FYI.

This story is over 5 years old.

Tech

Mit diesem Link checkt ihr, was Instagram über euch speichert

Private Nachrichten, alte Storys und verteilte Herzchen: Manch einer dürfte beim Blick ins Datenpaket ein mulmiges Gefühl bekommen. Die neue Funktion hat aber auch etwas Nützliches.
Bild: Shutterstock | Ink Drop

Der Name der Datei ist eher unauffällig: "messages.json" heißt sie, aber die Datei hat es in sich. Sie enthält alle privat verschickten Instagram-Nachrichten eines Nutzers, jedes "Hi, wie geht's?" und jedes "Heute geht's mir scheiße". Die Chat-Historie sieht aus wie ein riesiger Textblock, gespickt mit Emojis, und kann nun von jedem Nutzer unter diesem Link angefordert werden.

Instagram bietet den Service nicht ganz freiwillig an. Der Anlass sind strengere Gesetze der Europäischen Union, die sogenannte Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), an die sich Unternehmen ab Ende Mai halten müssen. Falls Nutzer mit ihren Daten zu einer anderen Plattform wechseln möchten – oder einfach nur neugierig sind – können sie deshalb nun eine Kopie ihrer gespeicherten Daten von Instagram anfordern.

Anzeige

Eine ähnliche Funktion gibt es schon seit längerem für Facebook-Nutzerinnen. Medienberichten zufolge plant offenbar auch WhatsApp so eine Funktion.

Chatnachrichten speichert Instagram unverschlüsselt

Wer sich gut mit den Datenschutzbestimmungen von Instagram auskennt, sollte nicht überrascht sein, dass der Konzern private Chatnachrichten im Klartext speichert. Auch Nachrichten im Facebook Messenger haben keine besonders gesicherte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, außer Nutzer öffnen aktiv einen geheimen Chat. Trotzdem kann es ein mulmiges Gefühl auslösen, durch ein riesiges Textdokument zu scrollen, in dem jede doofe Bemerkung, jede vertrauliche Lästerei und jede Alltagsbeobachtung der Vergangenheit verzeichnet ist.


Ebenfalls auf Motherboard: Totalüberwachung für 150 Euro


Auch nicht mehr verfügbare Instagram-Stories tauchen im Download auf

Das ähnliche Download-Paket von Facebook enthält natürlich auch eine solche Chat-Historie, sowie verschickte Sprachnachrichten, Videos und Dateien. Wer so etwas nicht möchte, sollte lieber auf Apps zurückgreifen, die automatisch Nachrichten mit einer Ende-zu-Ende-Vverschlüsselung versehen, beispielsweise WhatsApp, Threema oder Signal.

Im von Instagram bereit gestellten Datensatz gibt es noch mehr interessante Fundstücke. In der Datei "comments.json" verbergen sich Kommentare, die ihr unter Fotos hinterlassen habt. "connections.json" listet alle Leute auf, denen ihr folgt, verknüpft mit Datum und Uhrzeit – offenbar der Zeitpunkt, zu dem ihr bei der Person auf "Folgen" geklickt habt. In der Datei "media.json" finden sich Texte, die ihr euren Bildposts und Storys beigefügt habt; unter "likes.json" alle verteilten Insta-Herzchen.

Anzeige

Im Ordner "Stories" hat der Konzern Kopien eurer vergangenen Instagram-Stories im mp4-Format gespeichert – auch wenn die Storys in der App bereits nicht mehr verfügbar sind. Motherboard konnte bei einem Test nicht genau herausfinden, ob Instagram alle vergangenen Storys speichert oder nur Stories aus der jüngsten Vergangenheit.

Ein Vorteil: Zum Datenpaket gehört auch ein vollständiges Backup eurer Instagram-Fotos in hoher Auflösung (1079 x 1079 Pixel). Dadurch werden teils komplizierte Online-Tools von Drittanbietern hinfällig, auf die Nutzer über Jahre hinweg zurückgreifen mussten, wenn sie Backups ihrer Erinnerungsfotos erstellen wollten.

Update, 26.04.2018, 11:10 Uhr: Wie eine Sprecherin gegenüber Motherboard mitteilt, speichert Instagram vergangene Fotostorys seit Dezember 2017 automatisch in einem Archiv. Öffnen lässt es sich auf der Instagram-Profilseite mit einem Klick auf das Symbol mit der Uhr. Wer diese Archivierung abschalten möchte, nutzt folgenden Weg: Storys-Archiv öffnen/ das Drei-Punkte-Symbol antippen/ Einstellungen antippen/ den Button "Im Archiv speichern" deaktivieren.

Folgt** Sebastian auf Twitter und Motherboard auf Facebook , Instagram und Snapchat**