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1.600km Solarkanäle sollen Stromprobleme des indischen Bundeslands Gujarat lösen

Ein indisches Energieunternehmen will ein riesiges Netzwerk von Kanälen mit Solarpaneelen abdecken.

Das Konzept ist beeindruckend simpel: Überziehe die endlosen Kanäle deines Landes mit Solarpaneelen zur Lösung deiner Probleme beim Ausbau der Solarenergie. Ein solcher schon im Jahr 2012 vom indischen Bundesstaat Gujarat ins Leben gerufene Plan, soll nun das 18.000 Kilometer große Kanalnetzwerk im Nordwesten Indiens in eine gewaltige Solaranlage verwandeln.

Die Solarkanäle könnten eine Kapazität von 2.2 Gigawatt Energie aufbringen, berichtet die Hindu Business Line. In den USA reicht ein Gigawatt aus, um 750.000 Haushalte zu versorgen—in Indien, wo wesentlich weniger Energie im privaten Bereich benötigt wird, wären es noch wesentlich mehr. Die zunächst geplanten 1.600 Kilometer könnten eine gesamte Region mit Strom versorgen.

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Doch das Projekt ist mehr als der Versuch einer großflächigen Solarversorgung, denn das Design des Systems ist auf einzigartige Weise symbiotisch. Die Solardächer erzeugen nicht nur Strom, sie schirmen auch das unterhalb liegende Wasser von der Sonneneinstrahlung ab, um dessen Verdunstung zu verhindern. Das bedeutet, dass mehr Wasser in den Kanälen zum Trinken und für die Bewässerung der Felder vorhanden ist. Und die Kühlung durch das Wasser hält die Paneele auf einer effizienteren Arbeitstemperatur.

Der Bau von Solarzellen auf Brachlandschaften, wie offenen Kanälen bedeutet auch, dass das Projekt weniger Konfliktpotenzial birgt, was sonst ein altbekanntes Problem großflächiger Solaranlangen darstellt. Keine Wüstenschildkröten verlieren ihre Heimat, keine verärgerten Anwohner und keine kostspieligen, komplizierten Landnutzungsgeschäfte—denn die Behörde, die das Projekt in Auftrag gibt ist ein direkter Partner des wichtigsten Energiekonzerns von Gujarat.

Gujarat sucht einfach einen neuen Nutzungsweg für die unzähligen Kanäle, die die ohnehin mit Energie unterversorgte Landschaft durchziehen. Das Pilotprojekt, das 1 MegaWatt Strom produziert, wurde bereits vor zwei Jahren fertig gestellt und musste sich weder mit legalen Stolpersteinen noch mit unzufriedenen Bürgern herumschlagen.

Der indische Minister für erneuerbare Energie, Farooq Abdullah, hat bei der Fertigstellung der ersten Anlage dann auch entsprechend erfreut ausgerufen: „Gujarat hat den richtigen Weg aufgezeigt." Das Bundesland hat die weltweit erste 1 MegaWatt Solaranlage auf einem Kanal in Betrieb genommen. Und nach einem erfolgreichen Testlauf sind inzwischen bis zu 10 MegaWatt möglich.

Leider sind ein feuchtwarmes Klima und Elektronik jedoch nicht die besten Freunde und könnten einige Schwierigkeiten beim Betrieb des Netzwerks bereithalten. Das gleiche gilt für die Installation. Es muss ein Untergrund gebaut werden, auf dem die Paneele angebracht werden können, was an Land natürlich weniger Schwierigkeiten bereitet als im Wasser. Auch die Leitung des Stroms könnte sich noch als kompliziert erweisen, da für die kilometerlangen Kanäle eine Menge Kabel benötigt werden.

Dennoch ist es ein viel versprechendes Konzept und Gujarats Energielieferant hat entschieden, dass die Vorteile die Schwierigkeiten aufwiegen. Indiens neuer Premierminister, Narendra Modi, der persönlich in Gujarat vorbei schaute, gründete erst kürzlich eine ambitionierte Initiative zur Solarenergie, die die Umsetzung der Solarkanäle noch vorantreiben könnte.

Mit den drohenden Veränderungen durch Klimawandel und Wasserknappheit steigt der Druck mit alternativen Ideen für saubere Energie zu experimentieren täglich—und da es nicht den Anschein hat, dass der Einsatz fossiler Energielieferanten abnimmt, ist es besonders wichtig, dagegen zu steuern. Lasst uns die Dächer mit smogfressenden Dachziegeln decken. Lasst uns die Straßen mit Solapaneelen pflastern. Lasst und die Ozeane vom Plastikmüll befreien oder besser mit essbaren Behältern erst gar keinen produzieren. Lasst uns versuchen, Kanäle mit hunderten von Solarpaneelen zu übersähen—es könnte den ambitionierten Aufwand wert sein.