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Wird China den US-Dollar ein für alle mal hinter sich lassen?

China verkündet, nicht mehr auf den Ankauf von Fremdwährung zu setzten. Sind Bitcoins die neue wirtschaftspolitische Alternative im Reich der Mitte?

Wonderland via Flickr

Die vergangene Woche war wahrhaft surreal: Die schwindelerregenden Wertzunahme von Bitcoin schritt schneller voran als je zuvor—angefeuert von einer um sich greifenden Akzeptanz der Kryptowährung durch die chinesische Bevölkerung. An einem Punkt waren Bitcoins fast 650€ Wert, und wir alle fragten uns wohl, warum wir nicht in das Business eingestiegen sind bevor Bitcoins den Wert von zwei Xbox Onos erreichten.

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Und dann, scheinbar vollkommen überraschend, verkündete China, dass es sich von nun an mit dem Ankauf von US-Dollar zurückhalten würde: „Die Anhäufung fremder Währungsreserven ist inzwischen nicht mehr zum Vorteil Chinas", sagte Yi Gang der stellvertretende Vorsitzende der chinesischen Zentralbank.

Eine reaktionäre Interpretation könnte die Ereignisse als doppelten Angriff auf die Hegemonie der us-amerikanischen Währung deuten. Während chinesische Bürger Bitcoins in neue stratosphärische Höhen katapultieren, verkündet die Kommunistische Partei, dass sie den Ankauf von Dollar nicht mehr länger als Teil ihrer Wirtschaftspolitik benötigen.

Gleichzeitig gibt es in Russland eine zunehmende Stimmung, die sich gleich ganz für einen Bann der US-Währung ausspricht. Vielleicht gestärkt von dem Gefühl, damit einen alten Rivalen zu schwächen, oder aber doch auch nur aus dem offiziell genannten Grund des zunehmenden amerikanischen Schuldenproblems—immerhin sind sich auch die Urheber dieser Ideen bewusst, was für eine große „Provokation" sie damit auslösen könnten.

Werden wir also gerade Zeuge von abwegigen Tricks der chinesischen Regierung, welche die Dominanz des Dollars auf der Weltbühne unterwandern sollen?

Vermutlich nicht. Ob das zeitliche Zusammenfallen der beiden Entwicklungen nun zufällig ist oder nicht, dass China fremde Währungsreserven hinter sich lassen möchte, sagt eigentlich sowieso viel mehr über den ökonomischen Zustand ihres eigenen Landes aus. Die aktuelle Phase der Überwindung einer exportbasierte Wirtschaft stellt sich als schwieriger heraus denn erwartet. Bisher wurde das enorme Wachstum vor allem von einem künstlich schwach gehaltenen Yuan gestützt würde, was den Verkauf extrem billig gefertigter Nike Sneaker, Apple iPhones und anderer unersetzlicher im Westen nachgefragter Konsumgüter stützte.

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Auch in der chinesischen Wirtschaftspolitik gilt All Gold Everything

Während nun aber die chinesische Mittelklasse aufblüht und vom Land in boomende Städte wie Shanghai oder Tianjin zieht, versucht die chinesische Regierung die nächste Phase ihres bevölkerungsreichen Riesenreiches einzuläuten, indem sie dem zunehmenden Konsumdurst zum Durchbruch verhelfen. Und das bedeutet dem Yuan zu erlauben an Wert zuzunehmen. Der einzige Grund warum China seinen Berg an Fremdwährung bisher anhäufte bestand eben bisher darin, genau dies zu verhindern. Dadurch sollte es anderen Ländern erlaubt bleiben ihre hergestellten Waren abzunehmen, in einer Zeit, in der den eigenen Bürgern dazu die finanziellen Kapazitäten fehlten.

