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James Dubro: In den 70ern war das sehr schwierig. Wir hatten Glück, die [staatliche kanadische Rundfunkgesellschaft] CBC mit ihrem Geld hinter uns zu haben. Wir haben sogar drei Jahre damit verbracht, für eine Doku zu recherchieren, und sie hatten dafür die Mittel. Ich habe Quellen im Milieu des organisierten Verbrechens kultiviert, darunter Geliebte und Ex-Mitglieder von Rockerbanden, Mafia-Clans und diversen anderen organisierten Verbrechensgruppen, wie zum Beispiel asiatischen Banden.Damals gab es kein Internet. Ich habe damit angefangen, ein paar Monate in der Bibliothek zu verbringen. Ich weiß, dass das heute lächerlich klingt, aber damals gab es kein Google. Es gab nichts. Ich musste Karten benutzen, auf die ich mir alles notiert habe. Ich hatte ein Ablagesystem für die Karten. Ich habe viel Zeit und viel Geld investiert. Ich musste Quellen zum Essen und Trinken einladen—wir hatten sogar ein Budget für sowas. Ein Mountie hat nach ein paar Gläsern eine viel lockerere Zunge. Anfang der 70er war die Polizei Journalisten gegenüber sehr misstrauisch, aber nach ein paar Drinks hat sich das gelegt.
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In den 70ern war es sehr anders. Vancouver war schon immer sehr interessant und an der Westküste gibt es schon immer asiatische Gangs. Das geht inzwischen schon fast 100 Jahre zurück. Es gab auch viele unabhängige Banden in Vancouver. Die weißen Jungs, die Biker, die Straßengangs, und all das. Es hat in diesen Banden viel Gewalt und viele Morde gegeben. Das hat sich nicht geändert.In Montreal ging es geografisch bedingt schon immer sehr gewalttätig zu. Drogen und illegal gebrannter Alkohol kamen dort hindurch. Es war auch alles viel strukturierter, zumindest im Vergleich zu Ontario. Wir haben hier schon Höhen und Tiefen erlebt.Toronto ist noch einmal eine ganz andere Geschichte. Der letzte richtige Pate, den wir in Toronto hatten, war Paul Volpe. [Volpe wurde 1983 im Alter von 55 ermordet.] Volpe war nicht wirklich der Pate von Toronto, aber er war derjenige, der einem Paten am nächsten kam. Er war jemand, der in der Unterwelt respektiert und gefürchtet war.Haben Banden in Kanada inzwischen die Mafia verdrängt, wenn es um die Kontrolle über das Drogengeschäft geht?
Na ja, die Mafia ist heute geschwächt. Das liegt sowohl an [Polizeiarbeit] als auch an internen Rivalitäten. Rocker haben dasselbe Problem—die Polizei ist sehr aktiv. Auf den Straßen von Toronto gehen die meisten Schießereien und Verbrechen auf das Konto [von haitianischen/jamaikanischen Gangs und Triaden]. Ich habe gestern in der Zeitung gelesen, dass die [prominente italienische Verbrechensorganisation] 'Ndrangheta die größte und gefährlichste Mafia der Welt ist. Das würde stimmen, wenn man die ganzen verschiedenen Gruppen zusammenzählt. Diese Mafias haben sehr, sehr viele Zellen und sie arbeiten meist nicht zusammen. Die Öffentlichkeit hat ein verzerrtes Bild davon.
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Das unterscheidet sich geografisch, aber das ist ja auch Teil der Geschichte. Die Leute arbeiten in verschiedenen Operationen zusammen, Drogenringe arbeiten zusammen und die Leute entwickeln Rivalitäten. Deswegen gibt es Morde—es hat kürzlich in Toronto zwei Morde gegeben, die mit dem organisierten Verbrechen in Verbindung stehen: Rocco Zito und Alfredo Patriarca. Es gibt Probleme mit Aufspaltungen und Rivalitäten, und im organisierten Verbrechen werden solche Probleme eben oft damit gelöst, dass man die Person umbringt, um sie ganz loszuwerden.Reden wir über den Mord an Rocco Zito. Die Polizei sagt, es sei nur ein Streit zwischen einem Mann und seinem Stiefvater gewesen.
Das wissen wir nicht, das ist nur Mutmaßung. Eine Möglichkeit, wie in diesen Kreisen Bündnisse gebildet geschlossen werden, ist, dass eine Tochter an eine rivalisierende Familie verheiratet wird. Es ist noch unklar, ob es sich nur um eine häusliche Auseinandersetzung gehandelt hat, ob es durch Rivalitäten verursacht war, oder beides. Das werden wir noch herausfinden, aber die Leute neigen zu voreiligen Schlüssen.Wie sieht das Vermächtnis von Rocco Zito aus?
Nachdem ich mit einigen Leuten gesprochen habe, die mit ihm gearbeitet haben, kann ich sagen, dass ihn wohl viele Menschen in der Unterwelt respektiert und gefürchtet haben. Er hat unauffällig Drogen geliefert und illegales Kartenspiel angeboten. Er war sehr gut darin, hier in Ontario illegales Glücksspiel zu betreiben.
Braut sich im organisierten Verbrechen zur Zeit etwas zusammen, das wir im Auge behalten sollten?VICE SPORTS: „Fußball-Mafia DFB/DBL, fickt euch!" — Eine sprachliche Analyse
Diese Dinge ändern sich und sind flexibel. Nichts steht in Stein gemeißelt. Ich denke nicht, dass es einen Mafia- oder Rocker-Krieg in Ontario geben wird. Ich schätze, welcher Krieg auch immer sich gerade in Ontario abgespielt hat, ist jetzt erst einmal aus der Welt. Vermutlich wird es unter den neuen Oberhäuptern der Rizzuto-Familie weniger Blutvergießen geben. In British Columbia wird durchgehend gekämpft, weil niemand die Überhand hat. Es gibt immer Morde und Racheaktionen und Territorialkämpfe, weil es dabei um so viel Geld geht.Meinst du, die meisten Leute machen sich ein falsches Bild davon, wie organisiertes Verbrechen abläuft?
Ich denke, die Meisten haben ein sehr vereinfachtes Bild davon. Ich werde oft gefragt, wer der Boss von Toronto ist, als ob es so simpel wäre. Das ist es nicht. Es ist extrem komplex, und gerade in British Columbia hat es noch nie einen einzelnen Boss gegeben. All das befindet sich im Fluss und ändert sich ständig. Es muss ja nicht wirklich mehr passieren, als dass ein paar Leute eine Waffe nehmen und den Boss erschießen—wenn es denn einen gibt. Und diese Dinge sind passiert, in Atlantic City oder New York City. Auch in Toronto. Egal, wie respektiert und gefürchtet du bist, es braucht nicht mehr als eine Kugel, um deiner Herrschaft ein Ende zu setzen.