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Schildkröten-Forscher zeigt in Vortrag Bikini-Bilder von Studentinnen

"Ich war von seinem Verhalten angeekelt", sagt eine Studentin über den Forscher Richard Vogt. Für den Wissenschaftler hat die Aktion jetzt Konsequenzen.
Dieser Tweet soll das Statement des Forscher-Verbands nach dem Vortrag von Richard Vogt zeigen | Bild: Screenshot | Twitter

Vergangenen Donnerstag wurde der Wissenschaftler Richard "Dick" Vogt als besonders guter Vertreter seines Fachs ausgezeichnet, er gewann den "Distinguished Herpetologist Award". Als Herpetologe erforscht Vogt Reptilien und Amphibien. Am Freitag wurde ihm diese Auszeichnung aber direkt wieder entzogen, nachdem er einen Vortrag über Schildkröten gehalten hatte – und zwar, weil darin auch Fotos von ehemaligen Studentinnen in Bikinis zu sehen waren.

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Vogt hielt den Vortrag auf einer Konferenz von Fisch-, Reptilien- und Amphibien-Forschenden, die den Wissenschaftler umgehend via Twitter kritisierten. Daraufhin zog der internationale Verband der Herpetologen, die Herpetologists’ League, die vergebene Auszeichnung wieder zurück.

"Die Herpetologists’ League billigt keine Form der Belästigung oder Diskriminierung", heißt es in einem Statement. Der Herpetologen-Verband bereue seine Entscheidung und entschuldige sich für die Inhalte in der Präsentation des ausgezeichneten Wissenschaftlers. Vogt selbst hat auf unsere Bitte eines Statements noch nicht reagiert.

Fach-Kolleginnen beschreiben die Situation als "total unangenehm"

Wie Besucherinnen und Besucher von Vogts Vortrag berichten, zensierte ein Mitglied des Technik-Teams der Konferenz viele Bikini-Fotos mit blauen Quadraten. "Die ganze Situation ist einfach total unangenehm und unterstreicht, wie wichtig und gewinnbringend es ist, dass hier bei der Konferenz eine so vielfältige Gruppe von Forschenden anwesend ist", sagt Emily Taylor, eine Herpetologin und Dozentin an der California Polytechnic State University.

"Wenn wir in tropischen Gefilden arbeiten, ist es oftmals so heiß, dass die Frauen nur einen Sport-BH oder einen Bikini tragen. Das ist ganz normal", so Taylor weiter. Offenbar hat Vogt die Fotos aber in einem erkennbar sexualisierten Kontext gezeigt.

Forschenden-Verband stellt sich gegen Objektifizierung

Jessica Ford ist eine Master-Studentin an der McGill University und hat Vogts Vortrag ebenfalls gesehen. Wie sie berichtet, hätten einige Zuschauende aufgrund der Fotos direkt den Saal verlassen. Viele andere hätten geschockt reagiert oder nervös gelacht.

"Warum besitzt er solche Fotos und warum hält er es für in Ordnung, sie herumzuzeigen?", fragt sich die Studentin. "Ich war von seinem Verhalten angeekelt und bin mir ziemlich sicher, dass es den anderen ähnlich ging."

Der US-amerikanische Verband der Ichthyologen und Herpetologen, Hauptsponsor der Konferenz, ließ in einem Statement verlauten, dass man jegliche Aktivitäten verurteile, die einzelne Menschen oder ganze Gruppen objektifizieren. Die Organisation tue alles dafür, ein inklusives und vielfältiges Umfeld für alle Mitglieder zu schaffen.

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