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Anti-Magerwahn-Aktivisten unterziehen Lara Croft einer Photoshop-Diät

Bulimia.com möchte auf die verzerrten Proportionen von Videospiel-Avataren aufmerksam machen und zeigt, wie weibliche Gaming-Heldinnen in Wirklichkeit aussehen müssten.

Titelbild: Bulimia.com

Die Aktivisten von Bulimia.com haben einige der berühmtesten Videospiel-Avatare auf eine spezielle Photoshop-Diät gesetzt: Mit ihren Bildern will die Initiative, die Hilfe für Menschen mit Essstörungen anbietet, auf die häufig unrealistischen und potentiell ungesunden Körperbilder in Videospielen hinweisen.

In der Mode- und Werbeindustrie sind verzerrte Frauenbilder ein wohl bekanntes Problem: Mit Hilfe von Make-up, Photoshopping und Kameratricks werden Ideale reproduziert, die mit der Wirklichkeit der meisten Menschen wenig gemein haben. Videospiele sind von der Kritik an den falschen Rollenbildern seltener betroffen, aber dennoch geraten auch die Games, die allzu häufig von Männern für Männer entwickelt werden, wegen ihrer Programmierung weiblicher Charaktere immer wieder in die Kritik.

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Eine aktuelle Studie über die Erwartungen von Gamern kam dabei zu dem Ergebnis, das auch männliche Zocker nicht unbedingt darauf aus sind, die teilweise Barbie-ähnlichen Avatare in ihren Spielen zu sehen. Tatsächlich basiert das Design häufig auch auf überholten Vorstellungen und Vermarktungsideen der Gaming-Industrie.

Gibt es in der Gaming-Industrie ein Sexismusproblem?

„Manche Spieleentwickler prahlen mit hyperrealistischen Grafiken und Lichteffekten und bewerben die natürlichen Wolkenbewegungen als das neueste Feature ihres Games", schreiben Builimia.com auf ihrer Website. „Angesichts dieser Liebe zum Detail fragen wir uns, warum sie nicht auch den weiblichen Körper präziser darstellen."

Nachdem die Organisation im vergangenen März bereits Superhelden einer ähnlichen Photoshop-Transformation unterzog, haben die Aktivisten jetzt berühmte Games-Heldinnen wie Cortana aus Halo, Christie Montiero aus Tekken 5 und Jade aus Mortal Kombat den Maßen einer durchschnittlichen amerikanischen Frau angepasst.

Bild: Bulimia.com

Lara Croft ist die berühmteste Heldin, die Bulimia.com auf digitale „Reverse-Diät" gesetzt hat. Als Vorlage wählten die Aktivisten eine ältere Croft-Version aus Tomb Raider: The Angel of Darkness von 2003, die dem Ursprungsavatar der ersten Ausgabe der Serie ähnelt.

Ursprünglich hatte der leitende Grafiker Toby Gard die Brüste von Lara Croft wohl aus Versehen um 150 Prozent aufgeblasen. Der Fehler gefiel dem Rest des Entwicklerteams allerdings so gut, dass sie sich gemeinsam entschieden, die Körperproportionen so zu belassen. Nach der 2013er Neuauflage wurde die Körbchengröße inzwischen etwas reduziert und das Aussehen von Croft aktualisiert.

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„Wir haben den ursprünglichen Avatar gewählt, da er einen solchen Symbolcharakter hat—insbesondere auch für die Debatten um die Degradierung der Frau zum Objekt", erklärte ein Sprecher von Bulimia.com gegenüber Motherboard. „Wenn du dir anschaust, wie sich ihr Körper seit der ersten Version verändert hat, dann wird deutlich, dass die Entwickler durchaus auf das Feedback der Konsumenten wert legen. Sie bewegen sich in die richtige Richtung."

Bild: Bulimia.com

„Insbesondere junge weibliche Spielerinnen könnten ein verzerrtes Bild davon entwickeln, wie der Körper einer Frau auszusehen hat", schreiben Bulimia.com weiterhin. „Das könnte dazu führen, dass sie ihr eigenes Aussehen zwanghaft in Frage stellen und sich wundern, warum ihr Körper nicht mit dem angeblichen Idealbild auf einer Linie liegt."

Bild: Bulimia.com

Wie die Aktivisten anmerken, fallen die extremen Proportionen deshalb besonders auf, weil die Figuren meist halbnackt durch das Spiel rennen—ein weiteres vielsagendes Feature, das weibliche Avatar in Games erfüllen dürfen.