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Diese interaktive Karte zeigt euch, welche Kameras euch wo überwachen

Das Projekt Surveillance under Surveillance macht die tausenden Überwachungskameras weltweit sichtbar - vorausgesetzt ihr helft mit.

Videoüberwachung im öffentlichen Raum wird von Politikern immer öfter als Methode der Kriminalitätsbekämpfung hochgehalten: Erst vor kurzem forderte der frühere Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) stärkere Videoüberwachung in Berlin. Kritiker dagegen bezweifeln nicht nur die Effektivität von Überwachungskameras im Einsatz für eine größere öffentliche Sicherheit, sondern äußern auch Bedenken über die damit sinkende Privatsphäre der Bürger.

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Über diese Problematiken aufzuklären und gleichzeitig die zunehmende weltweite Verbreitung von Überwachungskameras aufzuzeigen, ist das Ziel des Open Source Kartenprojekts Surveillance under Surveillance.

Die Initiative, die "die Überwachung überwacht" greift auf Kartendaten der OpenStreetMap sowie die Hilfe von vielen internationalen Initiativen und Freiwilligen zurück, welche Überwachungskameras auf der Karte eintragen. Dank dieser Arbeit zeigt OpenStreetMap an, an welchen Orten mit welchem Kameratyp überwacht wird. Über 14.000 Überwachungskameras erfasst das Projekt aktuell in Deutschland.

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Insgesamt listet OpenStreetMap inzwischen 50.000 Kameras weltweit, fast ein Drittel davon kamen aber erst dazu, nachdem Surveillance under Surveillance im August 2016 startete. Das verrät der Initiator des Projekts, Max Kamba, im Gespräch mit netzpolitik.org.

Kamba benutzte bis 2016 noch das französische Projekt "omscamera", das ebenfalls auf der Grundlage von OpenStreetMap funktionierte. Nachdem die Seite allerdings offline ging, fand er den Code des Projekts auf Github und startete damit seine eigene Website Surveillance under Surveillance.

Vor voreiligen Schlüssen, beispielsweise darüber, welche Stadt in Deutschland sich nun den Award für die meisten Überwachungskameras ins Rathaus stellen darf, warnt Kamba jedoch. "Kassel ist ein weißer Fleck. Da scheint die Welt noch in Ordnung zu sein, was ich allerdings nicht glauben kann", spielt er gegenüber netzpolitik.org darauf an, dass von den Überwachungskameras, die in Kassel installiert sind, bisher wahrscheinlich kaum welche von Nutzern eingetragen wurden.

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Das leuchtet ein. Denn die 14.000 Kameras, die OpenStreetMap mit Hilfe von Surveillance under Surveillance erfasst, sind wohl nur ein Bruchteil aller Kameras in Deutschland. Über 17.000 Kameras waren bereits Ende 2012 alleine in Bayern im Einsatz , so die Süddeutsche Zeitung, die sich auf einen Regierungsbericht beruft. In Berlin filmen dagegen über 14.000 Überwachungskameras im öffentlichen Raum, die meisten davon an U- und S-Bahnhöfen, heißt es in einem Bericht der WELT.

Es liegt also vor allem an der Arbeit von Freiwilligen, die tatsächlich installierten Kameras auch einzutragen, falls Surveillance under Surveillance wirklich einmal die gesamte videoüberwachte Realität abbilden soll.

Wer das Projekt unterstützen möchte, muss sich erst auf OpenStreetMap anmelden und kann dann auf der Karte Punkte setzen, die mit Tags versehen werden können. Die Überwachungskamera-Tags sind nicht sofort sichtbar, aber über die Suche mit dem Suchwort "surveillance" auffindbar. Eine genaue Anleitung findet ihr hier.

Über den Sinn und Unsinn von verstärkter Videoüberwachung gibt es politisch und gesellschaftlich derweil weiterhin kaum Einigung. Die Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) Sigrid Nikutta meinte gegenüber dem rbb, dass U- und S-Bahn dank Überwachungskameras stärker genutzt werden. "Videoüberwachung verhindert keine Straftaten", räumte dagegen der SPD-Abgeordnete Joschka Langenbrink gegenüber dem rbb ein, "hilft aber Täter zu überführen." Wie dieser Fall eines Mannes aus Denver zeigt, erwischt es dabei aber trotz Videoüberwachung aber nicht immer die echten Täter.

In Kassel ist die Welt übrigens nicht mehr "in Ordnung". Seit dem Start von Surveillance under Surveillance wurden immerhin 47 Kameras eingezeichnet. Ob sie die Stadt sicherer machen, ist nicht bekannt.