Kleine Nanopartikel sollen dein Olivenöl rein halten

Ob du es glaubst oder nicht, gefälschtes Olivenöl ist ein echtes Problem—zum Glück gibt es die Nanowissenschaft, die nun eine patente Lösung parat zu haben scheint. Laut einem Bericht von ACS NANO haben Schweizer Forscher jetzt erfolgreich ihre Methode getestet, mit der sie Öl während seiner Abfüllung mit ein paar Gramm von winzigen magnetischen DNA-Kapseln „markieren“, welche von Siliciumdioxid umhüllt sind. Die Methode erlaubt es bei Zweifeln an der Reinheit des Olivenöls einfach die Kapseln zu extrahieren und zu analysieren—Nanowissenschaft sei dank, Tortellini-Portion gerettet.

Allein im vergangenen Dezember und Januar konfiszierten Interpol und Europol mehr als 1.200 Tonnen gefälschter oder minderwertiger Nahrungsmittel, sowie 430.000 Liter gefälschter Spirituosen. Darunter waren auch über 131.000 Liter an Essig und Öl. Geschätzte 70 Prozent des nach Deutschland importierten Öls wurden mit billigeren Pflanzenölen gepanscht, die mit Chlorophyll und Betakarotinen versetzt sind, um den Qualitätsprodukten optisch möglichst nahe zu kommen.

Gefälschtes Olivenöl ist tatsächlich relativ schwierig nachzuweisen—Laborteste sind so leicht in die Irre zu führen, dass Beamte einer Abteilung der italienischen Carabinieri darauf trainiert werden, eine Geruchskontrolle durchzuführen. (Immerhin für nach Metaphern heischende Journalisten ist die Sache stets eindeutig, wenn sie über die „schmierigen Geschäfte der Olivenöl-Mafia“ schreiben dürfen.)

Robert Grass, Co-Autor der Studie, jedenfalls versucht mit seiner neuesten Entwicklung den Mangel an zuverlässigen Öl-Markierungen zu beheben: „Die Methode ist vergleichbar mit einem Etikett, das nicht entfernt werden kann“, sagte er in einem Statement. Und um es etwas klarer und deutlicher zu machen, formten sie ihre Markierungen nach dem bekannten Prinzip der DNA: „Die DNA eröffnet Millionen von Möglichkeiten, die als Codes benutzt werden können“, erklärte Grass. Und um die DNA intakt zu halten, kann man sie ganz einfach mit einem Magneten entnehmen, da dem Kieselerdeüberzug einige Eisenoxig-Nanopartikel zugefügt wurden. Auf diese Weise ist es für jeden ein Leichtes, Öl in einem kleinen Labor mit medizinischer Grundausstattung zu überprüfen.

Schon klar: Kieselerde und Siliciumoxid möchtest du nicht unbedingt in deinem edlen Olivenöl herumschwimmen haben. Und es ist kaum denkbar, dass jemals jemand gesagt hat: „Diese Rigatoni können wirklich noch etwas Silicium- und Eisenoxid vertragen“—aber ob es dir nun gefällt oder nicht, du schluckst du schon längst Siliciumoxid in Ketchup und Orangensaft herunter—und Eisenoxid als Nahrungsergänzungsmittel—wie Robert Grass uns versichert.

Für das neue Verfahren ist ohnehin nur eine „unglaublich kleine Partikelmengen, von gerade mal einem Millionstel Gramm pro Liter, nötig. Das würde für einen Autentizitätstest der Ölprodukte ausreichen“ würde schrieben die Wissenschaftler.

Die Methode wurde auch für die Strichcodes von Benzin und Bergamotteöl, einer Schlüsselzutat in Parfüm, getestet, um deren Reinheit zu überprüfen. Keine schlechte Idee, da auch immer noch die Möglichkeit besteht, dass pures Olivenöl nicht die allerwichtigste Forschungsangelegenheit der Welt ist. Laut Alex Renton vom Guardian bevorzugen Olivenöl-Importeure bei Tests mit verbundenen Augen übrigens nicht einmal das pure perfekte Olivenöl:

„Die Ergebnisse waren so blamabel und verwirrend, dass das Dokument nie veröffentlicht wurde. Der Importeur bezeichnete sein eigenes Premium-Produkt als „ekelhaft“, der Feinkostladen-Betreiber entschied sich für eine Flasche von höchst dubiosem „Italienischem extra virginie“ (dass es für 2,50 im Discounter gibt) und andere Feinschmecker erklärten die häufig verspottete Marke Bertolli von Uniliver zu ihrem Favoriten.“

Wenn du also nicht besorgt bist, dass der internationale Olivenöl-Handel einbricht, kauf einfach das billige Zeug und gib dich dem Geheimnis der Mischung hin. Oder besteh darauf, dass deine Nudeln eben sicherheitshalber mit Siliciumoxid-umhüllter DNA und einem Hauch von Eisenoxid serviert werden.