FYI.

This story is over 5 years old.

Tech

Einreise mit Iris-Scan: Die USA testen biometrische Grenzkontrollen

Motherboard vorliegende Dokumente zeigen, dass US-Grenzschützer schon bald Iris-Scanner, Gesichtserkennungssoftware und Fingerabdruck-Scanner an ihren Grenzen testen werden.
Mexikanische Fußgänger warten am Übergangspunkt Calexico | ​FlickR. US Customs and Border Protection.

Erst vor wenigen Tagen haben US-Grenzschützer ein ​Testprogramm eingeführt, in dem vorgesehen ist, alle Einreisenden am Washingtoner Flughafen mit einer Gesichtserkennungssoftware zu scannen. Das Experiment, das sich seit dem 11. März in der Pilotphase befindet, markiert dabei aber nur einen ersten Schritt der Modernisierungsmaßnahmen in den Grenzkontrollen der Customs and Border Protection.

Motherboard vorliegende Dokumente zeigen nun, dass zu dem weitgehend unbemerkt eingeführten Washingtoner Biometrie-Test schon bald noch zwei weitere experimentelle Programme hinzukommen werden. Dabei werden von der US-Zoll- und Grenzschutzbehörde auch kontroverse Technologien wie Iris-Scanner, Gesichtserkennung und Fingerabdruck-Scanner getestet werden, die von Bürgerrechtsaktivisten als unsichere und potentiell übergriffige Überwachungstechnologie kritisiert werden.

Anzeige

Sollten sich die Programme in der Testphase bewähren und gesetzlich gebilligt werden, könnte sich schon bald jeder Ausländer bei seiner Einreise in die USA einer kurzen, verpflichtenden Überprüfung mit den neuesten biometrischen Verfahren unterziehen.

​Interview: Wie der Fingerabdruckscanner am neuen Samsung nach nur vier Tagen gehackt wurde

In PowerPoint-Slides, die sich auch bei den NSA-Leaks bewährt haben, werden die Details des Gesamtprogramms, das auf den Namen Apex Air Entry and Exit Re-Engineering (AEER) Project hört, beschrieben. Die Pilotprogramme haben laut der Präsentation das Ziel, biometrische Verfahren „zu ermitteln und umzusetzen", die an den Grenzen der USA das Einwanderungsprozedere und die nationale Sicherheit insgesamt verbessern können.

Fingerabdruck-Scanner sollen klären, ob Reisende das Land wirklich verlassen haben

Das Pilotprogramm mit der Gesichtserkennungssoftware läuft bereits seit einigen Wochen am Washington Dulles Flughafen, während die anderen beiden in der Präsentation genannten Verfahren scheinbar noch nicht in Betrieb genommen wurden. Anders als das Programm zur Gesichtserkennung, scheinen die anderen beiden Programme ausschließlich auf den Einsatz an Nicht-Amerikanern zu zielen.

Die US-Zollbehörde ließ die Anfragen von Motherboard zu diesen Vorhaben unbeantwortet. Die PowerPoint-Präsentationen mit den Verfahrensdetails wurden von  Arjun Sethi, Rechtsberater der American Civil Libertins Union, an Motherboard weitergegeben. Sethi war bei einer internen Präsentation der Zollbehörde am 10. März zu Gast.

Anzeige

Das zweite Pilotprojekt trägt den Namen „Biometric Exit (BE) Mobile Experiment" und soll den Zollbeamten helfen, „mit Sicherheit bestätigen zu können, dass ein ausländischer Reisender die USA tatsächlich verlassen hat."

Im Zuge dieses Experiments werden Zollbeamte des Hartsfield Flughafen von Atlanta ein „portables Gerät" nutzen. Dieses Gerät, das in den Originaldokumenten als „handheld device" bezeichnet wird, soll aufzeichnen, wie ausländische Bürger das Territorium der USA verlassen, um diese Informationen mit den Daten der Einreise abzugleichen. So kann festgestellt werden, ob Touristen, Geschäftsreisende und jedwede ausländische Bürger sich länger als genehmigt im Land aufgehalten haben.

Die exakte Funktion des Geräts lässt sich aus den Dokumenten nicht herauslesen, allerdings soll es sich bei dem Apparat laut eines anderen Teilnehmers des Treffens am 10. März, um einen Fingerabdruck-Scanner handeln.

​​​Wie ein Biometrie-Programm Indien zu einem Überwachungsstaat machen könnte​

​Das Experiment verfolgt das selbsterklärte Ziel, „die Zuverlässigkeit von Gesichts- und Iris-Erkennungssoftware" an einer Landesgrenze, wie jener zwischen den USA und Mexiko in Otay Mesa, zu testen. Außerdem soll so „eine zusätzliche Sicherheitsschicht" an der südlichen Grenze der USA geschaffen werden, um „für die nationale Sicherheit und gegen Gefahren für die Öffentlichkeit zu kämpfen."

Die Geräte zum Gesichts- und Irisscan der Reisenden, sollen laut den Dokumenten die aktuell von US-Grenzschützern genutzten Instrumente ersetzen. In den Dokumenten wird auch das Beispiel eines zukünftigen Grenzpostens skizziert, an dem RFID-Lesegeräte, biometrische Iris-Scanner und Gesichtserkennungskameras installiert wurden.

Anzeige

Auch wenn sich alle drei in den Dokumenten beschriebenen Programme bisher nur in experimenteller Erprobung befinden, so warnen Aktivisten schon heute, dass die biometrischen Technologien eines Tages großflächiger eingesetzt werden könnten. Angesichts der innenpolitisch umkämpften Grenze zwischen Mexiko und den USA ist es politisch naheliegend, dass mindestens hier Forderungen nach einer weiteren technischen Aufrüstung der Grenzkontrolle laut werden.

„Die Öffentlichkeit sollte aufpassen", erklärte Sethi von der ACLU gegenüber Motherboard. „Diese Programme könnten schon bald auch in eurer Nähe zum Einsatz kommen."

Biometric Entry and ExitCBP Biometric Entry and Exit Program