Ukraine Gebäude besetzt. Die neue Regierung in Kiew versuchte bis Mittwoch die Region mit der ukrainischen Armee wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Bis jetzt soll es mindestens drei Tote gegeben haben. Nachdem sechs gepanzerte Fahrzeuge des ukrainischen Militärs gekapert wurden und mit russischer Fahne herumfuhren, blies Kiew die Aktion wieder ab und ließ die Soldaten in ihre Kasernen in Dnjepropetrowsk zurückkehren.

Unbeeindruckt von den Aktionen der russischen Armee rief Gubareva unterdessen in einem anderen Video und in ähnlichem Aufzug dazu auf, die Verwaltungsgebäude der Stadt Donezk zu besetzen.

Gubarevas Mann, Pawel Jurewitsch Gubarev, selbsternannter Gouverneur der „Republik Donezk“, sitzt übrigens im Gefängnis, angeblich in Kiev. Schon kurz nach seiner Ernennung zum Gouverneur soll er von der ukrainischen Polizei abgeholt worden sein. Seit dem kursieren auf den Facebook-Seiten der ostukrainischen Separatisten Bilder von ihm hinter Gitterstäben mit der Unterschrift: „Pawel Gubarev: Ich verkaufe meine Heimat nicht.“ Ironischer weise erinnern diese Bilder stark an die Bilder von Pussy Riot hinter Gittern.

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Beitrag von Павел Губарев.

Die Auftritte in den Sozialen Netzwerken der „Außenministerin“ und des „Governeuers“ der „Republik Donezk“ sind allerdings noch nicht so professionell wie ihre YouTube-Videos. Dafür aber um so interessanter.

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Beitrag von Павел Губарев.

Ekaterina posiert mal schwanger am Strand, mal mit ihrem kleinen Sohn, mal mit einer fröhlichen, paramilitärischen Truppe in Camouflage-Anzügen und Paintball-Waffen—eine überaus stilvolle Vermengung von nationaler Wehrhaftigkeit und guter Mutterschaft.

Bei den Paintball-Bildern sind die Frauen übrigens als Muslima verkleidet. (#wtf)

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Beitrag von Ekaterina Gubareva.

Einige Mems inszenieren Gubareva auch schon als zweiten Versuch der Separatisten, die Ukrainer mit der schlichten Schönheit postmoderner Social-Media-Führerinnen von der Autonomie der jeweiligen Gebiete zu überzeugen—eine Strategie, die sie sich wohl von dem einschlägigen Erfolg der Anime-Anwältin der Krim abgeschaut haben. Tatsächlich gibt es interessante Parallelen zu der neuen Oberstaatsanwältin der Krim, Natalia Poklonskaya. Auch sie ist jung, hübsch und vertritt mit neuem Amt pro-russische Interessen auf (ehemals) ukrainischem Staatsgebiet.

Guberovas inhaftierter Mann hingegen scheint laut seinem Facebook-Profil eher auf Härte zu setzten: In Instagram-Optik sind vermummte Männer zu sehen, Baseball-Schläger, Stacheldraht und Barrikaden oder er wehrt sich gegen Kiewer Zombies.

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Beitrag von Павел Губарев.

Familie Gubarev, das legt zumindest der Auftritt im Netz nahe, ist knallhart. Selbst der kleine Sohn (geschätzt im Grundschulalter) springt, auf YouTube, mit seinem Vater in einen vereisten See. Oder, Moment, ist das schon längst gute, post-offizielle Propaganda?