In der Tat schmachteten US-Politiker seit geraumer Zeit nach der aktuell stattfindenden Entwicklung, schließlich haben sie ihren mächtigsten ökonomischen Widersacher schon lange der Manipulation seiner Währung angeklagt. Ganz unabhängig von den Experimenten der Federal Reserve, die mit quantitativen Lockerungen ihre eigenen Form der Währungsmanipulation, die den Dollar relativ schwach hält, betreiben. Wenn China nun eine Steigerung des Yuan zulässt, dann würde dies eine jahrzehntealte Handelsungleichheit zwischen den beiden Ländern korrigieren helfen, welche nun auch zufälligerweise wiederum eine der Gründe für die hohe Verschulung der USA darstellt. Die Vereinigten Staaten haben sich also Trillionen von China geliehen um letztlich mehr oder weniger Nippes zu konsumieren.

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Letztlich sollte die aktuelle Entwicklung also zum Vorteil aller Akteure sein und wenig an der offensichtlichen Stärke des Dollars verändern.

Aber dann wäre da ja immer noch das Thema Bitcoin. Am Freitag gab Richard Branson bekannt, dass Virgin Galatic nun anfänge Bitcoins als Zahlungsmittel zu akzeptieren, und nannte das Ganze obendrein gleich noch „eine aufregende neue Währung." So siehts aus: Deine Bitcoin-Berge bezahlen dir jetzt deinen Trip den Weltraum.

Want to spend your #bitcoins? How about a ticket to space! Will discuss today live on @SquawkCNBC @virgingalactic

— Richard Branson (@richardbranson) November 22, 2013

Eigentlich ist es kaum verwunderlich, dass Branson auch auf den Bitcoin-Express aufgestiegen ist. Am selben Tag seiner Partyzusage kam es außerdem zu einer unglaublichen Bicoin-Transaktion im Wert von 108 Millionen Euro. Ich weiß weder wer noch warum diese Überweisung stattfand, aber sie war für jeden in Blockchain sichtbar. Hat sich gerade jemand eine Insle gekauft? Oder war es der lächerlichste Drogendeal aller Zeit? Oder schiebt nur irgendjemand Geld zwischen Konten hin und her um uns zu verarschen?

Was auch immer der Grund ist, die Gesamtsumme von Bitcoinüberweisungen betrug in den vergangenen 24 Stunden knapp 300 Millionen Euro und überstieg damit die Summe der PayPal-Bezahlungen. Western Union ist in diesem Wettbewerb sowieso schon lange nicht mehr der Rede wert. Ist es also nur noch eine Frage der Zeit bis die ehemals kleine Kryptowährung ein ernstzunehmenderWettbewerber gegen die Kreditkartenunternehmen wird?

Sogar Gold, welches den Eigenschaften von Bicoin ähnelt, bekommt inzwischen den Druck zu spüren und leidet gerade unter dem stärksten Preisverfall der vergangenen zehn Wochen: „Der aktuelle Abwärtstrend im Goldhandel ist erstaunlich," gab Adrian Ash, leitender Forscher bei Billion Vault, gegenüber MarketWatch zu Protokoll.

Analysten glauben, dass eine ansteigende Nachfrage durch China den Preis des wertvollen Metalls stabil hält. Aber diese Woche hat bewiesen, dass die Chinesen eine neue digitale Liebesaffäre haben, mit der sie glauben die Zukunft gegen die Vergangenheit eintauschen zu können. Unabhängig von der geschichtlichen Bedeutung, bietet Bitcoin alles was Gold kann, und mir.

Und letztlich scheinen sich Offizielle der US-Regierung gar keine Sorgen über den Wandel zu machen. Es gibt sogar Gerüchte, dass sie hinter der florierenden pseudo-anonymen Bitcoin-Währung stecken könnten. Aber nach der Erzählung eines überraschend harmonischen Kampfes zwischen den ökonomischen Weltmächten, ist das eine Geschichte, die wir zum verschwörungstheoritischen Ausgleich vielleicht Morgen erzählen.