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Dieser Typ hat sein halbes Leben in eine Horror-Mod für 'Doom 2' gesteckt

Mit seiner 'Doom'-Mod wollte der 14-jährige Sam Prebble das "gruseligste Spiel aller Zeiten" erschaffen. 15 Jahre später ist 'Total Chaos' endlich online.
Bilder von Sam Prebble vor seiner 'Doom'-Mod
Sam Prebble hat 15 Jahre lang an seiner Mod 'Total Chaos' gearbeitet | Bild: Screenshot  | YouTube | WadaHolic | Total Chaos || Sam Pebble || Collage: Motherboard

"Du hast dich mit einer Krankheit infiziert, die lebhafte Albträume auslöst. Du bist eingeschlafen, du musst flüchten!" Diese Sätze beschreiben die Idee, die Sam Prebble mit 14 Jahren für Total Chaos hatte. Das ist nun 15 Jahre her. An Halloween 2018 hat der inzwischen 29-Jährige seine Mod für Doom 2 endlich veröffentlicht.

"Es hat ein bisschen länger gedauert, als mir lieb war", sagt Prebble. "Jetzt, wo das Spiel fertig ist, frage ich mich, was ich mit meiner Zeit anfangen soll. Es ist beängstigend."

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Total Chaos ist ein Horror-Abenteuer-Game in der Egoperspektive, es spielt auf einer verlassenen Insel namens Fort Oasis. Der Spieler kommt ohne Ausrüstung an und es wird schnell klar, dass er nicht alleine auf der Insel bist. Das Spiel ist kein reiner Shooter, Gamer müssen auch ihre Vorräte verwalten und Dinge bauen. Total Chaos ist eine Mod für Doom 2 von 1994, auch wenn man das nach dem beeindruckenden Trailer nicht unbedingt vermuten würde.

Die Mod hat sich in den letzten 15 Jahren dramatisch verändert, und die finale Version von 2018 hat kaum noch etwas mit Prebbles ursprünglicher Idee gemein. Zwischendurch überlegte Prebbles sogar, Total Chaos als Open-World-Spiel zu gestalten.

Dass die Begeisterung für Doom noch immer nicht vorbei ist, zeigt auch die neueste Veröffentlichung des Doom-Mitentwicklers John Romero: Auf seiner Website wurde jüngst angekündigt, dass im Februar 2019 die kostenlose Erweiterung namens Sigil erscheinen wird.

"Ich wollte die Fans nicht enttäuschen."

Total Chaos startete als Horror-Mod. Prebbles war beeindruckt vom schreienden Kopf des Spieleentwicklers John Romero, der bei Doom 2 zu sehen war, also baute er eine schwebende Version dieses Kopfes in seine Mod ein. "Anfangs hatte ich keine Idee, was ich überhaupt machte", sagt Prebbles. "Ich warf eigentlich nur Scheiße gegen die Wand, und schaute, was kleben blieb."

Damals wusste er nicht, wie "modden" geht und es gab kaum Wege, es zu lernen. Kurse für Game-Design existierten noch nicht und YouTube würde erst einige Jahre später groß werden. Es gab von Fans erstellte Online-Anleitungen für Tools, aber die waren oft schwer zu verstehen. Darum war Prebbles ganz auf sich allein gestellt. Einem 14-Jährigem mit zu viel Freizeit macht das aber wenig aus: Prebbles hatte es sich in den Kopf gesetzt, dass "gruseligste Spiel aller Zeiten" zu erschaffen.

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'Total Chaos' reizt die Möglichkeit von 'Doom 2' aufs Äußerste aus

Als er diesen Plan in einem Doom-Forum beschrieb, wurde er von einem anderen Nutzer ausgelacht. Das motivierte den Nachwuchsentwickler. "Ich werde die nächsten zehn Jahre damit verbringen, dir das Gegenteil zu beweisen", antwortete er. Es sollten 15 Jahre werden.

Von der frühen Version von Total Chaos ist nicht viel übrig geblieben. Zwar wühlt sich Prebble für unseren Artikel durch alte Festplatten und Sicherungs-CDs, aber er findet nur ein paar verschwommene Thumbnails seiner alten Website.

Eine frühe Version der Mod 'Total Chaos'

Screenshot: Sam Prebble

Ein paar Texturen aus den 90ern haben es bis ins Spiel geschafft, dass im Oktober 2018 endlich veröffentlicht wurde – und das nur, weil Prebble keine Zeit mehr hatte, neue zu erstellen.

