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Diese Webseite vermittelt Miet-Hacker nach dem MyHammer-Prinzip

Auf Hackerslist.com kannst du Hacker gegeneinander auf deine Kleinanzeige bieten lassen, damit sie ein Cyber-Problem deiner Wahl lösen. Zahlen musst du erst, wenn der Hack erfolgreich war.
Vertrauen wird hier durch Stock-Fotos hergestellt. ​Screenshot: ​Hackerslist.com

Auf der Plattform Hackerslist.com kann sich jeder im kinderleichten Kleinanzeigen-Verfahren eine Cyber-Dienstleistung seiner Wahl bestellen.

Nach simpler Anmeldung per E-mail gibst du als Nutzer anonym deine Gesuche ab und kannst dir einen Hacker mieten, um zum Beispiel Social Media-Accounts zu cracken, Standortdaten zu hacken oder schwer zugängliche, digital gespeicherte Daten jeder Art zu manipulieren. Auf der Plattform bieten mehr oder wenige professionelle Hacker ihre Dienste feil—garniert mit vertrauenserweckenden Anmerkungen wie: „Mein Team und ich machen das schon seit Jahren."

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Der Rent-A-Hacker-Dienst versteckt sich nicht im Darknet, sondern ist über eine reguläre Dotcom-Domain erreichbar. Laut den anonymen Betreibern sind auch keinerlei Beschränkungen nötig, da alles, was auf ihrer Seite vermittelt werde, ausschließlich im Bereich „ethischer Hacks" liege und illegale Aktivitäten verboten seien. So steht es zumindest in den zehnseitigen Nutzungsbedingungen, denen jeder Nutzer bei der Anmeldung zustimmt—und die bestimmt noch gründlicher gelesen werden als ​Apples Terms of Service.

Da nichts die menschliche Kreativität zu fantastischeren Höhenflügen treibt als das gute alte Marktgesetz von Angebot und Nachfrage, finden sich unter den nutzergenerierten Gesuchen von Hackerslist.com auch echte Stilblüten von digitaler Verzweifelung bis Gemeinheit. Einige der dringlichsten der bisher 421 Angebote, die sich auf der Seite tummeln, wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten:

Ab 170 Euro: „Ändert meine Noten, zumindest, solange meine Eltern sie sehen!"

Screenshot: ​Hackerslist.com (Ihr müsst eingeloggt sein, um die Links zu den Screenshots anschauen zu können)

Diese US-Amerikanerinnen haben ihre Prüfung zwar noch nicht absolviert, aber eines ist ihnen jetzt schon klar: In dem Online-System, das ihre Prüfungsnoten speichert, müssen ein paar Verbesserungen vorgenommen werden. Zumindest für die Zeit, in denen ihre Eltern die Noten einsehen können.

Bisher haben sich zwei Hacker auf das Gesuch der Damen gemeldet, die optimistischerweise auch gleich noch ihre mutmaßliche Adresse mit angegeben haben. Man kann's ja mal versuchen.

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Ab 430 Euro: „Löscht negative Google-Artikel!"

Screenshot: ​Hackerslist.com

Schon mal von Googles Recht auf Vergessen gehört?

Wenn deine gewünschte Löschung denn so ethisch korrekt ist, dann wird der Antrag bei Google sicher auch durchkommen und dein lukratives Angebot wäre überflüssig.

Ab 170 Euro: „Entsperrt all meine Gaming-Accounts!"

Screenshot: ​Hackerslist.com

Der kanadische User „chazehansen" wünscht sich in kaum verhohlen genervtem Tonfall, dass die Sperre seiner insgesamt sieben Gaming-Accounts endlich ein Ende findet.

Da der Kundenservice des eher unbekannten Spiels Summoners War: Sky Arena ihm nicht helfen wolle, möchte „chazehansen" die Sache nun selbst in die Hand nehmen. Obwohl er einen Bonus für schnelles Arbeiten in Aussicht stellt, hat sich leider bisher trotzdem noch kein Hacker diesem Arbeitsauftrag angenommen.

