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Kakerlaken 2.0

Kakerlaken werden inzwischen zu Cyborgs, zu Roboter-Vorbildern und zu Zuchttieren für die Nahrungs- und Kosmetikproduktion.

Bild: Flickr

Bisher existierten Kakerlaken haupsächlich, um zimperliche Menschen zu erschrecken, wenn sie aus den ältesten Holzdielen der Welt hervor krabbeln. Sie stechen ohne Probleme Moskitos aus, wenn es um den Titel des abscheulichsten Insekt der Welt geht. Und wenn gestiegene Meeresspiegel und verglühende Atompilze die menschliche Spezies in Vergessenheit geraten lassen, dann werden die Kakerlaken, so wird es gerne behauptet, die Weltherrschaft übernehmen.

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Aber vielleicht ist Kakerlaken-Zukunft schon viel näher als uns lieb ist und sie werden nicht nur das Futter von post-apokalyptischen Alpträumen oder unter das Knacken unter unseren Schuhsolen sein: Auf der ganzen Welt werden Kakerlaken zur Nahrungsproduktion gezüchtet und geerntet. Wir lassen sie auf Farmen heranwachsen und wir machen sie zu Cyborgs. Mit anderen Worten: Die Zukunft wird noch viel mehr Kakerlaken für uns bereit halten, als heute.

Beginnen wir mit China – so wie wir es eigentlich immer tun, wenn wir über die nahe Zukunft reden wollen. Dort sind die Kakerlaken-Zuchten das ganz großes Geschäft. Bei einigen Operationen werden bis zu 10 Millionen Schaben auf einmal gezüchtet. Die LA Times hat kürzlich über das ekelhafte neue Geschäftsmodell von den über 100 Schaben-Bauernhöfe in China berichtet, und gezeigt, dass von Woche zu Woche mehr in Betrieb genommen.

Die Höfe verkaufen ihre zappelnde Ware an Kosmetikfirmen und Lieferanten für traditionelle Medizin, denn diese lieben das äußerst billige Protein. Am häufigsten werden die Insekten zu einem Proteinreichen Puder zusammengestampft bevor sie verschifft werden. Das Geschäft ist so erfolgreich, dass die Preise der Kakerlaken in die Höhe schießen - seit 2010 ist der Preis von einem Pfund von 2 Dollar auf 20 Dollar angestiegen. Fünf gigantische Pharmazeutik-Hersteller kaufen den Großteil der Kakerlaken und lassen die Preise steigen; das Landwirtschaften mit den Schaben ist kurz davor zum richtig dicken Business zu werden.

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Bild: Wikimedia

Die Kakerlaken-Farmen sind mittlerweile so rentabel, dass sie sich auf andere Märkte ausbreiten. The Times schreibt, dass „die Inhaber der landwirtschaftlichen Betriebe darauf hoffen, dass Kakerlaken nicht nur für Fisch und Tierfutter gefördert wird, sondern auch als Delikatesse für Menschen akzeptiert werden.“

Menschen essen bereits getrocknete Kakerlaken in vielen Teilen der Welt. Ich erinnere mich wie ich in Bangkok auf einem Straßenmarkt sah, wir riesige Taschen voll von Kakerlaken die Besitzer wechselten und die Einheimischen sie wie Chips mampften. Die Vereinten Nationen haben erst vor kurzen dafür plädiert, dass wir alle mehr Insekten essen sollten - sie sind voll von Proteinen und benötigen wenig für ihren Anbau. Sie sind nachhaltig. Wir sollen alle einfach mal klarkommen und uns damit abfinden, dass Kakerlaken die wahrscheinlich scheußlichsten Kreaturen sind, die man essen soll.

Bild: Kickstarter

Abgesehen davon, dass sie Anwärter für die krümmende Nahrungsquelle von morgen sind, werden Kakerlaken auch für andere Applikationen genutzt. RoboRoach, das ‚Bau-dir-deine-eigene-Kakerlake Cyborg Kit‘ war vor kurzem ein beliebtes Nachrichtenthema, da es demonstrierte, wie einfach es ist eine Kakerlake zu verkabeln, damit sie nach deiner Pfeife tanzt. Die Technologie erlaubt die Steuerung von Kakerlaken mit deinem Smartphone.

Die Tatsache, dass die Technologie einfach genug für ein Kickstarter Projekt war, lies ein paar Fragen offen und stieß Gedanken für weitere Schaben-zentrierte Roboter-Applikationen an. Inzwischen finden Forscher, dass Cyborg Kakerlaken ganz wunderbare Katastrophenhelfer sein könnten - die ferngesteuerte Schabe könnte nach einem Erdbeben durch Schutt und Trümmer krabbeln und Daten aufnehmen, bevor die Helfer das Feld betreten.

Schaben dienen außerdem als wichtige Informations-Quelle für Roboterstudien. Weil Schaben balancieren können ohne ihr Gehirn zu nutzen, orientieren sich Roboter-Ingenieure an Insekten um zu lernen, wie man intelligente Roboter programmieren kann.

Währenddessen bauen Wissenschaftler an der Havard Universität gutgläubig Roboter-Kakerlaken. Wie Michael Graham Richards bemerkt, können diese kleinen Typen bald dafür genutzt werden, um Daten zum Ökosystem zu sammeln und Tests über die Umweltverschmutzung durchzuführen.

Für ein Insekt, dass so viel Hass, Terror und Abscheu in uns auslöst, scheinen wir inzwischen ziemlich entschlossen zu sein, diese Dinger für die Zukunft zu verkabeln. Es tut mir ja leid das sagen zu müssen: aber die Welt von morgen wird von Kakerlaken überlaufen sein.