Bauen ist super teuer. Das kann man sich ja vorstellen, schon ein Kilo Hackfleisch ist heutzutage super teuer. Ein ganzes Gebäude könnten wir uns erst recht nicht leisten. Leider geht es so auch denjenigen, deren einziger Job es war, Wohnraum zu schaffen: Den Immobilienunternehmen.
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Axel Gedaschko, der Präsident des Vermieterverbands GdW prophezeite deshalb kürzlich: "Die Wohnungsnot wird (daher) noch mindestens zehn Jahre lang dauern." Wie kommt er darauf? Und was geht uns das an?In Deutschland fehlen derzeit etwa 700.000 Wohnungen, wie eine Studie des Pestel-Instituts ergeben hat. Das ist das größte Wohnungsdefizit seit 20 Jahren. Die Bundesregierung will gegensteuern. Ihr Versprechen war es, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu schaffen. Die müssen aber gebaut werden. Und, das haben wir bereits gelernt: Bauen ist teuer und gar nicht so leicht.Zugegeben, es ist nicht der einzige Job von Immobilienunternehmen, Wohnraum zu schaffen, sondern auch, diesen instand zu halten und zu verwalten. Wenn sie privatwirtschaftlich organisiert sind, sollen sie daneben oft auch noch mächtig Rendite für die Anteilseigner erwirtschaften, also auf Kosten der Mieterinnen und Mieter Gewinn machen. Aber das ist ein anderes Thema.Von den 700.000 fehlenden Wohnungen sind die meisten Sozialwohnungen. Elf Millionen Mieterhaushalte haben derzeit Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein und damit eine vergünstigte Wohnung, 90 Prozent davon werden keine finden. Den Bau von Sozialwohnungen hat die Politik jahrzehntelang verschleppt. Ende der 80er Jahre gab es in Westdeutschland noch etwa vier Millionen Sozialwohnung, heute sind es bundesweit etwa 1,1 Millionen. Und jetzt das: Vonovia hat angekündigt, 2023 keine Neubauten mehr zu errichten. Das ist ärgerlich, denn wie will die Bundesregierung jedes Jahr für 400.000 neue Wohnungen sorgen, wenn eines der größten Immobilienunternehmen im Land nicht mitzieht? Das wird nun nicht nur eng, sondern unmöglich. Bauindustrie und Immobilienunternehmen haben dabei durchaus einen Punkt: Wenn sie im Schnitt 5.000 Euro pro gebautem Quadratmeter Wohnfläche zahlen, kriegen sie das Geld kaum wieder rein, wenn sie dafür weniger als 20 Euro pro Quadratmeter verlangen. Was das bedeutet, ist klar: Menschen, die nicht stinkreich sind, werden aus den Städten verdrängt.
Oh, oh …
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Wo Hackfleisch unbezahlbar wird, baut auch niemand mehr Häuser
Ja, aber: Was heißt das für mich?
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Nun muss man dazu sagen, dass Vonovia vor allem in Berlin, wo das Unternehmen die meisten Neubaupläne hatte, die es nun abgesagt hat, reichlich unter Druck steht. Eine Mehrheit der Berlinerinnen und Berliner hat 2021 dem Volksentscheid "Deutsche Wohnen und Co. enteignen" zugestimmt. In dem "und Co." war Vonovia 2021 noch mitgemeint, mittlerweile hat das Unternehmen Deutsche Wohnen übernommen.Eine Enteignung wird in Berlin natürlich kaum umzusetzen sein, solange die SPD die Regierende Bürgermeisterin stellt. Die ist da nämlich ganz arg gegen. Um dem Volksentscheid aber die Argumente zu nehmen, nämlich dass der Wohnraum zu teuer ist, hat diese Bürgermeisterin, Franziska Giffey, ein Bündnis mit einigen Unternehmen und Verbänden, unter anderem Vonovia, geschlossen. Diese haben dabei versprochen, bis 2026 100.000 neue Wohnungen zu bauen. Den Bruch dieses Versprechens durch Vonovia dürften wir jetzt gesehen haben.Manche finden diese Politik gut, auch wenn sie nur auf der Hoffnung basiert, dass Wohnungsunternehmen das Beste für die Bevölkerung wollen. Sie fragen, warum Vonovia weiter Neubauten in Berlin errichten sollte, wenn dort ohnehin bald die Enteignung droht. Schließlich regiere dort ein linkes Bündnis aus SPD, Grünen und Linken. Mietpreisbremse, Milieuschutz, Enteignung: Alles Maßnahmen, bei denen Unternehmen aus ökonomischer Perspektive doch bescheuert wären, wenn sie weiter in die Stadt investieren.
Privatunternehmen und der gute Wille
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