Ab 85 Euro: „Ändert meinen Vielflieger-Status!"

​Der Autor dieses Gesuchs hofft auf Vorteile im Vielfliegerprogramm seiner Lieblingsairline: Auch wenn der Nutzer bereits Platin- und lebenslangen Goldstatus genießt, möchte er nun—ohne abzuheben—nur noch ein klitzekleines Upgrade in den begehrten 1K-Status. Da sind die paar Euros für einen Hacker doch ein cleveres Investment. Der Vielflieger ist immerhin bereit, bis zu 850 Euro auszugeben.

Selbstverständlich gibt es längst zahllose White-Hat-Hacker und Sicherheitsforscher, die ihre Hacking-Dienste im Netz meistbietend an Kunden verkaufen. Häufig führen sie sogenannte Penetrationstests durch, die entscheidende Tests sind, mit denen digitale Systeme sicher gehalten werden.

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Unabhängig von diesem eher verschwiegenen Geschäft, das sowohl für staatliche Stellen als auch große Unternehmen von zunehmender Bedeutung ist, zeigt der jüngste Hype um Seiten wie Hackerslist.com, dass es auch einen ansehnlichen Markt für Ein-Mann-Hacker oder semi-professionelle Cracker gibt, die gegen erstaunlich geringes Geld Hacking-Dienste erledigen, welche eher auf Einstiegerniveau liegen.

Hackerslist.com reiht sich dabei in eine längere Liste von Miet-Hacker-Plattformen ein, deren Angebote sich sowohl im Deepweb (Link muss mit dem Tor-Browser geöffnet werden) als auch im Clearweb finden. Auch wenn nicht klar ist, wieviele der Angebote auf Hackerslist ernst gemeint sind, so zeigen die mehr oder weniger verzweifelten Gesuche, wie groß der Bedarf an Rent-a-Hacker-Diensten tatsächlich ist. Auch auf der Bewertungsplattform HackerForHireReview.com hat die Webseite schon kurz nach ihrem eher Start im November eine begeisterte Rückmeldung erhalten. Besonders angetan war der Kunde dabei von der großzügigen Geld-zurück-Regelung.

So soll die Plattform funktionieren. Screenshot: Hackerslist.com

Seit die New York Times nun vor einigen Tagen über Hackerslist.com ​berichtete, erfreut sich die Plattform so großer Beliebtheit, dass eine Registrierung (scheinbar aufgrund von Überlastung der Server) häufig erst nach mehreren Anläufen möglich war. Dass längst nicht nur zweifelsfrei legale Hacks auf der Plattform gesucht werden, wird dabei schon nach einem kurzen Blick auf die Gesuche deutlich.

Laut der New York Times, die mit den mutmaßlichen amerikanischen Administratoren ​gesprochen hat, stecken drei Personen hinter der angeblich im US-Bundesstaat Colorado beheimateten Seite. Da mindestens einer von ihnen ein studierter Jurist sein soll, müsste sich eigentlich bei den Admins herumgesprochen haben, dass sich bei ihrem Dienst theoretisch nicht nur die Hacker und die Hobby-Cyberangriff-Auftragsgeber strafbar machen, sondern möglicherweise auch sie selbst als vermittelnde Plattform-Betreiber.

Die Idee für Hackerslist kam den Betreibern dabei spontan: „Die Seite ist eigentlich als glückliches Zufallsprodukt nach ein paar Drinks entstanden." Unabhängig von den rechtlichen Konsequenzen ihrer Seite, oder der Frage, ob sie sich, wie andere Rent-A-Hacker-Dienste, überhaupt auf lange Sicht durchsetzen wird, ist eines klar:

Die drei Betreiber werden in jedem Fall einen Profit aus ihrer Schnapsidee schlagen—in Form der Provision, die Hackerslist auf jeden erfolgreichen Hack kassiert.