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Impfgegner zahlt 100.000 Euro, weil es Masern doch gibt

Der Vertreter der „Germanischen Neuen Medizin“ hatte 100.000 Euro für den wissenschaftlichen Beweis ausgeschrieben, dass es das Masernvirus doch gibt. Als ihm dieser dann vorgelegt wurde, wollte er nicht zahlen.
Foto: Imago/UIG

„Das Masern-Virus existiert nicht", behauptet Impfgegner Stefan Lanka, ohne mit der Wimper zu zucken. Bereits 2011 hatte der Biologe vom Bodensee öffentlich ein Preisgeld von 100.000 Euro für denjenigen ausgeschrieben, der seine wissenschaftlich unhaltbare These fachlich begründet widerlegen könne.

Lange warten musste Lanka nicht, bis ihm ein junger Arzt aus Homburg namens David Bardens gleich sechs wissenschaftliche Studien auf den Schreibtisch knallte. Doch Lanka akzeptierte die Beweise natürlich nicht als solche.

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Bardens klagte und bekam Recht. Weil Lanka sich trotzdem weiterhin weigerte zu zahlen, hatte das Amtsgericht Tettnang am 21.09. Haftbefehl gegen ihn erlassen. Lanka drohte Beugehaft, welcher er sich jetzt laut einem Bericht des Südkuriers aber in letzter Minute entzog.

„Ich habe das Geld längst bezahlt, da hat sich einfach nur etwas überschnitten. Der Gerichtsvollzieher hat mir den Eingang am 23. September bestätigt", zitiert die regionale Tageszeitung mit Sitz in Konstanz den Verurteilten.

Janka war nach dem Urteil des Landgerichts Ravensburg am 12.3. natürlich sofort in Berufung vor dem Oberlandesgericht Stuttgart gegangen. „Trotz der eingelegten Berufung kann der Kläger das Geld jedoch einfordern, weil das Urteil vorläufig vollstreckbar ist", erklärt allerdings ein Pressesprecher des Landgerichts. Lanka gilt als einer der bekanntesten Anhänger der „Germanischen Neuen Medizin", einer Bewegung pseudowissenschaftlicher Verschwörungstheoretiker, die Schulmediziner für gebrainwashte Jünger der Pharmaindustrie halten und gefährliche Krankheiten wie Krebs oder Marsern als fiktive Schauermärchen der Obrigkeit abtun, die damit die Menschen unterdrücken wolle.

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Stattdessen seien keine Viren sondern seelische oder psychosomatische Störungen der Auslöser für schwere Krankheiten, ist sich die „Germanische Neue Medizin" sicher. Die Bewegung beruft sich dabei auf das verblendete geistige Erbe eines gewissen Ryke Geerd Hamer, dem nicht nur bereits 1986 die Approbation als Arzt entzogen wurde, sondern der in den letzten Jahren auch verstärkt begann, die Schulmedizin als „jüdisch" zu bezeichnen und in Norwegen lebend antisemitische Propaganda verbreitet.

Dass die Ansichten der Fortschrittsfeinde und Medizingegner tatsächlich drastische Folgen haben können, zeigt der Fall eines ungeimpften Berliner Jungen, der in diesem Februar an Masern verstarb. Tatsächlich zeigen Studien, dass Masern in westlichen Ländern längst ausgestorben sein könnten, wenn alle Eltern ihre Kinder impfen würden. Diese sogenannte Herdenimmunität war auch in Deutschland schon erreicht, doch unter anderem in Berlin ist sie aufgrund der Impfgegner nicht mehr gewährleistet, so dass die Masern ein äußerst unangenehmes Comeback feiern.

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Auf die Frage des NDR-Magazins Panorama, warum es denn im letzten Winter in Berlin so viele Masern-Erkrankungen geben habe, hatte Janka dann auch mal wieder eine verblüffende Antwort parat: „Die Asylanten. Das ist doch klar. Wenn sie durch den Krieg von ihrer Familie […] getrennt sind, […] werden die Traumata aufgelöst und es zeigen sich die typischen Hauterscheinungen."