Total Chaos als Mod zu bezeichnen, ist eigentlich eine Untertreibung, auch wenn Prebble es selbst so bezeichnet. Das Spiel ist vor allem ein Versuch, die Möglichkeiten des Klassikers weiter auszureizen, als es je jemand für möglich gehalten hätte.

Total Chaos ist mit dem ursprünglichen Doom-Engine entstanden – zumindest teilweise. Nachdem Doom auf den Markt kam, hatten Modder auf die damals bahnbrechenden Technologie von Programmierer John Carmack gesetzt und sie weiterentwickelt. Total Chaos nutzte dann irgendwann die Engine namens GZDoom, die bis heute weiterentwickelt wird.

Nach all den Jahren wollte Prebble die Fans nicht enttäuschen

Der Name der Mod hat sich über die 15 Jahre ihrer Entwicklung gehalten, weil Prebbles fürchtete, dass Fans sie sonst aus den Augen verlieren würden. Es ist traurig aber wahr: Die meisten Mods, selbst wenn sie nicht so aufwendig wie Total Chaos sind, werden nie veröffentlicht. Wenn es gut läuft, gibt es vielleicht noch genug schönes Material, um einen Trailer zusammenzuschneiden, der auf YouTube ein paar positive Kommentare erhält. So wäre es auch fast Total Chaos ergangen.

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Eines der Hauptprobleme: Mit wenigen Ausnahmen arbeitete Prebbles alleine an der Mod. Trotzdem zog der ambitionierte Plan, einen 3D-Shooter auf dem Gerüst eines Videospiels von 1994 zu bauen, einige Fans an. Prebble arbeitete Monate und sogar Jahre an großen Ideen, die sich schließlich als nicht durchführbar herausstellten. Trotzdem: "Ich wollte die Fans nicht enttäuschen", sagt er. "Einige Leute folgen dem Spiel schon seit Jahren."

Prebble arbeitete immer weiter, bis er schließlich ein Release-Date für Total Chaos festsetzte: Halloween 2018. Zu diesem Zeitpunkt war er immer noch mit vielen Teilen unzufrieden, vor allem mit der Handlung, aber Prebble wollte es durchziehen. Er ersetzte die alte Handlung mit einer neuen: Ein Mann, der auf einer verlassenen Insel landet. Auch das Ende schrieb er komplett um. Einer der Hauptteile des Spiels wurde erst drei Tage vor Veröffentlichung fertiggestellt. Da Prebble nun so schnell arbeiten musste, blieb ihm keine Zeit mehr, über jedes Detail zu lange nachzudenken.

'Doom'-Modder Prebble plant schon eine Fortsetzung

"Wenn ich dasitze, prokrastiniere und zu kritisch bin, werde ich niemals fertig", sagt er. "Darum dachte ich: Scheiß drauf. Mach es einfach so schnell wie möglich fertig, damit du nicht drüber nachdenken kannst."

Der Plan ging auf. An Halloween 2018 stellte Prebble das Projekt, das er mit 14 Jahren begonnen hatte, online. Nachdem er sein bis dato halbes Leben investiert hatte, war Total Chaos endlich fertig.

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"Ich freue mich, dass ich die Entwicklung dieses Kunstwerks über die letzten Jahre mitverfolgen konnte!", schrieb ein langjähriger Fan in den Kommentaren auf Prebbles Blog. "Vielen Dank, dass du es bis zum Ende durchgezogen hast."

"Ich bin vor allem erleichtert, weil die Leute es nicht hassen", sagt Prebble lachend. "Ich arbeite immer noch daran, den Inhalt zu erweitern und Fehler zu beheben. Aber irgendwann werde ich das Projekt abschließen müssen."

Im November brachte Prebbles das erste große Update für Total Chaos heraus. Natürlich hat er bereits Ideen für eine Fortsetzung. Vor allem aber versucht Prebble nun darauf klar zu kommen, dass sein bisheriges Lebensprojekt nun abgeschlossen ist. Als Zeitverschwendung sieht er die 15-jährige Entwicklungsphase nicht: "Ich finde, ich habe die Zeit gut genutzt. Trotzdem wünschte ich, dass es nicht ganz so lange gedauert hätte."

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Dieser Text ist zuerst bei Waypoint erschienen. Die ungekürzte Originalversion findet ihr
hier.