Einbruch, Betreten-Verboten-Schilder und Vandalismus – fast zehn Jahre lang war das Marco Mendias Alltag. Bevor er ein professioneller Fotograf wurde, verbrachte der Italiener von Mitte der Nullerjahre bis 2015 seine Zeit mit jugendlichen Graffiti-Sprayern. Die U-Bahn-Tunnel Europas waren ihr urbaner Spielplatz. Und Mendia mischte sich mit seinen Fotos und eigenen Kalligrafie-Kunstwerken unter sie.
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Seitdem er 14 Jahre alt war, ist Mendia Teil der Graffiti-Szene. Mit 16 begann er, sie zu dokumentieren. "Jeder Ort hat etwas Besonderes", sagt Mendia. "In Wien sind die U-Bahn-Tunnel total sauber und gut ausgeleuchtet – perfekte Bedingungen für Sprayer und Fotografen." Seine Lieblingsstadt ist aber Paris: "Die Pariser Tunnel gefallen mir total. Ich liebe die Form, da unten hat man echt viel Platz. Und das Ganze ist noch nicht durch die Kommerzialisierung der Streetart ruiniert."
2015 nahmen Polizisten den gerade fotografierenden Mendia in Mailand und später auch in Paris fest. "Im französischen Gefängnis war ich kurz davor, alles aufzugeben", sagt er. "Früher hat es mir Spaß gemacht, vor der Polizei wegzurennen. Mit der Zeit wurde aber immer mehr das Gegenteil der Fall." Einige Freunde des inzwischen 28-Jährigen sind immer noch am Taggen. Andere arbeiten inzwischen erfolgreich in der Kunst- und Mode-Welt.
Mendia hat sich dazu entschieden, seine Bilder in Eigenregie zu veröffentlichen. Er will so die sorglose Atmosphäre seiner Jugendjahre erhalten – eine Zeit, in der die Graffiti-Welt noch nicht von Instagram dominiert wurde. "Früher hatte jeder Spot noch etwas Geheimnisvolles an sich. Die sozialen Netzwerke haben das geändert", sagt der Fotograf. "Jetzt versuchen Sprayer, sich die besten Orte gegenseitig zu stehlen."Mendia wollte uns nicht verraten, wo genau die Fotos entstanden sind. Bei einigen liefert er aber den Kontext mit:
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