FYI.

This story is over 5 years old.

Studie

Wenn du keine Erdnussbutter riechen kannst, solltest du dir Sorgen machen

Gehört Erdnussbutter bald nicht nur auf Toast mit Marmelade, sondern in jede Arztpraxis?

Das ist die vielleicht ungewöhnlichste wissenschaftliche Entdeckung: Forscher brauchen zur Diagnose von Alzheimer nur einen Teelöffel Erdnussbutter und ein Lineal.

Alzheimer, eine Form der Demenz, ist eine unheilbare Krankheit, die schleichend beginnt und das Leben der Betroffenen und Angehörigen komplett auf den Kopf stellt. In Deutschland leiden 1,5 Millionen Menschen an Demenz, davon zwei Drittel an Alzheimer, so die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V. Die Zahl der Demenzkranken soll bis zum Jahre 2050 auf drei Millionen steigen; das „entspricht einem mittleren Anstieg der Erkrankten […] um mehr als 100 pro Tag."

Anzeige

Wird die Krankheit früh erkannt, kann durch starke Medikamente das Voranschreiten etwas herausgezögert werden. Wie gut wäre es da, wenn so eine Früherkennung billig und leicht geht?

REZEPT: Erdnussbutter-Cookies mit Meersalz

Wie Medical News Today berichtete, hatte Jennifer Stamps von der University of Florida eine ziemlich gute Idee. Der erste Hirnnerv ist sowohl für unseren Geruchssinn verantwortlich, als auch einer der ersten betroffenen Nerven bei beginnenden kognitiven Beeinträchtigungen. Sie schlussfolgerte daher: Testpersonen, die etwas, das nur durch den Riechnerv wahrgenommen werden kann, nicht oder nur schwer riechen könnten, würden auch gleichzeitig kognitive Defizite aufzeigen.

Zusammen mit Dr. Kenneth Heilman, Verhaltensneurologie an der University of Florida, bat Jennifer Stamps die Probanden, ihre Augen, ihren Mund und ein Nasenloch zu verschließen. Dann öffnete sie ein Glas mit Erdnussbutter und hat mit einem Lineal den Abstand zwischen Nasenloch und Erdnussbutter gemessen. In 1-cm-Schritten bewegte sie dann das Glas vorwärts; die Teilnehmer sollten sagen, wann sie die Erdnussbutter riechen können. Dieser Abstand zwischen Erdnussbutter und Nase wurde dann aufgeschrieben. Nach einer 90-sekündigen Wartezeit wurde das Ganze mit dem anderen Nasenloch wiederholt.

Interessanterweise kam das hier beim Test heraus: Der Unterschied bei der Riechfähigkeit der einzelnen Nasenlöcher war bei Alzheimer-Patienten im Frühstadium gravierend. Bei ihnen war das linke Nasenloch betroffen: Hier musste die Erdnussbutter durchschnittlich zehn Zentimeter näher an die Nase gehalten werden als beim rechten Nasenflügel.

Und was noch interessanter war: Bei Patienten, die an anderen Formen der Demenz erkrankt waren, war das nicht so.

Wie üblich betonen die Wissenschaftler, dass noch weitere Studien durchgeführt werden müssen, um diese ersten Ergebnisse richtig einordnen zu können. Wie Stamps meint: „Wir können diesen Test vorerst nutzen, um eine Alzheimer-Diagnose zu bestätigen. Aber wir planen Untersuchungen an Patienten mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen, um so herauszufinden, ob sich dieser Test als Frühindikator für eine Alzheimer-Erkrankung nutzen lässt."

Der Erdnussbuttertest könnte also eine preiswerte Möglichkeit zur Früherkennung der Krankheit und damit ziemlich nützlich sein. Dr. Heilman meint dazu: „Das könnte ein wichtiger Teil der Diagnose werden."Die Forscher sind euphorisch: „Wenn wir Alzheimer im Frühstadium erkennen, können wir viel früher mit einer intensiveren Behandlung beginnen, sodass möglicherweise ein Voranschreiten verhindert werden kann."

Erdnussbutter ist also nicht nur gut auf Toast mit Marmelade, sondern gehört vielleicht auch bald in jede Arztpraxis? Das bleibt abzuwarten: Kritiker meinen, dass die Studie mit nur 94 Teilnehmern nicht beweiskräftig genug ist. Dafür braucht es nach strengen Kriterien entworfene, über einen längeren Zeitraum durchgeführte Kohortenstudien.